Tag & Nacht

Der Widerstand der Landwirte gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten geht weiter. Am Montag, den 10. Februar, blockierten Bauern im Südwesten Frankreichs erneut wichtige Verkehrsachsen. Hinter den Protesten steht die Bewegung „Ultras der A64“, angeführt von Jérôme Bayle, die sich bewusst von traditionellen Gewerkschaften distanziert.

Neue Blockaden im Pyrenäen-Gebiet

Seit dem Vormittag haben Landwirte in Fos, Haute-Garonne, an der Grenze zu Spanien eine Straßensperre errichtet – wenn auch mit zunächst geringer Beteiligung. Etwa 20 Traktoren waren vor Ort, berichteten lokale Medien. Eine zweite Blockade wurde in Anglet, nahe der Autobahn A63 im Baskenland, eingerichtet. Ursprünglich war eine dritte Sperre am Col d’Ares in den Pyrenäen-Orientales geplant, diese wurde jedoch kurzfristig aufgehoben. Stattdessen trafen sich dort französische und spanische Landwirte zum Austausch.

Die Proteste richten sich vor allem gegen das Mercosur-Abkommen, das den Import von Agrarprodukten aus südamerikanischen Ländern erleichtern soll. Viele Bauern befürchten, dass dies zu unfairen Wettbewerbsbedingungen führt und die heimische Landwirtschaft gefährdet.

„Pädagogische Blockaden“ statt blinder Wut

Anders als bei vorherigen Protesten setzen die Demonstranten diesmal auf Dialog. „Wir wollen niemanden behindern, sondern aufklären“, erklärte Jérôme Bayle. Die Blockaden seien nicht dazu da, den Verkehr lahmzulegen, sondern um mit Autofahrern ins Gespräch zu kommen und sie über die Auswirkungen des Abkommens zu informieren.

„Viele Konsumenten wissen gar nicht, worum es geht“, so Bayle weiter. „Wenn wir nicht handeln, ist das der Todesstoß für die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Unsere Dörfer, unsere Höfe – all das steht auf dem Spiel.“ Besondere Sorgen bereitet den Landwirten die Qualität der importierten Produkte. „Die Lebensmittelstandards in Südamerika sind nicht die gleichen wie in Europa. Das gefährdet nicht nur unsere Existenz, sondern auch die Gesundheit der Verbraucher“, warnte er.

Der Protest könnte nach Brüssel verlagert werden

Die Bewegung „Ultras der A64“ hebt sich klar von den etablierten Agrargewerkschaften ab. Laut ihrer eigenen Aussage kämpfen sie „ohne Banner, ohne politische Zugehörigkeit – nur für die Zukunft der Landwirtschaft“. Ihr Ziel: mindestens 72 Stunden Protest. Doch Bayle deutete an, dass dies erst der Anfang sein könnte. Eine Fortsetzung der Demonstrationen auf EU-Ebene, möglicherweise in Brüssel, steht im Raum.

Die Proteste der Landwirte in Frankreich haben bereits Anfang 2024 für Schlagzeilen gesorgt. Damals brachten sie mit Straßenblockaden und großflächigen Demonstrationen ihre Wut über steigende Betriebskosten, sinkende Einkommen und strenge Umweltauflagen zum Ausdruck. Jetzt liegt der Fokus auf dem internationalen Handel – und die Bauern sind entschlossener denn je.

Von C. Hatty

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