Tag & Nacht




Einmal im Jahr wird europaweit die Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt, das oft im Schatten gesellschaftspolitischer Debatten steht – und dabei doch so zentral für die Zukunft unserer Gesellschaft ist: Jugendinformation. Am 17. April wird der Europäische Tag der Jugendinformation begangen. Ein Datum, das nicht bloß symbolischen Charakter hat, sondern einen entscheidenden Nerv unserer Zeit trifft.

Denn in einer Welt, in der täglich Millionen Informationen auf uns einprasseln, brauchen junge Menschen mehr denn je Orientierung, Zugang zu vertrauenswürdigen Quellen und Räume, in denen ihre Fragen gehört und ernst genommen werden.


Vom Recht auf Wissen zur Chance auf Selbstbestimmung

Jugendinformation ist weit mehr als das Verteilen von Broschüren oder das Betreiben von Websites. Es geht darum, jungen Menschen den Weg zu ebnen – zur Teilhabe, zur Mitgestaltung, zu ihren eigenen Entscheidungen. Ob es um Berufswahl, Auslandserfahrungen, psychische Gesundheit oder politische Bildung geht: Wer informiert ist, kann sich bewusst entscheiden. Wer orientierungslos bleibt, wird gelenkt.

Dabei geht es nicht nur um trockene Daten oder Fakten – sondern um Perspektiven. Gute Jugendinformation hilft, aus Möglichkeiten konkrete Pläne zu schmieden.


Zwischen KI, TikTok und Lebenskrisen: Wie Jugendinformation 2025 aussehen muss

Die Herausforderungen für moderne Jugendinformation sind vielfältig – und technisch anspruchsvoller denn je. TikTok-Influencer übernehmen inzwischen oft die Rolle klassischer Info-Kanäle. Gleichzeitig mischen sich in den digitalen Raum Verschwörungstheorien, Clickbait und Halbwahrheiten. Wer heute Informationen sucht, steht vor einem Dschungel aus Meinungen, Interessen und Algorithmen.

Und genau hier wird es spannend: Kann Künstliche Intelligenz helfen, junge Menschen besser zu informieren – oder entfremdet sie sie von realer, menschlicher Beratung? Das Motto des diesjährigen Aktionstages – „Youth Info #OwnTheAI“ – greift diese Fragestellung auf. Es geht darum, wie digitale Tools sinnvoll eingesetzt werden können, ohne das Persönliche zu verlieren.

Denn kein Chatbot der Welt ersetzt ein offenes Gespräch mit einer echten Beraterin, einem verständnisvollen Sozialarbeiter oder einer engagierten Jugendinfostelle.


Was macht gute Jugendinformation aus?

Zuverlässig, verständlich, zugänglich – das ist das kleine Einmaleins guter Information für junge Leute. Doch es braucht mehr: Respekt vor der Lebensrealität der Jugendlichen. Flexibilität, sich auf neue Fragen und Trends einzustellen. Und ganz viel Zuhören.

Ein Schüler, der nicht weiß, wie er sich für ein Studium einschreiben soll. Eine Jugendliche, die sich über mentale Gesundheit informieren möchte. Ein 17-Jähriger, der einen Freiwilligendienst im Ausland machen will. Sie alle brauchen Orte, an denen ihre Fragen auf offene Ohren stoßen – ohne belehrenden Zeigefinger, aber mit echtem Interesse.


Warum dieser Tag auch uns Erwachsene angeht

Es ist leicht, den 17. April als reinen „Jugendtag“ abzutun – ein Datum, das halt mal wieder auf dem Kalender steht. Aber was wäre, wenn wir diesen Tag als Anlass nähmen, selbst zuzuhören? Unsere Kinder, unsere Schüler, unsere Azubis zu fragen: „Was beschäftigt dich gerade? Wo findest du eigentlich deine Infos? Und wem glaubst du?“

Die Antworten könnten überraschend sein. Und sie könnten uns zeigen, wie sehr wir als Gesellschaft gefragt sind – nicht nur in der Technik, sondern im Vertrauen, das wir jungen Menschen entgegenbringen.


Ein Tag, der wirken soll – und zwar das ganze Jahr

Jugendinformation darf keine Eintagsfliege sein. Sie ist ein Prozess. Sie muss gepflegt, hinterfragt, weiterentwickelt werden. Deshalb braucht es stabile, gut finanzierte Strukturen – nicht nur in Großstädten, sondern gerade auch in ländlichen Regionen. Mobile Info-Angebote, digitale Tools, Workshops in Schulen, interaktive Plattformen – all das gehört dazu.

Und vor allem: Menschen, die sich mit Leidenschaft und Fachverstand für die Anliegen der Jugend starkmachen. Die nicht nur Infos raushauen, sondern wirklich etwas bewirken wollen.


Ist Jugendinformation Luxus oder Notwendigkeit?

Diese Frage sollte sich jeder stellen, der in Politik, Verwaltung oder Bildung Verantwortung trägt. In Wahrheit ist sie längst beantwortet – denn ohne informierte junge Menschen gibt es keine informierte Gesellschaft. Punkt.

Wer den Zugang zu Information absichert, sichert Teilhabe. Wer Jugendlichen Orientierung gibt, schenkt ihnen Handlungsspielraum. Und wer zuhört, lernt selbst dazu.


Am Europäischen Tag der Jugendinformation geht es um weit mehr als um Plakate oder Posts. Es geht um Würde, Teilhabe – und darum, der nächsten Generation zu zeigen: Wir nehmen euch ernst.

Von C. Hatty

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