Charleville-Mézières ist ein Geheimtipp für Reisende, die den Charme kleiner französischer Städte mit reichlich Geschichte und Kultur erleben möchten. Die doppelte Stadt – Charleville und Mézières wurden erst 1966 vereint – liegt in der Region Grand Est nahe der belgischen Grenze und ist vor allem als Geburtsort des berühmten Dichters Arthur Rimbaud bekannt. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken. Pack deine bequemen Schuhe ein, denn wir gehen auf eine ausführliche Stadtführung durch Charleville-Mézières, die deine Vorstellung von dieser kleinen, aber bedeutenden Stadt auf den Kopf stellen wird.
1. Start im Herzen: Place Ducale
Beginnen wir unser Abenteuer im Herzen von Charleville, auf dem majestätischen Place Ducale. Dieser Platz, der dem berühmten Place des Vosges in Paris nachempfunden ist, wurde im 17. Jahrhundert von Clément Métezeau entworfen, einem Architekten des Königs. Mit seinen symmetrischen Arkaden, den prachtvollen Sandsteinfassaden und dem Kopfsteinpflaster versprüht er puren französischen Charme.
Während du unter den Arkaden entlangspazierst, kannst du die lebhaften Cafés und Geschäfte bewundern, die den Platz säumen. Es lohnt sich, in einem der kleinen Bistros eine Pause einzulegen und das bunte Treiben zu beobachten. Spätestens hier wird dir klar, warum Charleville den Spitznamen „das kleine Paris der Ardennen“ trägt.
2. Auf den Spuren von Arthur Rimbaud
Nur einen Katzensprung vom Place Ducale entfernt steht das Musée Rimbaud, das dem berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet ist. Das Museum ist in einer ehemaligen Mühle untergebracht, was allein schon einen Besuch wert macht. Rimbaud, der mit seinen Gedichten die literarische Welt revolutionierte, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Charleville.
Das Museum führt dich durch das Leben und Werk des jungen Genies – von seinen rebellischen Jahren bis hin zu seinen abenteuerlichen Reisen. Besonders beeindruckend ist die Sammlung von Manuskripten und persönlichen Gegenständen, die einen intimen Einblick in Rimbauds kurzes, aber intensives Leben geben. Ein Muss für alle Literaturbegeisterten!
Weiter geht’s zur Maison des Ailleurs. Dieses unscheinbare Haus war einst Rimbauds Wohnsitz. Es ist weniger ein klassisches Museum als vielmehr ein Ort der Erinnerung, der den Besucher mit multimedialen Installationen in die Gedankenwelt des Dichters eintauchen lässt. Ein atmosphärischer Ort, der die Faszination für diesen Ausnahmekünstler verständlich macht.
3. Mézières und die Kathedrale von Saint-Lambert
Nun verlassen wir den modernen Teil Charlevilles und begeben uns nach Mézières, den älteren Teil der Doppelstadt. Ein kurzer Spaziergang über die Maas bringt uns in die mittelalterlichen Gassen von Mézières. Hier scheint die Zeit stillzustehen – enge Straßen, Fachwerkhäuser und der Geruch von frischem Brot aus den Bäckereien verleihen Mézières eine fast dörfliche Atmosphäre.
Im Zentrum von Mézières steht die imposante Kathedrale von Saint-Lambert. Schon von weitem sichtbar, beeindruckt das gotische Bauwerk mit seinen hohen Türmen und dem reich verzierten Portal. Die Kathedrale, die im 16. Jahrhundert erbaut wurde, überstand zahlreiche Belagerungen und Kriege und steht heute als Symbol der Widerstandskraft der Stadt.
Tritt ein und lass dich von den bunten Glasfenstern und der stillen Atmosphäre der Kathedrale verzaubern. Besonders hervorzuheben sind die Werke des Glasmalers René Dürrbach, die im Licht der Sonne regelrecht zu leuchten beginnen.
