Der 20. Oktober – ein Datum, das im Geschichtsbuch auf den ersten Blick vielleicht nicht besonders hervorsticht, sich aber bei näherem Hinsehen als voller bedeutender Ereignisse weltweit und besonders in Frankreich erweist. Im Laufe der Jahrhunderte fanden an diesem Tag politische Umwälzungen, Kriege und kulturelle Meilensteine statt, die den Lauf der Geschichte beeinflussten. Werfen wir einen genaueren Blick auf diesen Tag.
1805 – Die Schlacht bei Ulm: Napoleon triumphiert in Deutschland
Eines der prägendsten Ereignisse des 20. Oktobers war die Schlacht bei Ulm während der Napoleonischen Kriege. Im Jahr 1805 stand Napoleon Bonaparte auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der dritte Koalitionskrieg, der gegen Frankreich geführt wurde, stellte Napoleon gegen die Mächte Großbritanniens, Russlands, Österreichs und Schwedens. Während die Alliierten eine weit verzweigte Front in Deutschland aufbauten, gelang es Napoleon mit einem brillanten Manöver, die österreichischen Truppen bei Ulm in Süddeutschland einzukesseln.
Am 20. Oktober 1805 kapitulierte die österreichische Armee unter dem Kommando von General Karl Mack von Leiberich nach tagelanger Umzingelung. Rund 30.000 Soldaten gerieten in französische Gefangenschaft. Diese Schlacht war ein strategischer Geniestreich Napoleons – sie endete nahezu ohne großen Kampf und festigte Napoleons Dominanz in Europa. Sie öffnete ihm den Weg nach Wien und brachte ihm das Ansehen, das seine militärischen Fähigkeiten festigte. Nicht umsonst wird Ulm oft als eines der Paradebeispiele für Napoleons taktische Meisterschaft betrachtet.
1973 – Der Ölschock: Die Weltwirtschaft im Umbruch
Ein weiteres Schlüsselereignis, das sich am 20. Oktober 1973 entfaltete, betraf die gesamte Welt. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), angeführt von Saudi-Arabien, erklärte an diesem Tag offiziell, dass sie die Öllieferungen an die Vereinigten Staaten und andere westliche Staaten drastisch reduzieren werde. Hintergrund war der Jom-Kippur-Krieg, bei dem die USA Israel unterstützte. Aus Protest gegen die pro-israelische Politik des Westens, vor allem der USA, griffen die arabischen OPEC-Mitglieder zum drastischen Mittel eines Ölboykotts.
Die Folgen waren weltweit spürbar: Der sogenannte „Ölschock“ führte zu enormen Preisanstiegen, Lieferengpässen und einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise. In Europa und den USA standen plötzlich lange Autoschlangen vor Tankstellen, die Inflation schoss in die Höhe und viele Länder erlebten eine wirtschaftliche Rezession. Der Schock markierte das Ende des „goldenen Nachkriegsbooms“ und zwang die Industrienationen, ihre Energiepolitik und ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überdenken. Interessant ist, dass dieser Moment gleichzeitig den Grundstein für die moderne Umweltbewegung legte, die auf nachhaltigere Energiequellen drängte – eine Diskussion, die bis heute aktuell ist.
1944 – General MacArthur kehrt nach den Philippinen zurück
Während der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging, entfalteten sich im Pazifik immer noch dramatische Kämpfe. Am 20. Oktober 1944 betrat General Douglas MacArthur, einer der berühmtesten amerikanischen Kommandeure, die Insel Leyte auf den Philippinen, nachdem er sie 1942 unter dem Druck der japanischen Besatzung verlassen musste. Mit dem berühmten Satz „Ich bin zurückgekehrt“ begann MacArthur seine Rückeroberung der Philippinen, eine strategisch entscheidende Phase im Pazifikkrieg. Die Schlacht um Leyte war Teil der groß angelegten Offensive, die letztlich zur Kapitulation Japans führte.
