Tag & Nacht

Bei einem Besuch im Bahnhof Saint-Lazare am Montag betonte der französische Premierminister, dass zusätzlich zu den bereits im Rahmen der Operation Sentinelle eingesetzten 3.000 Soldaten weitere „4.000 Militärangehörige“ in „Alarmbereitschaft“ versetzt wurden.

Während eines Treffens mit dem Sicherheitspersonal der SNCF im Pariser Bahnhof Saint-Lazare am 25. März 2024 unterstrich Premierminister Gabriel Attal die Bedeutung außergewöhnlicher Maßnahmen angesichts der Bedrohung durch den „islamistischen Terrorismus“. Nachdem das Sicherheitsniveau des sogenannten Vigipirate-Plans auf die höchste Stufe angehoben wurde, gab Attal bekannt, dass seit Anfang 2024 bereits zwei Terroranschläge in Frankreich vereitelt worden seien. Innenminister Gérald Darmanin präzisierte, dass die Anschläge am 10. Januar und am 5. März verhindert wurden, wobei einer davon „die Stadt Straßburg“ als Ziel gehabt habe.

Gabriel Attal, der den Bahnhof besuchte, um den Einsatzkräften seine Anerkennung auszusprechen, ergriff vor der Presse das Wort. Er hob hervor, dass seit 2017 insgesamt 45 Anschläge verhindert und in den letzten sieben Jahren „760 radikalisierte Ausländer“ des Landes verwiesen wurden. „Die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus ist real, sie ist ernst, und sie hat niemals nachgelassen. (…) Wir dürfen dem islamistischen Terrorismus keinen Millimeter nachgeben“, betonte er mit Nachdruck.

„Verstärkte Polizeipräsenz an allen sensiblen Orten“
Weiterhin teilte Gabriel Attal mit, dass zusätzlich zu den im Rahmen der Operation Sentinelle bereits eingesetzten 3.000 Soldaten „4.000 weitere Militärangehörige“ in Alarmbereitschaft versetzt wurden. „Ab heute Morgen und in den kommenden Stunden werden wir außergewöhnliche Maßnahmen im ganzen Land einleiten. Die Polizeipräsenz wird vor allen sensiblen Orten, insbesondere vor Schulen, verstärkt“, erklärte er, bevor er abschließend betonte: „Unsere Hand wird im Kampf gegen den Terrorismus niemals zittern.“

Nur wenige Stunden zuvor hatte Emmanuel Macron erklärt, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat Khorasan, die den Anschlag auf einen Konzertsaal in Moskau für sich beanspruchte, mehrfach versucht habe, auf französischen Boden Terrorakte auszuführen.


Kommentar

In einer Zeit, in der die Schatten des Terrorismus erneut über Europa schweben, will Frankreich als Bastion der Entschlossenheit und Wachsamkeit gesehen werden. Die jüngsten Ankündigungen des Premierministers Gabriel Attal zeugen von einem unnachgiebigen Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Doch was bedeuten diese Entwicklungen für den alltäglichen Bürger, für die pulsierenden Straßen von Paris bis zu den ruhigeren Gassen von Straßburg?

Zunächst: Ein Gefühl der Sicherheit ist unbezahlbar. Die Operation Sentinelle, ein militärisches Unterfangen, das nach den erschütternden Anschlägen von 2015 ins Leben gerufen wurde, symbolisiert eine stetige Wachsamkeit. Die Erhöhung der Militärpräsenz mag für manche eine beunruhigende Erinnerung an eine ständige Bedrohung sein, doch für viele ist es ein beruhigendes Zeichen des Schutzes.

Und dann die vereitelten Anschläge – ein starker Beweis dafür, dass die französischen Sicherheitsdienste immer auf der Hut sind. Doch was geht in einem vor, wenn man hört, dass die eigene Stadt Ziel eines solchen Plans war? Es ist ein komplexes Geflecht aus Dankbarkeit für die verhinderte Katastrophe und dem nagenden Bewusstsein der eigenen Verletzlichkeit.

Es stellt sich die Frage: Wie weit dürfen wir gehen, um Sicherheit zu gewährleisten, ohne die Freiheiten zu opfern, die die Grundlage unserer Gesellschaften bilden? Diese Frage ist nicht neu, doch sie gewinnt in Zeiten erhöhter Bedrohungen an Dringlichkeit.

Gabriel Attals Worte – „Unsere Hand wird niemals zittern“ – mögen martialisch klingen, doch sie transportieren eine unerschütterliche Entschlossenheit. Eine Entschlossenheit, die sich nicht nur in der physischen Präsenz von Sicherheitskräften manifestieren will, sondern auch in der Stärke des Geistes der Bürgerinnen und Bürger Frankreichs.

Die Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen, insbesondere vor sensiblen Orten wie Schulen und religiösen Städten, dient nicht nur dem Schutz der physischen Unversehrtheit, sondern auch der Bewahrung eines Lebensgefühls. Ein Leben, das von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geprägt ist – Werte, die tief in der französischen Seele verwurzelt sind.

In diesen herausfordernden Zeiten will Frankreich der Welt ein Gesicht des Mutes und der Wachsamkeit zeigen. Ein klares Signal, dass Demokratien zwar herausgefordert, aber nicht gebrochen werden können. Der Kampf gegen den Terrorismus ist weit davon entfernt, nur eine militärische oder polizeiliche Angelegenheit zu sein; er ist ein Kampf um Werte, um unsere Art zu leben und um das, was uns als Gesellschaft ausmacht.

MAB


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