Tag & Nacht




Manche Daten in der Geschichte tragen eine besondere Dichte – als wären sie magnetisch für Umbrüche, Neubeginne und dramatische Wendepunkte. Der 13. Mai ist so ein Tag. Frankreich steht dabei gleich mehrfach im Fokus, doch auch global betrachtet bleibt dieser Tag im Gedächtnis. Ob Monarchie oder Republik, Revolution oder Vision: Der 13. Mai hat sich seinen Platz im historischen Kalender redlich verdient.

Maria de’ Medici wird Königin – mit bitterem Nachgeschmack

Frankreich im Frühling 1610: In der Basilika von Saint-Denis wird Maria de’ Medici zur Königin gekrönt. Die prunkvolle Zeremonie – ganz im Stil des französischen Hofes – hatte kaum geendet, da folgte ein dramatischer Bruch. Nur einen Tag später wurde ihr Ehemann, König Heinrich IV., auf offener Straße ermordet. Die Krönung, eigentlich als Akt der Kontinuität und Macht gedacht, wurde zum Auftakt einer politischen Neuordnung. Maria übernahm kurzerhand die Regentschaft für ihren Sohn Ludwig XIII. Ein Sprung ins kalte Wasser – und in eine Ära höfischer Intrigen.

Der 13. Mai 1958: Frankreich taumelt, Algerien rebelliert

Fast 350 Jahre später – wieder Frankreich, wieder ein 13. Mai. Doch diesmal nicht in Paris, sondern in Algier: Wütende Siedler und Militärs rufen zum Aufstand gegen die französische Regierung auf. Die Algerienkrise hatte das Vertrauen in die politische Führung der Vierten Republik längst erschüttert. Als dann auch noch das Militär beginnt, offen zu rebellieren, steht Frankreich am Abgrund einer Staatskrise. Inmitten des Chaos tritt ein altbekanntes Gesicht auf den Plan: Charles de Gaulle, der General, der bereits im Zweiten Weltkrieg das Land zusammengehalten hatte. Seine Rückkehr markiert den Beginn der Fünften Republik – ein gewaltiger Einschnitt in der politischen Architektur Frankreichs.

1968: Die Straße gehört den Menschen

Nur zehn Jahre später – wieder ein 13. Mai, wieder Frankreich. Und erneut geht es um Macht, diesmal um die der Straße. Der Pariser Mai war in vollem Gange, als Millionen Arbeiter gemeinsam mit Studenten zum Generalstreik aufriefen. Was als Campusprotest begonnen hatte, entwickelte sich rasend schnell zu einer Massenbewegung. Der Streik am 13. Mai zeigte, dass es nicht nur um Arbeitsbedingungen oder Studienplätze ging – es ging ums Ganze: um Mitbestimmung, um Freiheit, um ein neues Frankreich.

Klar, viele Reformideen verpufften, andere kamen später – aber der Geist des 13. Mai 1968 lebt weiter. Wer heute an soziale Bewegungen denkt, denkt auch an diesen Tag.

Weltweite Wendepunkte: Der 13. Mai lässt nichts anbrennen

Nicht nur Frankreich wurde an diesem Datum durchgeschüttelt.

In London etwa trat Winston Churchill am 13. Mai 1940 erstmals als Premierminister vor das britische Parlament. Seine erste Ansprache – kurz, ehrlich, unbequem – versprach nichts als „Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“. Keine Durchhalteparolen, keine falschen Hoffnungen. Nur der blanke Ernst der Stunde. Für viele Briten war das der Moment, in dem der Krieg zur moralischen Verpflichtung wurde.

Und in Brasilien? Dort unterzeichnete Prinzessin Isabel am 13. Mai 1888 ein bahnbrechendes Gesetz: die Abschaffung der Sklaverei. Es war das letzte Land Amerikas, das diesen Schritt ging – lange nach den USA und Haiti. Aber eben auch ein endgültiger Schnitt mit der Vergangenheit. In den Straßen Rios wurde gefeiert, und doch blieben viele Fragen offen: Wie geht eine Gesellschaft mit der Freiheit ihrer früheren Sklaven um? Wer kümmert sich um Integration, Bildung, Chancen?

Ein Befreiungsschlag – und zugleich der Anfang einer neuen Verantwortung.

13. Mai 1917: Drei Kinder und eine Botschaft für die Welt

Und dann war da noch ein Feld in Portugal, irgendwo bei Fátima. Drei Kinder sollen dort an jenem 13. Mai 1917 eine Vision der Jungfrau Maria gehabt haben. Das Ganze hätte ein lokales Kuriosum bleiben können – wurde aber zu einem spirituellen Weltphänomen. Ob man nun gläubig ist oder nicht: Millionen pilgern seither dorthin, hoffen auf Heilung, bitten um Frieden, suchen Trost. Ein stiller Kontrapunkt zu all den politischen und militärischen Stürmen dieses Tages.

Was macht diesen Tag so besonders?

Zufall? Vielleicht. Aber manchmal fragt man sich unweigerlich: Warum verdichten sich genau an bestimmten Tagen derart viele Ereignisse mit Tragweite? Der 13. Mai zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte – mal als Tag des Aufbruchs, mal als Tag des Zusammenbruchs.

Fest steht: Ob durch eine Krönung, einen Putsch, einen Generalstreik oder eine göttliche Erscheinung – der 13. Mai hat Spuren hinterlassen. Und zwar nicht nur in den Geschichtsbüchern, sondern im kollektiven Gedächtnis ganzer Nationen.

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