Tag & Nacht




Ein sonniger Tag in der Natur, gemeinsames Wandern in vertrauter Runde – und plötzlich bricht alles auseinander. Im französischen Baskenland ist eine 80-jährige Frau bei einer geführten Wanderung tödlich verunglückt. Sie stürzte am Nachmittag des 2. Mai auf dem spektakulären, aber auch anspruchsvollen Wanderweg „Peñas d’Itsusi“ bei Bidarray rund 100 Meter in die Tiefe. Ein Unglück, das alle tief erschüttert.

Der letzte Schritt – eine fatale Sekunde

Die Gruppe aus Bayonne war auf dem Fernwanderweg GR10 unterwegs, einer beliebten Route durch die Pyrenäen. Die erfahrene Wandergruppe war früh am Morgen aufgebrochen, doch gegen 15 Uhr, als der Rückweg begann, verlor die Frau plötzlich das Gleichgewicht – ausgerechnet auf einem felsigen Abschnitt mit steilem Abhang. Ihre Kameradinnen und Kameraden mussten das Entsetzliche mitansehen.

Die alarmierten Rettungskräfte waren schnell zur Stelle. Spezialisten für Einsätze in schwierigem Gelände wurden per Helikopter eingeflogen – doch es war zu spät. Die Frau starb noch an der Unfallstelle.

Wanderlust kennt kein Alter – aber auch keine Garantie

Die Verstorbene war keine Anfängerin. Sie galt in ihrem Verein als routinierte und leidenschaftliche Wanderin, die die Berge liebte und regelmäßig unterwegs war. Doch auch Erfahrung schützt nicht vor dem Risiko, das mit steilen, rutschigen und unvorhersehbaren Wegen einhergeht. Besonders für ältere Menschen kann eine falsche Bewegung dramatische Folgen haben.

Man fragt sich unweigerlich: Wäre dieser Unfall vermeidbar gewesen?

Wenn die Natur zur Herausforderung wird

Die Route „Peñas d’Itsusi“ ist berühmt für ihre Ausblicke – und berüchtigt für ihre heiklen Passagen. Felsige Steige, abrupte Gefälle und schnell wechselnde Wetterlagen machen sie zu einer Strecke für Geübte. Auch wenn sie offiziell als zugänglich gilt, wird regelmäßig vor den Eigenheiten der Strecke gewarnt.

An genau solchen Punkten ist Achtsamkeit gefragt – nicht nur im Umgang mit sich selbst, sondern auch in der Gruppendynamik. Wer trägt Verantwortung, wer hilft im Notfall, wer erkennt Überforderung rechtzeitig? Viele Wandergruppen bereiten sich gut vor, doch gerade bei scheinbar vertrauten Routen sinkt oft die Wachsamkeit.

Vorsicht ist kein Zeichen von Schwäche

Ein sicherer Wandertag beginnt nicht erst auf dem Weg – er beginnt bei der Vorbereitung. Wettervorhersagen, passende Ausrüstung, Trittsicherheit, Pausenmanagement – das alles gehört dazu. Besonders bei Seniorinnen und Senioren sollten Streckenwahl und Tempo individuell angepasst werden. Wer Erschöpfung oder Schwindelgefühle ignoriert, riskiert mehr als nur Muskelkater.

Und nein, das hat nichts mit Übervorsicht zu tun – es ist schlichtweg klug.

Die Ermittlungen laufen

Die französischen Behörden haben eine Untersuchung eingeleitet. Ziel ist es, die genauen Umstände des Unglücks aufzuklären – auch um daraus Konsequenzen für künftige Touren zu ziehen. Fragen nach der Streckenfreigabe, der Gruppensicherung und dem genauen Hergang stehen im Raum. Klar ist: Jede Erkenntnis hilft, künftige Tragödien zu verhindern.

Eine letzte Wanderung – ein bleibendes Vermächtnis

Die Verstorbene war nicht einfach nur ein Vereinsmitglied. Sie war eine jener Menschen, die mit ihrer Begeisterung für die Natur andere mitriss. Ihre Lebensfreude, ihr Engagement, ihr offener Blick für die Schönheit der Landschaft – das alles bleibt in Erinnerung. Vielleicht ist es ihr größtes Vermächtnis, dass ihr tragisches Ende dazu führt, dass andere künftig vorsichtiger unterwegs sind.

Denn die Berge bleiben – schön, wild, gnadenlos. Und sie verdienen unseren Respekt.

Von M.A.B.

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