4. Entlang der Stadtmauer: Eine Reise ins Mittelalter
Von der Kathedrale aus folgen wir der Stadtmauer, die Mézières umgibt. Diese gut erhaltene Befestigungsanlage erinnert an die strategische Bedeutung der Stadt im Mittelalter. Während unseres Spaziergangs entlang der Mauer gibt es zahlreiche Türme und Tore zu entdecken, die einst die Stadt vor Angreifern schützten.
Ein besonderes Highlight ist das Porte de Bourgogne, ein mächtiges Tor, das den Haupteingang zur Stadt bildete. Hier lässt sich die historische Bedeutung von Mézières als Festungsstadt hautnah erleben. Stell dir vor, wie die Soldaten einst hier patrouillierten, während wir heute in aller Ruhe durch die alten Gassen schlendern können.
5. Die Marionettenstadt: Le Grand Marionnettiste und das Marionettenmuseum
Nach dem historischen Teil der Stadt führt uns unser Weg zurück nach Charleville, wo uns etwas ganz Besonderes erwartet: Le Grand Marionnettiste. Diese riesige mechanische Puppe thront seit 1991 über dem Place Winston Churchill und ist ein Symbol für die lange Tradition des Puppenspiels in der Stadt.
Jeden Tag um 10 Uhr und dann stündlich bis 21 Uhr führt der Marionnettist Szenen aus dem berühmten Chanson de Roland auf. Die Aufführung dauert nur wenige Minuten, aber sie zieht stets zahlreiche Schaulustige an – eine willkommene Gelegenheit, in die Welt des Puppenspiels einzutauchen.
Wenn du mehr über diese Kunstform erfahren möchtest, dann besuche unbedingt das nahegelegene Musée de l’Ardenne. Das Museum widmet einen ganzen Bereich der Marionettentradition und zeigt eine beeindruckende Sammlung von Puppen aus der ganzen Welt. Die liebevoll gestalteten Ausstellungsstücke lassen dich in eine andere Zeit und Welt eintauchen – ein Erlebnis, das besonders bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen für Staunen sorgt.
6. Kulinarische Highlights: Ein Geschmack der Ardennen
Nach so viel Kultur und Geschichte knurrt bestimmt der Magen, oder? Zeit, die kulinarischen Köstlichkeiten der Region zu entdecken. Die Ardennen sind bekannt für ihre deftigen und herzhaften Spezialitäten, die wir uns nicht entgehen lassen sollten.
Beginnen wir mit der Andouillette, einer Wurstspezialität, die man lieben oder hassen kann – typisch französisch eben! Serviert wird sie oft mit einem Senf-Dip und knusprigen Pommes. Dazu passt ein Glas Cidre oder ein regionales Bier, das in den umliegenden Brauereien gebraut wird.
Für den süßen Abschluss eines gelungenen Tages empfehle ich dir einen Besuch in einer der Pâtisserien der Stadt. Probiere die Cacasse à cul nu, ein traditionelles Dessert der Region, oder gönne dir ein Stück der berühmten Tarte à la cassonade, einem mit braunem Zucker verfeinerten Kuchen, der auf der Zunge zergeht.
7. Der perfekte Abschluss: Ein Spaziergang entlang der Maas
Um den Tag in Charleville-Mézières ausklingen zu lassen, empfehle ich einen entspannten Spaziergang entlang der Maas. Die Uferpromenade lädt zum Flanieren ein, und im Sommer kann man sogar kleine Boote mieten, um die Stadt vom Wasser aus zu erkunden.
Setze dich auf eine der Bänke am Flussufer, lass die Erlebnisse des Tages Revue passieren und genieße den Sonnenuntergang, der die Stadt in goldenes Licht taucht. Es sind diese ruhigen Momente, die Charleville-Mézières so besonders machen – eine Stadt, die Geschichte und Gegenwart auf eine Weise miteinander verbindet, die nur wenige Orte in Frankreich bieten können.
Charleville-Mézières – eine Stadt mit zwei Gesichtern, die es zu entdecken gilt. Was denkst du? Bereit für die nächste Reise?
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