In Haute-Corse wurde eine 19-jährige Studentin erschossen – offenbar Opfer einer tragischen Verwechslung. Sie saß allein in einem Auto, das normalerweise von ihrem Lebensgefährten genutzt wurde.
Ein tödlicher Irrtum?
Die junge Frau war Studentin an der Universität von Corte. Am Abend des 15. Februar fuhr sie durch das Dorf Ponte Leccia, als tödliche Schüsse auf ihr Fahrzeug abgefeuert wurden. Laut Staatsanwalt Jean-Philippe Navarre liegt die Vermutung nahe, dass sie nicht das eigentliche Ziel des Angriffs war. Vielmehr könnte sie Opfer eines Hinterhalts geworden sein, der in den Strukturen des organisierten Verbrechens wurzelt.
„Es kann derzeit keine Hypothese vollständig ausgeschlossen oder bestätigt werden“, erklärte der Staatsanwalt. Doch alles deute darauf hin, dass nicht sie, sondern eine andere Person das eigentliche Ziel gewesen sei. Ein brennendes Autowrack wurde später im etwa 20 Kilometer entfernten Tralonca entdeckt – ob es einen Zusammenhang gibt, ist noch unklar.
Die Ermittlungen laufen nun wegen vorsätzlichen Mordes in einer organisierten Bande.
Erneute Eskalation der Gewalt
Dieser Mord ist bereits das dritte Tötungsdelikt auf Korsika seit Jahresbeginn. Die Insel hat seit Jahrzehnten mit der Präsenz krimineller Netzwerke zu kämpfen, die sich durch Drogengeschäfte, Schutzgelderpressung und Waffenhandel finanzieren. Behörden und Politiker verurteilen die jüngste Bluttat mit deutlichen Worten.
„Diese unentschuldbare Gewalt hat das Leben einer jungen Studentin gefordert“, erklärten die Präfekten von Korsika und Haute-Corse. Auch der Präsident des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, fand klare Worte: „Diese Tragödie lässt uns trauern. Doch wir müssen uns bald und mit Entschlossenheit gegen diese mafiösen Strukturen wehren – sie zerstören unsere Zukunft.“
Ein Muster der Gewalt?
Die Methode ist nicht neu: Autos werden aus dem Hinterhalt beschossen, anschließend wird das Fluchtfahrzeug in Brand gesteckt, um Spuren zu verwischen. Solche Szenarien kennt man aus den dunklen Kapiteln der korsischen Unterwelt. Doch in diesem Fall könnte ein furchtbarer Irrtum den Tod der jungen Frau bedeutet haben.
Die Bevölkerung ist erschüttert. In den sozialen Medien häufen sich Forderungen nach einem härteren Vorgehen gegen die organisierte Kriminalität. Doch wie kann man diese Schattennetzwerke effektiv bekämpfen? Die Behörden stehen vor einer Mammutaufgabe.
Eines ist sicher: Die korsische Gesellschaft hat genug von der Gewalt. Doch ob dieser Mord eine Wende herbeiführt oder nur ein weiteres Kapitel in einer langen Geschichte der Kriminalität bleibt – das wird sich erst noch zeigen.
Von C. Hatty
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