Tag & Nacht

Nach dem Tod von Schwester André, die mit 118 Jahren der älteste Mensch in Frankreich und sogar der ganzen Menschheit war, heißt der wahrscheinlich neue älteste mensch in Frankreich Marie-Rose Tessier. Die Bewohnerin der Vendée ist 112 Jahre alt.

Mit einem außergewöhnlichen Alter von 118 Jahren ist die älteste Person der Menschheit, die Französin Schwester André, am Dienstagabend verstorben. Sie lebte in einem Altenheim in Toulon, war an den Rollstuhl gefesselt und blind.

Nach ihrem Tod heißt die neue älteste Bürgerin Frankreichs Marie-Rose Tessier. Als Marie-Rose Bousseau wurde sie am 21. Mai 1910 geboren. Sie ist somit 112 Jahre alt. Die wahrscheinlich neue älteste Bürgerin Frankreichs wohnt in einem Pflegeheim in Sables-d’Olonne in der Vendée.

Jeden Tag ein „kleines Glas Wein“.
Was ist ihr Geheimnis für ein langes Leben? „Es gibt kein Wunderrezept, oder ich kenne es nicht“, hatte sie der Zeitung Journal des Sables vor einigen Monaten anvertraut. Sie nimmt „nur manchmal eine kleine Tablette zum Schlafen“. Sie trinkt immer noch jeden Tag ein kleines Glas Wein. Lange Zeit trank sie sonntags „eine kleine Suze“ (Suze ist ein vor allem in Frankreich und der Westschweiz beliebter Enzian-Likör), aber seit einigen Jahren tut sie das nicht mehr.

Ihr ganzes Leben lang war Marie-Rose Tessier kerngesund. Erst mit 100 Jahren zog sie in ein Altenheim. Sie war Mutter von zwei Töchtern und wurde mit 34 Jahren Witwe, nachdem ihr Mann bei einem Bombenangriff im Jahr 1944 ums Leben gekommen war. Im Alter von 65 Jahren zog sie zu einer ihrer Töchter.

Marie-Rose Tessier hat den Ersten Weltkrieg erlebt. Sie hat nie vergessen, wie ihre Mutter weinte. „Sie hatte solche Angst, dass mein älterer Bruder eingezogen werden würde. Er entging dem nur um wenige Monate“, erinnerte sie sich in ihrem Gespräch mit dem Journal des Sables.

Als sie 13 Jahre alt war, übernahm ihre Familie einen Bauernhof. Die junge Marie-Rose hatte deshalb keine Zeit, ihren Schulabschluss zu machen. Sie heiratet im Alter von nur 17 Jahren einen Gendarmen. Mit 21 Jahren folgt sie ihrem Mann nach Paris. Dann kommt der Zweite Weltkrieg, in dem Marie-Roses Mann getötet wird. „Meine Töchter gingen verängstigt zu Bett. Ich fand sie steif wie Stöcke. Ich glaube, sie haben ihr ganzes Leben lang Spuren davon getragen“.

Nach dem Krieg blieb Marie-Rose Tessier in Paris, wo sie in einer Versicherungsfirma für das Baugewerbe arbeitete. Als eine ihrer Töchter die Hauptstadt verließ und in die Vendée zog, folgte sie ihr.

„Ein bisschen zu lachen, hilft einem zu leben“.
Als Marie-Rose Tessier im vergangenen Jahr befragt wurde, gestand sie: „Es ist nicht immer lustig, älter zu werden“. Um sich die Zeit zu vertreiben, pflegt sie ihren Sinn für Humor. „Ein bisschen zu lachen, hilft einem zu leben!“


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