Tag & Nacht

Der Politiker Jacques Delors verstarb am 27. Dezember im Alter von 98 Jahren. Er war einer der leidenschaftlichsten Verfechter der Europäischen Union.

Zehn Jahre Präsidentschaft, der Rekord für die längste Amtszeit an der Spitze der Europäischen Kommission. Jacques Delors trat sein Amt im Januar 1985 an. Der damalige Premierminister von François Mitterand kündigt seinen ruhigen und strengen Stil an: „Ich werde keine unüberlegten Versprechungen machen, ich werde nicht in Euro-Pessimismus verfallen“, sagt er in seiner Antrittsrede. Während dieser zehn Jahre verkörpert er Europa bei den Staats- und Regierungschefs der gesamten Welt.

Eine Vision für ein wirtschaftliches und politisches Europa
Der Sozialist Delors trat für den Binnenmarkt und den Schengen-Raum ein, er verteidigte auch den Vertrag von Maastricht, wehrt sich aber dagegen, Europa nur als wirtschaftliches Projekt zu sehen: „Europa braucht einen politischen Willen und eine politische Struktur.“ Unter seiner Präsidentschaft treten Spanien und Portugal der Europäischen Union bei, das Bildungsprogramm Erasmus wird ins Leben gerufen, die Europäische Agrarpolitik wird reformiert und die blaue Sternenflagge wird zum Symbol Europas. Delors verlässt die EU-Kommission 1994 unter dem Beifall seiner hohen Beamten. Er verschafft sich jedoch weiterhin Gehör. Während der Covid-Epidemie zum Beispiel prangert er die mangelnde Solidarität der 27 Staaten an. In einer seiner letzten Reden rief er dazu auf, „eine europäische Lebensfreude“ zu schaffen.


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