Ein Samstagmorgen, der in der Region Savoie für Aufsehen sorgte: Rund hundert Klimaaktivistinnen und -aktivisten blockierten zwei Stunden lang den Flughafen von Chambéry. Ihr Ziel? Ein deutliches Zeichen gegen den Flugverkehr und den Wintersport setzen – Industrien, die laut den Organisatoren „klimaticide“ Folgen haben.
Ab 9 Uhr morgens ging nichts mehr auf den Zufahrtsstraßen zum Flughafen. Zwischen 80 und 100 Mitglieder der Gruppen Extinction Rebellion Chambéry und Attac Savoie machten sich mit Bannern, Parolen und lautstarker Präsenz bemerkbar. Zwei Stunden dauerte die Blockade, ehe sie gegen 11 Uhr von der Gendarmerie friedlich aufgelöst wurde.
Warum genau der Flughafen Chambéry? Die Antwort ist einfach: Er gilt als wichtiger Anlaufpunkt für Skitouristen – insbesondere aus Großbritannien – und steht damit sinnbildlich für einen aus Sicht der Klimaschützer nicht nachhaltigen Tourismus. Flugzeuge landen und starten hier regelmäßig, um wohlhabende Urlauber in die französischen Alpen zu bringen. Ein Umstand, der für die Aktivistinnen und Aktivisten nicht länger hinnehmbar ist.
„Der Flugverkehr muss drastisch reduziert werden – außer in absoluten Notfällen“, forderte Mangoa von Extinction Rebellion Chambéry. Sie kritisierte vor allem die Steuerbefreiung von Kerosin. Dass Flugtickets oftmals günstiger seien als Zugreisen, sei nicht nur absurd, sondern auch klimapolitisch ein Armutszeugnis.
Die Kritik der Demonstrierenden geht allerdings noch weiter: In einem veröffentlichten Statement prangerte Attac Savoie den „Luxus-Flughafenbetrieb“ an, der „Luftverschmutzung, Lärm und visuelle Belastung“ verursache – und das alles, um einer privilegierten Klientel den Zugang zu exklusiven Skigebieten zu erleichtern.
Die Reaktion des Flughafens fiel diplomatisch aus. Die Leitung erklärte, man nehme die Kritik ernst. Es würden bereits Maßnahmen umgesetzt – etwa in den Bereichen Elektrifizierung und Biodiversitätsschutz. Von einem radikalen Wandel war jedoch keine Rede. Vielmehr wolle man die Umweltbelastung „so gut es geht“ reduzieren. Klingt wie: Es tut sich was, aber gemütlich.
Spürbare Auswirkungen hatte der Protest auch auf den Flugbetrieb. Zwar wurden die Demonstrierenden ohne Zwischenfälle entfernt, doch auf dem Flugplan zeigte sich der Eingriff: Von den etwa 20 geplanten Starts und Landungen an diesem Tag kam es zu mehreren Verspätungen.
Doch bei der Aktion ging es nicht nur um ein lokales Zeichen. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollten ein Schlaglicht auf ein viel größeres Problem werfen: den klimaschädlichen Einfluss des globalen Flugverkehrs. Der Flughafen Chambéry ist dabei nur ein Beispiel von vielen. In den Augen der Demonstrierenden verkörpert er ein System, das auf kurzfristigem Profit und exklusivem Komfort beruht – auf Kosten der Umwelt und zukünftiger Generationen.
Man mag sich fragen: Was bewirken zwei Stunden Blockade wirklich? Vielleicht nicht viel – auf den ersten Blick. Aber wenn der Protest Bilder erzeugt, Diskussionen anstößt und den einen oder anderen Reisenden zum Nachdenken bringt, dann war er vielleicht doch mehr als nur eine symbolische Geste.
Die Reaktionen aus der Bevölkerung reichten derweil von Zustimmung bis zu scharfer Kritik. Während einige Passagiere Verständnis zeigten, fühlten sich andere durch die Verspätungen und Umstände gestört. Eine klassische Gratwanderung also zwischen zivilem Ungehorsam und öffentlicher Akzeptanz.
Ob die Forderungen nach strengeren Regulierungen im Flugverkehr und einer höheren Kerosinbesteuerung politische Früchte tragen, bleibt offen. Doch klar ist: Der Druck von Umweltgruppen nimmt zu – und damit auch die öffentliche Aufmerksamkeit für die ökologischen Schattenseiten des Massentourismus.
Denn in Zeiten der Klimakrise ist es längst keine private Angelegenheit mehr, wie und wohin wir reisen. Es geht um eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung – über die Zukunft unseres Planeten.
Von C. Hatty
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