MacArthurs Rückkehr war nicht nur militärisch bedeutsam, sondern auch symbolisch – sie galt als Zeichen des ungebrochenen Willens der Alliierten, den Krieg gegen die Achsenmächte bis zum bitteren Ende zu führen. Die Rückeroberung der Philippinen befreite Millionen von Menschen von der japanischen Besatzung und leitete das Ende der Kriegshandlungen im Pazifik ein.
1935 – Die Geburtsstunde der Langspielplatte
Für Musikliebhaber dürfte der 20. Oktober 1935 ein magisches Datum sein. An diesem Tag stellte die deutsche Firma „Deutsche Grammophon“ die erste Langspielplatte (LP) der Welt vor. Diese Innovation revolutionierte die Art und Weise, wie Musik aufgenommen und abgespielt wurde. Vor der Einführung der LP waren Schallplatten in der Regel kurz und konnten nur wenige Minuten Musik pro Seite speichern. Die Langspielplatte hingegen ermöglichte es, bis zu 30 Minuten Musik auf einer Seite unterzubringen – ein technologischer Sprung, der die Musikindustrie in den folgenden Jahrzehnten grundlegend veränderte.
Mit der LP begann die Ära des „Albumhörens“, bei dem Künstler komplette musikalische Werke auf einer einzigen Platte veröffentlichen konnten. Rock, Jazz und Klassik erlebten durch dieses Medium einen kulturellen Aufschwung – Alben wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles wären ohne die Langspielplatte nicht denkbar gewesen.
1968 – Jacqueline Kennedy heiratet Aristoteles Onassis
Ein weiteres Ereignis, das am 20. Oktober die weltweite Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Hochzeit der ehemaligen First Lady der USA, Jacqueline Kennedy, mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis im Jahr 1968. Nach der Ermordung ihres Ehemanns, Präsident John F. Kennedy, 1963 hatte Jacqueline weltweit Sympathien gewonnen, und viele Amerikaner sahen sie als Symbol der Trauer und des Verlustes. Ihre Heirat mit Onassis, einem der reichsten Männer der Welt, überraschte und spaltete die öffentliche Meinung.
Einige sahen die Ehe als eine Flucht vor der intensiven Aufmerksamkeit der Medien, andere betrachteten sie als pragmatische Entscheidung, um sich und ihre Familie finanziell und emotional abzusichern. Trotz der Kontroversen markierte diese Hochzeit einen Wendepunkt im Leben einer der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts.
Frankreich am 20. Oktober
Auch Frankreich hat an diesem Datum einige bedeutende Momente erlebt. Ein wichtiges Ereignis war der 20. Oktober 1944, als Paris von der deutschen Besatzung offiziell befreit war und die provisorische französische Regierung von Charles de Gaulle die Kontrolle über das Land übernahm. De Gaulle, der bereits seit 1940 gegen das Vichy-Regime und die deutsche Besatzung gekämpft hatte, war nun offiziell der führende Mann in Frankreich. Dieser Tag festigte seinen Status als nationaler Held – der Beginn der Wiedergeburt einer unabhängigen französischen Republik nach vier Jahren Unterdrückung.
Ein weiterer bedeutender Moment in Frankreichs Geschichte war der 20. Oktober 1945, als das Land zum ersten Mal nach dem Krieg demokratische Wahlen abhielt. Die Bedeutung dieser Wahlen lag nicht nur in ihrer Symbolik, sondern auch darin, dass Frauen zum ersten Mal in Frankreich das Wahlrecht hatten. Es war ein monumentaler Schritt für die Gleichstellung und die Demokratisierung des Landes.
Ein Tag mit weltweiter Bedeutung
Der 20. Oktober ist ein Datum, das voller historischer Ereignisse steckt – von militärischen Triumphen über technologische Durchbrüche bis hin zu politischen und sozialen Umwälzungen. In Frankreich wie auch weltweit markiert dieses Datum viele Wendepunkte, die bis heute nachwirken. Wer hätte gedacht, dass ein einzelner Tag so viel Geschichte in sich tragen kann?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!