Tag & Nacht




Der 6. November ist ein historisch aufgeladener Tag, an dem weltweit bemerkenswerte politische Entscheidungen, wissenschaftliche Durchbrüche und kulturelle Wendepunkte verzeichnet wurden. Von den USA über die Sowjetunion bis hin zu Frankreich haben Ereignisse an diesem Datum oft den Lauf der Geschichte geprägt und die politische sowie soziale Landschaft entscheidend beeinflusst.

6. November 1860: Abraham Lincoln wird zum Präsidenten der USA gewählt

Eines der einflussreichsten Ereignisse, die sich an einem 6. November ereigneten, war die Wahl Abraham Lincolns zum 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten im Jahr 1860. Mit seiner Wahl begann ein Kapitel der amerikanischen Geschichte, das tiefgreifende Veränderungen mit sich brachte. Als erster republikanischer Präsident und entschiedener Gegner der Ausbreitung der Sklaverei war Lincolns Sieg umstritten – vor allem im Süden, der von der Sklavenwirtschaft stark profitierte und durch Lincolns Anti-Sklaverei-Politik seine Interessen bedroht sah.

Sein Wahlsieg führte schließlich zum Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865), als elf Südstaaten die Union verließen und die Konföderierten Staaten von Amerika gründeten. Dieser Krieg war eine der blutigsten Auseinandersetzungen der US-Geschichte und endete erst 1865 mit einem Sieg der Nordstaaten und der formellen Abschaffung der Sklaverei. Lincolns Vermächtnis als Präsident, der das Land trotz extremer Spannungen einte, wird bis heute in den USA hochgehalten.

6. November 1917: Beginn der Oktoberrevolution in Russland

Am 6. November 1917 begann in Russland die sogenannte „Oktoberrevolution“, die zum Sturz der provisorischen Regierung und zur Machtergreifung der Bolschewiki führte. Der Unterschied zwischen Datum und Namen ist auf den damals in Russland geltenden Julianischen Kalender zurückzuführen, der hinter dem gregorianischen Kalender zurückblieb. Die Nacht vom 6. auf den 7. November markierte den entscheidenden Angriff der bolschewistischen Streitkräfte unter der Führung von Wladimir Lenin, die den Winterpalast in Petrograd (heute Sankt Petersburg) stürmten und die Macht übernahmen.

Die Oktoberrevolution stellte das zaristische und bürgerlich geprägte Russland auf den Kopf und führte zur Gründung der Sowjetunion im Jahr 1922. Dieser Umbruch veränderte nicht nur Russland, sondern hatte weltweite Auswirkungen und beeinflusste die politische Ideologie des 20. Jahrhunderts maßgeblich. Die Revolution wurde zur Blaupause für kommunistische Bewegungen weltweit und prägte die Ideologien, Konflikte und Allianzen, die den Kalten Krieg nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten.

6. November 1975: Der „Grüne Marsch“ in Marokko

Ein weiteres prägendes Ereignis am 6. November fand 1975 in Marokko statt. An diesem Tag ordnete der marokkanische König Hassan II. den „Grünen Marsch“ an, eine gewaltfreie Demonstration von etwa 350.000 marokkanischen Zivilisten in die von Spanien kontrollierte Westsahara. Ziel war es, die Kontrolle über das Gebiet zu erlangen, nachdem sich Spanien unter dem Druck antikolonialer Bewegungen zur Aufgabe seiner letzten afrikanischen Kolonie bereit erklärt hatte.

Der Grüne Marsch war eine kalkulierte Machtdemonstration und hatte langfristige Konsequenzen für die Region. Spanien übergab die Westsahara später an Marokko und Mauretanien, was zu langanhaltenden Konflikten mit der saharauischen Unabhängigkeitsbewegung, der Polisario-Front, führte. Die Frage der Souveränität der Westsahara bleibt bis heute ungeklärt und ein umstrittenes Thema in der internationalen Diplomatie.

6. November 1999: Australier lehnen die Republik in einem Referendum ab

Am 6. November 1999 stimmte Australien in einem historischen Referendum darüber ab, ob das Land die Monarchie abschaffen und eine Republik werden solle. Die Abstimmung, die als „Republikanisches Referendum“ bekannt ist, stellte die Frage, ob Australien das britische Staatsoberhaupt durch einen vom Parlament gewählten Präsidenten ersetzen sollte. Überraschenderweise lehnte eine Mehrheit von 54,9 Prozent der australischen Bevölkerung diese Änderung ab und entschied sich dafür, das bestehende System der konstitutionellen Monarchie beizubehalten.

