Der 24. September markiert viele Wendepunkte in der Geschichte – weltweit und auch in Frankreich. An diesem Tag ereigneten sich bedeutende politische, wissenschaftliche und kulturelle Ereignisse, die den Lauf der Zeit geprägt haben. Lassen wir die Uhr zurückdrehen und einen Blick auf die historischen Meilensteine dieses Datums werfen.
1. Weltweite Ereignisse: Eine Reise durch die Jahrhunderte
1801 – Gründung des Königreichs Haiti
Im Jahr 1801, mitten in den Wirren der haitianischen Revolution, rief General Jean-Jacques Dessalines das Königreich Haiti aus. Haiti war das erste Land in Lateinamerika, das die Unabhängigkeit von einer europäischen Kolonialmacht erlangte, und das erste Land weltweit, das von ehemaligen Sklaven regiert wurde. Doch am 24. September 1801 stand das Land noch am Beginn dieses steinigen Weges. Das Königreich war kurzlebig, doch es symbolisierte die ersten Schritte zu einer neuen Weltordnung, in der koloniale Mächte nicht mehr unangefochten herrschen konnten.
1869 – Der „Black Friday“ der Wall Street
Am 24. September 1869 erlebte die Wall Street einen der frühesten und bis dahin verheerendsten Finanzcrashs der amerikanischen Geschichte. Der sogenannte „Black Friday“ wurde durch Spekulationen auf den Goldmarkt durch die berüchtigten Finanzmagnaten Jay Gould und James Fisk ausgelöst. Ihre Manipulationen trieben die Goldpreise in astronomische Höhen – bis die US-Regierung einschritt und große Goldreserven verkaufte. Das Ergebnis? Ein plötzlicher Preissturz und der finanzielle Ruin unzähliger Investoren. Dieser Tag war eine frühe Lektion in den Gefahren unregulierter Finanzmärkte – und ein Weckruf für die aufkommende US-Wirtschaft.
1957 – Bürgerrechtsbewegung in den USA
Am 24. September 1957 griff US-Präsident Dwight D. Eisenhower in die eskalierende Krise um die Rassentrennung an Schulen ein und entsandte die Nationalgarde nach Little Rock, Arkansas. Diese Maßnahme war notwendig, um afroamerikanischen Schülern – bekannt als die „Little Rock Nine“ – den Zugang zur Central High School zu ermöglichen. Diese Intervention stellte einen Wendepunkt in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung dar und demonstrierte, dass die Bundesregierung gewillt war, die Rechte aller Bürger zu schützen – wenn auch erst unter enormem öffentlichem Druck.
1996 – Unterzeichnung des Kernwaffenteststopp-Vertrags
Am 24. September 1996 wurde in New York der umfassende Teststopp-Vertrag für Nuklearwaffen (CTBT) unterzeichnet, ein wichtiger Schritt in den Bemühungen zur nuklearen Abrüstung. Dieses Abkommen, das von über 180 Ländern unterzeichnet wurde, sollte die Durchführung aller Atomwaffentests verhindern. Obwohl der Vertrag bis heute nicht vollständig in Kraft getreten ist, bleibt er ein Symbol für die globalen Anstrengungen, die Verbreitung von Atomwaffen einzudämmen und eine sicherere Welt zu schaffen.
2. Frankreich am 24. September: Revolutionen, Kriege und kulturelle Meilensteine
1789 – Gründung der französischen Nationalgarde
Einer der entscheidendsten Wendepunkte der Französischen Revolution ereignete sich am 24. September 1789, als die französische Nationalgarde offiziell gegründet wurde. Diese Miliz, die aus Bürgern und nicht aus Berufssoldaten bestand, sollte die Revolution gegen innere und äußere Feinde verteidigen. Unter der Führung von General Lafayette spielte die Nationalgarde eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ordnung während der turbulenten frühen Jahre der Revolution. Auch im späteren Verlauf der französischen Geschichte blieb sie ein wichtiges Symbol für den Bürgerstolz und den Kampf für Freiheit.
1870 – Der Fall von Straßburg im Deutsch-Französischen Krieg
Am 24. September 1870 fiel die Stadt Straßburg während des Deutsch-Französischen Krieges in die Hände der preußischen Truppen unter General August von Werder. Nach wochenlanger Belagerung und schweren Bombardements, bei denen zahlreiche Zivilisten ums Leben kamen und viele historische Gebäude, darunter die berühmte Straßburger Bibliothek, zerstört wurden, kapitulierte die französische Garnison. Dieser Verlust war nicht nur ein taktischer Schlag für Frankreich, sondern auch ein tief sitzender symbolischer Schmerz – Straßburg war eine kulturelle und wirtschaftliche Hochburg. Die Niederlage führte schließlich zur Annexion des Elsass und Lothringens durch das neu gegründete Deutsche Reich.
1958 – Die Gründung der Fünften Republik
Ein weiterer bedeutender 24. September für Frankreich war das Jahr 1958, als die französischen Bürger per Referendum für die Annahme einer neuen Verfassung stimmten, die die Fünfte Republik einläutete. Diese Verfassung, entworfen von Charles de Gaulle, stärkte die Macht des Präsidenten erheblich und führte zu einer stabileren politischen Ordnung, nachdem die Vierte Republik von Instabilität und einer schwachen Regierung geplagt war. Frankreich, das sich in den Jahren zuvor mit Kolonialkrisen und politischer Unsicherheit auseinandersetzen musste, fand mit dieser neuen Verfassung zu einer dauerhaften Regierungsform, die bis heute besteht.
1979 – Tod von Jean Seberg
Ein trauriges Ereignis überschattet den 24. September 1979, als die amerikanische Schauspielerin Jean Seberg in Paris tot aufgefunden wurde. Seberg, bekannt aus Filmen wie „Außer Atem“ (À bout de souffle), war nicht nur eine Ikone der Nouvelle Vague, sondern auch eine umstrittene Figur aufgrund ihrer politischen Ansichten und ihres Aktivismus für Bürgerrechte. Ihr mysteriöser Tod – offiziell als Selbstmord gewertet – war von Spekulationen und Verschwörungstheorien umgeben, nicht zuletzt aufgrund ihrer Verfolgung durch das FBI im Rahmen von COINTELPRO. Sebergs Tod hinterließ in der Filmwelt und in Frankreich, wo sie lange Zeit lebte, eine tiefe Trauer.
3. Was lernen wir aus dem 24. September?
Dieser Tag ist ein Schaufenster der Geschichte – eine bunte Palette von Siegen und Niederlagen, von Fortschritten und Rückschlägen. Von der finanziellen Katastrophe in den USA über die Freiheitskämpfe in Haiti bis hin zu den revolutionären Umbrüchen in Frankreich: Der 24. September zeigt uns, wie tiefgreifend die Auswirkungen von Machtkämpfen, kulturellen Verschiebungen und politischen Entscheidungen auf die Weltgeschichte sein können. Er ist ein Datum, das sowohl das Heldentum der „Little Rock Nine“ als auch die Tragödie des Verlusts von Straßburg und Jean Seberg verkörpert.
Die Geschichte dieses Tages führt uns vor Augen, dass Veränderungen oft chaotisch und schmerzhaft sind – und doch in vielen Fällen den Boden für Neues bereiten.
Was hätte sich wohl geändert, wenn der 24. September ein ruhigerer Tag gewesen wäre?
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