Frankreich zeigt einmal mehr, dass es beim Umbau seiner Energiezukunft Ernst macht. Knapp 100 Millionen Euro – so viel Unterstützung erhält das Start-up Gen-Hy aus Allenjoie im Département Doubs vom französischen Staat. Ziel: die Weiterentwicklung und industrielle Produktion innovativer Elektrolyseure zur Erzeugung von grünem Wasserstoff.
Das Geld fließt über fünf Jahre hinweg – und kommt zu einer Zeit, in der die Wasserstoffbranche im Land unter Druck steht.
Gen-Hy: Kleine Firma, große Technologie
Was macht Gen-Hy so besonders? Das Unternehmen setzt auf eine neuartige Elektrolyseur-Technologie mit sogenannten AEM-Membranen (Anion Exchange Membranes) – und verzichtet dabei vollständig auf seltene Metalle. Das ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern spart auch Kosten.
Der Clou: Die Anlagen von Gen-Hy liefern hochreinen Wasserstoff zu besonders wettbewerbsfähigen Preisen.
Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 20 Mitarbeitende. Doch die Pläne sind ambitioniert: In den kommenden vier Jahren sollen 150 neue Arbeitsplätze entstehen – langfristig sogar bis zu 250. Produziert werden sollen jährlich rund 350 Elektrolyseure mit Leistungen zwischen 100 kW und 2 MW. Ein echter Kraftakt für ein Start-up, das bislang kaum überregional bekannt war.
Rückenwind für eine Branche im Umbruch
Die Förderung passt perfekt in Frankreichs nationale Strategie für grünen Wasserstoff. Dieser gilt als zentraler Baustein für die Energiewende – insbesondere zur Dekarbonisierung der Industrie und des Verkehrs. Doch der Markt ist volatil. Jüngstes Beispiel: Der französische Elektrolyseur-Hersteller McPhy hat kürzlich seinen geplanten Gigafactory-Standort im Département Territoire de Belfort auf Eis gelegt.
Solche Rückschläge machen deutlich, wie fragil das Ökosystem rund um grünen Wasserstoff aktuell noch ist.
Umso wichtiger ist die öffentliche Unterstützung – allerdings nicht um jeden Preis. Der Arbeitgeberverband Medef mahnt zur Vorsicht: Öffentliche Gelder müssten mit Bedacht eingesetzt werden. Technologie, Reifegrad und Marktchancen müssten klar bewertet werden, bevor Fördergelder fließen.
Frankreichs Plan: Vielfalt statt Einzellösung
Gen-Hy ist nicht der einzige Hoffnungsträger. Auch andere französische Unternehmen investieren kräftig in grünen Wasserstoff. Ein gutes Beispiel ist Lhyfe. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet und verfolgt ehrgeizige Projekte: So entsteht nahe Le Havre ein neues Wasserstoff-Werk, das ebenfalls staatlich unterstützt wird. Weitere Produktionsstätten sind in den Vogesen und sogar im Ausland geplant.
Frankreich will eine nachhaltige, international konkurrenzfähige Wasserstoffwirtschaft aufbauen – und dabei möglichst viele technologische Wege parallel verfolgen. Man setzt auf Innovation, Pragmatismus und starke Partnerschaften zwischen Staat und Wirtschaft.
Der Weg ist lang – aber lohnenswert
Die politische Unterstützung ist da. Die Technologie entwickelt sich. Und der gesellschaftliche Rückhalt wächst – schließlich steht Wasserstoff für eine Zukunft ohne CO₂. Doch klar ist auch: Der Aufbau einer tragfähigen Wasserstoffwirtschaft ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Es braucht Zeit, Durchhaltevermögen und – ja, auch Geduld.
Aber wenn man auf Unternehmen wie Gen-Hy schaut, spürt man: Hier entsteht etwas. Und vielleicht kommt der große Durchbruch ja bald aus einem kleinen Ort im Département Doubs.
Autor: M.A.B.
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