Dieses Ergebnis war ein bedeutender Sieg für die Anhänger der Monarchie, die argumentierten, dass das bestehende System Stabilität und Kontinuität biete. Die Debatte um die Abschaffung der Monarchie hat in Australien jedoch nicht aufgehört, und bis heute gibt es Bestrebungen, eine erneute Abstimmung über die Frage der Unabhängigkeit von der britischen Krone herbeizuführen.

6. November in Frankreich: Historische Höhepunkte und kulturelle Wendepunkte

Auch in Frankreich hat der 6. November zahlreiche geschichtsträchtige Ereignisse hervorgebracht, die das politische und kulturelle Leben des Landes prägten.

6. November 1792: Philippe Égalité stimmt für die Hinrichtung Ludwigs XVI.

Inmitten der Französischen Revolution spielte der 6. November 1792 eine tragische Rolle: Louis Philippe Joseph d’Orléans, besser bekannt als „Philippe Égalité“, stimmte an diesem Tag für die Hinrichtung seines Cousins, König Ludwig XVI. Philippe Égalité war ein Mitglied der königlichen Familie und gleichzeitig ein entschiedener Unterstützer der Revolution, was ihn in eine moralische Zwickmühle brachte. Mit seiner Stimme für die Exekution des Königs hoffte er, die revolutionären Kräfte zu besänftigen und seine eigene Stellung in der Republik zu sichern.

Doch diese Entscheidung führte letztlich zu seiner eigenen Verhaftung und Hinrichtung, da die radikale Phase der Revolution zunehmend alle Aristokraten unter Generalverdacht stellte. Philippe Égalités Entscheidung bleibt ein symbolisches Beispiel für die moralischen Konflikte und die Tragik der Französischen Revolution, in der Loyalität zur Krone und revolutionäre Überzeugungen oft unausweichlich aufeinanderprallten.

6. November 1913: Einführung des sogenannten „Trois-ans-Gesetzes“

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg spielte die militärische Stärke eine entscheidende Rolle in der Außenpolitik Frankreichs. Am 6. November 1913 verabschiedete die französische Regierung das „Trois-ans-Gesetz“ (Dreijahresgesetz), das die Wehrpflicht auf drei Jahre verlängerte. Ziel war es, Frankreichs Armee zu verstärken, da sich die Spannungen mit Deutschland zuspitzten und ein Krieg unausweichlich erschien.

Dieses Gesetz war stark umstritten und führte zu heftigen politischen Debatten. Während einige es als notwendig ansahen, um mit der militärischen Stärke des Deutschen Kaiserreichs Schritt zu halten, sahen andere darin eine unzumutbare Belastung für die französische Jugend. Letztlich spiegelte das Gesetz die Stimmung eines Europas wider, das sich kurz vor einem großen Konflikt befand – der wenig später im Ersten Weltkrieg ausbrechen sollte.

6. November 1943: Das Massaker von Amboise

Im Kontext der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs fand am 6. November 1943 in der französischen Stadt Amboise ein tragisches Ereignis statt. Bei einem Vergeltungsangriff der deutschen Besatzer wurden mehrere Bürger getötet, nachdem die Résistance einen deutschen Soldaten erschossen hatte. Das Massaker von Amboise ist eines der vielen düsteren Kapitel, die die Jahre der Besatzung prägten, und steht symbolisch für die brutalen Repressionsmaßnahmen gegen die französische Zivilbevölkerung, die sich gegen die Besatzungsmacht auflehnte.

Die Ereignisse von Amboise sind bis heute im kollektiven Gedächtnis Frankreichs fest verankert und erinnern an die Opfer und die schwierigen Bedingungen, unter denen die Résistance im Zweiten Weltkrieg operierte. Sie zeigen zugleich den Preis, den die französische Bevölkerung für ihren Widerstand gegen die Besatzer zahlte.

Ein denkwürdiger Tag mit weltweiter Bedeutung

Der 6. November spiegelt wie kaum ein anderes Datum die Spannungen und Konflikte des 19. und 20. Jahrhunderts wider. Vom US-Präsidentschaftswahlsieg Abraham Lincolns über die bolschewistische Revolution und den „Grünen Marsch“ in Marokko bis hin zu französischen innenpolitischen Wendepunkten wie dem „Trois-ans-Gesetz“ und dem Massaker von Amboise – dieser Tag zeigt die verschiedenen Formen menschlicher Entschlossenheit und die Auswirkungen politischer Entscheidungen.

Ob als Tag der Revolten, Reformen oder als Gedenktag – der 6. November bleibt ein Symbol für die Kraft des historischen Wandels.

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