In Saint-Saulve, einer kleinen Gemeinde im Département Nord, soll bis 2028 ein modernes Gefängnis für 700 Insassen entstehen. Dieses Projekt, das rund 20 Hektar landwirtschaftlicher Flächen beansprucht, birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Bürgermeister Yves Dusart ist optimistisch: Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze erwartet die Stadt auch finanzielle Vorteile – die Häftlinge werden als Einwohner gezählt, was der Gemeinde zusätzliche staatliche Mittel einbringen könnte.
Wirtschaftliche Anreize für Saint-Saulve
Das neue Gefängnis soll nicht nur die Justiz entlasten, sondern auch die Wirtschaft der Region stärken. „Ein Häftling wird wie ein Einwohner gewertet. Das bedeutet, dass Saint-Saulve 700 zusätzliche Einwohner erhält“, erklärt Bürgermeister Dusart. Diese zusätzlichen „Einwohner“ könnten der Gemeinde bis zu 100.000 Euro an jährlichen staatlichen Zuweisungen bringen.
Neben den finanziellen Mitteln soll das Projekt auch Arbeitsplätze schaffen – für den Gefängnisbetrieb und die Infrastruktur drumherum. Händler und Gewerbetreibende in der Region sehen dies als Chance, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln.
Gespaltene Reaktionen in der Bevölkerung
Die Pläne für das Gefängnis stoßen jedoch auf gemischte Reaktionen. Während einige Einwohner sich über die wirtschaftlichen Vorteile freuen, äußern andere Bedenken hinsichtlich der Sicherheit. „Das macht nicht wirklich ein gutes Gefühl, vor allem, wenn man bedenkt, wie oft es Berichte über Ausbrüche gibt“, meint ein besorgter Anwohner.
Andere sehen die Notwendigkeit, die überfüllten Gefängnisse in Frankreich zu entlasten. Seit Emmanuel Macron 2017 den Bau von 15.000 neuen Haftplätzen ankündigte, wurden bislang nur 4.500 Plätze realisiert.
Veränderungen für die Gemeinde
Für Saint-Saulve könnte das Gefängnis einen Wendepunkt darstellen – sowohl in wirtschaftlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Es bleibt abzuwarten, wie die lokale Bevölkerung mit den Veränderungen umgehen wird und ob das Projekt langfristig als Erfolg verbucht werden kann.
Kann ein Gefängnis eine Stadt wirklich bereichern? In Saint-Saulve wird diese Frage in den kommenden Jahren auf die Probe gestellt.
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