Tag & Nacht




Frankreich hat ein neues Vorbild in Sachen Gesundheitsschutz – und es heißt Nancy. Die ostfranzösische Stadt macht Ernst mit ihrer Vision eines öffentlichen Raums ohne Tabakrauch. Mit dem Projekt „Ville Libre Sans Tabac“ (Stadt frei von Tabak) stößt sie eine Bewegung an, die bald Schule machen könnte – und vielleicht sogar das ganze Land verändert.


Tabakverbot im Grünen: Kein Qualm zwischen Spielplätzen und Blumenbeeten

Seit 2016 setzt Nancy auf eine klare Strategie: Rauchen raus aus den Parks. Was einst als vorsichtiger Test in einzelnen Grünanlagen begann, wurde im Mai 2024 zur flächendeckenden Realität. Alle öffentlichen Gärten, insbesondere solche, in denen Kinder und Familien unterwegs sind, sind nun rauchfrei. Keine Zigaretten mehr beim Sandburgenbauen oder beim Picknick auf der Wiese.

Das klingt nicht nur gut – es zeigt Wirkung.


Ein Plan, der auf mehreren Ebenen schützt

Das Herzstück des Programms: Schutz der Nichtraucher – vor allem der Kleinen. Denn Passivrauchen ist mehr als nur unangenehm. Es ist gesundheitsschädlich. Dass ausgerechnet Kinder in Parks besonders gefährdet sind, war ein zentrales Argument für das Projekt. Doch auch für die Umwelt bringt es Vorteile: Weniger herumliegende Zigarettenstummel – und das spart der Stadt bares Geld. Immerhin 38 Euro pro Kopf jährlich verschlang das Reinigen von Zigarettenmüll.

Ganz zu schweigen vom positiven Signal für ein gesünderes Stadtbild.


Bürger zeigen klare Haltung – der Rückhalt wächst

Eine Umfrage aus dem Jahr 2022 liefert beeindruckende Zahlen: 94 Prozent der Nancyer wünschen sich saubere Luft im öffentlichen Raum. Und ganze 77 Prozent befürworten ein Rauchverbot rund um Schulen.

Der Wille zur Veränderung ist da – und das nutzen die Stadtverantwortlichen geschickt.

Marc Tenenbaum, Gesundheitsdezernent von Nancy, sieht seine Stadt als Vorreiter – und geht nun aufs Ganze. Sein Appell: Lasst ganz Frankreich zur „Ville Libre Sans Tabac“ werden!


Von der Einzelmaßnahme zur nationalen Vision

Mit über 75.000 tabakbedingten Todesfällen pro Jahr ist Rauchen in Frankreich weiterhin Todesursache Nummer Eins. Tenenbaum sieht Handlungsbedarf – und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt.

Das nationale Tabakbekämpfungsprogramm 2023–2027 hat bereits begonnen. Es umfasst rauchfreie Zonen an öffentlichen Plätzen, mehr Aufklärung sowie Hilfen beim Aufhören. Der Vorstoß aus Nancy könnte zur Blaupause für alle französischen Städte werden.

Eine Generation ohne Tabak bis 2030 – klingt das zu ambitioniert?

Nicht für Tenenbaum. Er sagt: Wenn nicht jetzt, wann dann?


Städte als Motoren des Wandels

Das Beispiel Nancy zeigt, dass echte Veränderungen oft von unten kommen – von Kommunen, die mutig voranschreiten. Denn hier, wo der Alltag der Menschen spielt, wirken solche Maßnahmen besonders stark. Keine theoretischen Debatten, sondern direkte Erfahrungen: der erste Spaziergang im rauchfreien Park, das Kind, das keine Kippe mehr im Sandkasten findet.

Das sind die Geschichten, die hängen bleiben. Und die andere Städte inspirieren können.


Schluss mit Zigarettenrauch – vielleicht bald überall?

Die große Frage ist jetzt: Welche Stadt macht als Nächstes mit? Und was passiert, wenn nicht nur einzelne Orte, sondern eine ganze Nation den Rauch aussperrt?

Eines ist sicher – die französische Gesundheitspolitik steht an einem Wendepunkt. Und Nancy hat gezeigt, dass es geht. Nicht mit Verboten, sondern mit Vision, Mut und einem klaren Ziel.

Denn manchmal reicht eine kleine Idee, um eine große Bewegung auszulösen.

Von Daniel Ivers

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