Tag & Nacht

Sechs Monate vor den Olympischen Spielen in Paris organisieren sich die Tourismusfachleute, um die Zuschauer so gut wie möglich zu empfangen, da die französische Gastfreundschaft derzeit nicht unbedingt den besten Ruf genießt.

Während der Olympischen Spiele und der anschließenden Paralympischen Spiele werden zwischen Ende Juli und Anfang September mehr als 15 Millionen Besucher in Paris erwartet. Dies sind die Zahlen, die das Fremdenverkehrsamt der Hauptstadt jetzt vorgelegt hat. Die meisten dieser Zuschauer sind „Einheimische“ aus ganz Frankreich, aber auch Besucher aus der ganzen Welt, deren Zahl auf über eine Million geschätzt wird, werden erwartet. Es ist eine Herausforderung für die französische Hauptstadt, deren Gastfreundschaft von manchen Touristen in Frage gestellt wird, all diese Zuschauer, die für kurze oder längere Zeit in der Stadt bleiben, unter guten Bedingungen zu beherbergen.

Jahr für Jahr wird den Franzosen – und insbesondere den Parisern – mehr oder weniger begründet vorgeworfen, sie seien nörglerisch, hochmütig, chauvinistisch, schlecht im Umgang mit Fremdsprachen und sogar unhöflich, obwohl Frankreich, wie Emmanuel Macron Mitte Januar auf X stolz verkündete, das weltweit führende Reiseziel ist. Kurz gesagt, das Land und insbesondere seine Hauptstadt haben den Ruf „französischer Ungastlichkeit“.

Jüngstes Beispiel für diese schlechte Presse ist die Geschichte einer amerikanischen Touristin und Influencerin auf TikTok. Ihr am 5. Januar veröffentlichtes Video mit dem Titel „La France m’a fait pleurer“ (Frankreich hat mich zum Weinen gebracht) wurde millionenfach angeklickt. Darin berichtet sie von ihren schlechten Erfahrungen in Lyon, das sie allein und zum ersten Mal besuchte. „Ich habe mich sehr isoliert gefühlt“, erzählt sie. „Die Leute geben dir ein schlechtes Gefühl, weil du ihre Kultur nicht kennst oder ihre Sprache nicht sprichst.“

„Die Qualität des Empfangs ist nicht immer gegeben“, räumt Frédéric Hocquard ein, der im Pariser Rathaus als Beigeordneter für Tourismus zuständig ist. „Man muss zugeben, dass wir nicht außergewöhnlich gastfreundlich sind. Wenn ich sehe, wie Touristen am Pariser Flughafen oder am Gare du Nord empfangen werden…“, ergänzt der Grünen-Politiker, der aber optimistisch bleiben will: „2024 werden wir versuchen, die Stadt von ihrer besten Seite zu zeigen!“. Tony Estanguet, der Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele, schlägt in die gleiche Kerbe: „Seit zehn Jahren arbeiten wir hart daran, dass Frankreich strahlt, dass Frankreich die Welt willkommen heißt […] und ich weiß, dass wir bereit sein werden“, versprach der dreifache Olympiasieger Mitte Januar 2024.

Ein „Manifest der Gastfreundschaft“ für Fachleute
Diese Herausforderung, die Zuschauer gut zu empfangen, haben die Organisatoren der Olympischen Spiele – vom Komitee über das Fremdenverkehrsamt bis hin zur Pariser Stadtverwaltung – fest im Blick. „Es wird viele Freiwillige geben, die zur Zeit der Olympischen Spiele Touristen empfangen“, sagt Frédéric Hocquard. „Auch die Tourismusbranche muss sich anstrengen und an der Qualität des Empfangs arbeiten“, fügt er hinzu.

Das Pariser Fremdenverkehrsamt hat daher ein „Manifest der Gastfreundschaft“ ins Leben gerufen, erklärt Corinne Menegaux, Generaldirektorin von „Paris je t’aime“, dem neuen Namen des Fremdenverkehrsamts der Hauptstadt. „Unser Ziel ist es, dass der Weg des Besuchers so einfach wie möglich und wir so gastfreundlich wie möglich sind, im wahrsten Sinne des Wortes des Wortes Gastfreundschaft“, betont sie.

Dieses Manifest behandelt zahlreiche Aspekte wie „den zweisprachigen Empfang, die zur Verfügung stehenden Karten, die digitalen Tools zur Buchung bis hin zu Verpflichtungen, z. B. in Bezug auf Barrierefreiheit, Inklusion, nachhaltige Entwicklung, kurze Wege usw.“, zählt Corinne Menegaux auf. Die Fachleute aus den Bereichen Unterkunft, Gastronomie, Kultur- und Sportstätten, Fremdenführer und Transport sind betroffen und haben alle das Manifest unterzeichnet, das bereits seit dem 1. Januar in Kraft ist, erläutert die Chefin des Fremdenverkehrsamts. Sie betont: „Es gibt ein echtes Bewusstsein dafür, wie wichtig es heute ist, unsere Besucher gut zu empfangen. Für die Spiele, aber nicht nur…“.

Während der Spiele, aber auch nach den Spielen
Andere Instrumente ergänzen dieses Manifest für Fachleute, insbesondere die App mit dem Namen „My Paris Je t’aime“, die seit Ende 2023 online ist. „Die Idee ist, den Besucher besser zu begleiten, wenn er erst einmal vor Ort ist“, erklärt Corinne Menegaux. „Wie kann ich meine Tickets buchen? Wie nehme ich die Verkehrsmittel? Wie komme ich von einem Ort zum anderen? Das alles mit einer geolokalisierten Karte, die den Zugang zu allen Dienstleistungen ermöglicht“.

„Die Karte wird um eine behindertenspezifische Version erweitert, die es ermöglichen wird, den Zugang zu verschiedenen Standorten und verschiedenen Arten von Aktivitäten je nach Art der Behinderung zu erfahren“, verspricht Corinne Menegaux, Generaldirektorin des Pariser Fremdenverkehrsamts gegenüber dem Sender Franceinfo.

Diese virtuelle Hilfe wird durch reale Anlaufstellen ergänzt. „Wenn Sie in Montparnasse sind, müssen Sie nicht durch ganz Paris fahren, um eine Information zu erhalten“, erklärt Corinne Menegaux. Es gibt heute zwölf solcher Infopunkte, die zu offiziellen Touristeninformationsstellen werden. Das Ziel ist es, bis zum Beginn der Spiele etwa 50 solcher Stellen zu haben.

Corinne Menegaux denkt jedoch bereits auch an die Zeit nach Paris 2024. Paris erwartet einen Touristenansturm auch in den Jahren 2025, und 2026, nachdem die Olympischen Spiele die französische Hauptstadt weltweit ins Rampenlicht gerückt haben: „Die Zeit nach den Olympischen Spielen wird die eigentliche Herausforderung sein“, betonte der für Tourismus zuständige stellvertretende Bürgermeister von Paris.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!