Es gibt immer wieder Momente in unserer modernen Welt, da verschlägt einem die Wut die Sprache.
Und dann muss man schreiben.
Weil man nicht schweigen darf, wenn Menschen in einem der reichsten Länder der Welt um Trinkwasser kämpfen müssen – im Jahr 2025, wohlgemerkt!
In Guadeloupe läuft das Wasser nicht – aber der Zorn.
In Mayotte stehen Kinder mit leeren Kanistern vor versperrten Schultüren.
Wohlgemerkt: Guadeloupe und Mayotte gehören zu Frankreich!
Und in Paris? Dreht man den Hahn auf – und denkt keine Sekunde darüber nach.
Was sich da abspielt ist nicht nur eine technische Panne oder ein Infrastrukturproblem. Das ist ein Skandal. Ein systematisches Versagen. Eine Diskriminierung mit trockenen Versprechen.
Was für ein Hohn: In der französischen Verfassung ist das Recht auf Gesundheit und ein menschenwürdiges Leben festgeschrieben. Im Alltag vieler Übersee-Franzosen heißt das: drei Tage ohne Wasser, stundenlange Warteschlangen, verschmutzte Quellen.
Zugang zu Wasser ist kein Luxus. Kein Extra. Kein „Nice to have“.
Es ist ein verdammtes Grundrecht.
Wer Menschen dieses Recht vorenthält, verweigert ihnen die Würde. Und damit den Kern dessen, was Frankreich zu sein vorgibt: ein Land der Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit.
Aber was ist Gleichheit wert, wenn sie nicht bis nach Fort-de-France reicht?
Was ist Brüderlichkeit, wenn Millionen Mitbürger:innen als Nachgedanke behandelt werden?
Die Politik hat jahrzehntelang versagt. Sie hat weggesehen, verwaltet, vertröstet. Und damit eine unsichtbare Grenze gezogen – zwischen „richtigen Franzosen“ und „Franzosen am Rand“.
Kolonialismus ist nicht Geschichte. Er lebt weiter in Leitungsrohren, die platzen. In Böden, die vergiftet sind. In Körpern, die krank werden – weil sie trinken müssen, was anderswo niemand anfassen würde.
Es reicht.
Wasser ist Leben. Und wer das leugnet, der lässt Menschen sterben – langsam, still, legalisiert aber illegal.
Es ist Zeit, dass Frankreich seine eigenen Werte endlich ernst nimmt.
Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht.
Und wer dieses Recht nicht garantiert, macht sich schuldig.
Ein Kommentar von Daniel Ivers
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