Drei Wochen nach dem zerstörerischen Durchzug des Zyklons Chido ist die Stromversorgung auf Mayotte noch immer nicht vollständig wiederhergestellt. Während knapp 70 % der Haushalte inzwischen wieder mit Strom versorgt werden, leben noch etwa ein Drittel der Menschen der Insel im Dunkeln. Der Wiederaufbau gestaltet sich schwierig – und bringt die Dringlichkeit resilienter Infrastruktur einmal mehr ins Bewusstsein.
Eine Insel im Ausnahmezustand
Mayotte, ein kleines französisches Überseegebiet im Indischen Ozean, hat schwer unter den Folgen des Zyklons zu leiden. Am 4. Januar gab Électricité de Mayotte (EDM) bekannt, dass in den meisten Dörfern und Gemeinden etwa 75 % der Haushalte wieder Strom haben. Doch in rund 20 Ortschaften liegt der Versorgungsgrad bei unter 50 %, und in acht von ihnen haben weniger als 5 % der Haushalte wieder Zugang zur Elektrizität.
Der Weg zurück zur Normalität ist holprig: Am 29. Dezember – also knapp zwei Wochen nach dem Sturm – waren erst gut die Hälfte der Haushalte versorgt. Diese Zahlen zeigen, wie massiv die Infrastruktur auf der Insel beschädigt wurde.
Der Premierminister greift ein
Bei seinem Besuch Ende Dezember betonte Premierminister François Bayrou die Dringlichkeit, die Versorgungslage zu verbessern. Sein klares Ziel: Bis Ende Januar sollen alle Haushalte wieder Zugang zu Elektrizität haben. Doch die Realität vor Ort zeigt, dass dies eine Mammutaufgabe ist – trotz erheblicher Anstrengungen.
Logistische Meisterleistung: Hilfsgüter und Fachkräfte im Dauereinsatz
Um die Schäden zu beheben, hat EDF, ein bedeutender Anteilseigner von EDM, eine beeindruckende logistische Operation gestartet. 200 Tonnen Material, darunter Kabel, Reparaturkits und Werkzeuge, wurden bereits auf die Insel gebracht. Hinzu kommen 60 Fahrzeuge, darunter 11 Hebebühnen, sowie 220 Generatoren, von denen 20 eine besonders hohe Leistung erbringen.
Ein Großteil dieses Materials wird aus La Réunion und Paris eingeflogen – sogar ein Frachtflugzeug mit 100 Tonnen Hilfsgütern wurde gechartert. Und wer steht hinter diesen Zahlen? 75 hochspezialisierte Mitarbeiter von EDF und Enedis, die sich vor Ort um die Reparaturen kümmern. Bald sollen es sogar 80 sein, denn weitere Verstärkung wird erwartet.
Mehr als nur Strom: Die Frage nach der Zukunft
Was bleibt, wenn die letzte Stromleitung repariert ist? Der Zyklon Chido hat nicht nur die Infrastruktur Mayottes in die Knie gezwungen, sondern auch grundlegende Fragen aufgeworfen: Wie kann eine abgelegene Insel wie Mayotte in Zukunft besser auf solche Naturkatastrophen vorbereitet werden? Und was bedeutet das für andere Regionen, die ebenfalls unter dem Klimawandel leiden?
Zyklone wie Chido werden durch den Klimawandel intensiver und häufiger. Eine robuste Infrastruktur, die solchen Extremen standhält, ist nicht länger Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Gleichzeitig zeigt die Solidarität von Fachkräften und die logistische Unterstützung, dass schnelle Hilfe möglich ist – wenn Ressourcen und Entschlossenheit vorhanden sind.
Ein Funken Hoffnung
Während Mayotte weiterhin im Ausnahmezustand verharrt, gibt es auch Grund zur Hoffnung. Die umfassenden Maßnahmen und die Zusammenarbeit verschiedener Akteure sind ein Beispiel dafür, wie Krisen bewältigt werden können. Doch langfristig braucht die Insel mehr: eine nachhaltige, klimaresiliente Infrastruktur, die künftigen Stürmen standhält – und die Menschen nicht im Dunkeln lässt.
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