Tag & Nacht




Da stehen wir also wieder – zwischen den Zahlen.

0,9 % Wachstum waren es einst. Jetzt sind es 0,7 %. Und plötzlich klingt selbst das schon optimistisch. Frankreich, einst Wirtschaftsmotor und Hoffnungsträger inmitten eines wankenden Europas, muss kleinlaut eingestehen: Der Wind dreht sich – und zwar kräftig.

Als Bürger spürt man das nicht zuerst auf dem Papier, sondern im Portemonnaie. Wenn Versprechen zur Steuererleichterung einkassiert werden, wenn Investitionen auf Eis gelegt und Sozialausgaben gekürzt werden. Wenn man plötzlich wieder über „Flexibilität bei Steueranpassungen“ spricht – ein Euphemismus, der bei vielen nur eines auslöst: Bauchweh.

Was mich wütend macht, ist nicht nur der Rückgang an sich. Es ist dieses Gefühl, dass Frankreich – und mit ihm die EU – zur Statistin in einem globalen Wirtschaftsspiel verkommt, dessen Regeln andere schreiben. Der amerikanische Präsident spielt Wirtschaftspoker mit Strafzöllen, als wären es Spielchips, und Europa darf zusehen, wie es seine eigenen Wachstumsprognosen zusammenstreichen muss.

Wo bleibt unsere Strategie? Wo ist die Antwort auf diese aggressive Handelspolitik, die nicht nur China, sondern auch uns trifft? Es kann doch nicht sein, dass wir unsere wirtschaftliche Zukunft davon abhängig machen, wie gut oder schlecht die Laune im Weißen Haus gerade ist.

Dass Frankreich nun 5 Milliarden Euro einfriert, um wenigstens die Defizitziele zu halten, ist eine verständliche Maßnahme – aber auch ein Eingeständnis, dass uns das wirtschaftliche Ruder zunehmend entgleitet. Es wird gekürzt, bevor überhaupt investiert wurde.

Mir fehlt der Mut zum Vorwärtsdenken. Statt nur zu reagieren, braucht es Ideen, die uns aus dieser Spirale befreien. Klimainvestitionen, Digitalisierung, Bildung – alles Bereiche, in denen wir aufholen könnten, wenn wir wollten.

Denn wenn Politik nur noch zur Bilanzpflege wird, bleibt irgendwann nichts mehr übrig, woran man glauben kann.

M.A.B.

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