Tag & Nacht

Manchmal zeigt uns der Blick in die Vergangenheit, wie eng die Fäden von Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft sind. Der 16. September ist solch ein Tag, an dem wichtige Ereignisse die Welt auf unterschiedliche Weisen geprägt haben. Von Revolutionen über politische Wendepunkte bis hin zu kulturellen Meilensteinen – dieser Tag ist ein Kaleidoskop historischer Momente. Blicken wir also gemeinsam auf diesen Tag, sowohl weltweit als auch besonders in Frankreich.

Der Aufstand in Mexiko – Der „Grito de Dolores“ (1810)

Eines der wichtigsten Ereignisse, das den 16. September auf der globalen Bühne markiert, ist der Beginn des mexikanischen Unabhängigkeitskriegs. Der katholische Priester Miguel Hidalgo y Costilla rief am 16. September 1810 in der kleinen Stadt Dolores zur Rebellion gegen die spanische Kolonialherrschaft auf. Dieser „Grito de Dolores“ (Schrei von Dolores) wird bis heute als der Startschuss für den Kampf um Mexikos Unabhängigkeit gesehen.

Was macht diesen Moment so bedeutend? Es war kein geplanter Aufstand einer militärischen Elite, sondern der Ruf eines Geistlichen, der den einfachen Menschen, Bauern und Indigenen, Hoffnung auf Freiheit gab. Hätte damals jemand gedacht, dass dieser Aufschrei zur Grundlage des mexikanischen Nationalfeiertags wird?

Unabhängigkeitsparty: Papua-Neuguinea tritt der Weltgemeinschaft bei (1975)

Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis am 16. September ereignete sich im Jahr 1975, als Papua-Neuguinea seine Unabhängigkeit von Australien erklärte. Das Land war zuvor jahrzehntelang von verschiedenen Kolonialmächten verwaltet worden, und dieser Schritt markierte das Ende eines langen Kapitels der Fremdherrschaft. Papua-Neuguinea wurde Teil des Commonwealth of Nations und trat der internationalen Gemeinschaft als unabhängiger Staat bei.

Die Befreiung von Kolonialmächten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Für Papua-Neuguinea bedeutete die Unabhängigkeit eine Chance, eine eigene Identität zu formen und das kulturelle Erbe der vielen verschiedenen indigenen Gruppen zu bewahren – was keine leichte Aufgabe war, angesichts der rund 800 Sprachen, die im Land gesprochen werden.

Der „Schwarze Mittwoch“ in Großbritannien (1992)

Wirtschaft und Politik sind untrennbar miteinander verknüpft – das zeigte sich besonders deutlich am 16. September 1992 in Großbritannien. Dieser Tag ging als „Schwarzer Mittwoch“ in die Geschichte ein, als das britische Pfund aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) austrat. Der Druck der Spekulanten auf die Währung war zu groß geworden, und die britische Regierung, angeführt von Premierminister John Major, sah sich gezwungen, die feste Bindung des Pfunds an den Euro-Vorläufer aufzugeben. Die wirtschaftlichen Folgen waren erheblich, aber langfristig führte diese Entscheidung auch dazu, dass Großbritannien auf eine stärkere Unabhängigkeit in der Währungspolitik setzte.

Ironischerweise wurden viele der politischen und wirtschaftlichen Debatten, die an diesem Tag angestoßen wurden, später auch im Kontext des Brexit wieder aktuell – die Frage nach der Balance zwischen nationaler Souveränität und europäischer Integration.

Frankreich: Die Geburtsstunde eines Königs (1387)

Kommen wir nach Frankreich – ein Land, das für seine dichte und oftmals turbulente Geschichte bekannt ist. Am 16. September 1387 wurde der französische König Heinrich V. geboren, der als einer der bedeutendsten Monarchen des 15. Jahrhunderts in die Geschichte einging. Obwohl er englischer König war, spielte er eine entscheidende Rolle in den Kämpfen um die französische Krone während des Hundertjährigen Kriegs.

Heinrich V. war ein brillanter Stratege, und unter seiner Führung gewann England die berühmte Schlacht von Azincourt im Jahr 1415. Dieser Sieg zementierte vorübergehend Englands Machtstellung in Frankreich, auch wenn es letztlich Jeanne d’Arc war, die das Blatt in Frankreichs Gunsten wenden sollte. Heinrichs Geburt am 16. September erinnert uns also an die langjährigen Rivalitäten zwischen England und Frankreich, die über Jahrhunderte die politische Landschaft Europas prägten.

Die Besetzung Korsikas durch Frankreich (1768)

Ein weiterer bedeutender Moment der französischen Geschichte, der sich um den 16. September rankt, ist die französische Besetzung Korsikas im Jahr 1768. Korsika, bis dahin eine autonome Republik unter der Oberherrschaft Genuas, wurde im Zuge des Korsischen Krieges von Frankreich annektiert. Dies geschah aufgrund eines Abkommens zwischen Genua und Frankreich, doch der korsische Widerstand unter der Führung von Pasquale Paoli wehrte sich erbittert.

Interessanterweise war es nur ein Jahr später, am 15. August 1769, als auf dieser von Frankreich gerade annektierten Insel ein gewisser Napoleon Bonaparte geboren wurde – der Mann, der selbst zur größten Ikone der französischen Geschichte aufsteigen sollte. Korsika, das Land, das ihn hervorbrachte, blieb stets ein besonderer Teil seines Erbes, auch wenn er selbst seine korsischen Wurzeln oft hinter seinen französischen Ambitionen zurückstellte.

Weitere historische Ereignisse

Neben diesen Hauptgeschehnissen gibt es noch zahlreiche andere Ereignisse, die den 16. September prägen. So beispielsweise der Tod von König Ludwig XVI. im Jahr 1793, kurz vor dem Höhepunkt der Französischen Revolution. Oder aber die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, die an diesem Tag im Jahr 1787 offiziell von der Philadelphia Convention verabschiedet wurde – eine Grundlage, die bis heute das Rückgrat der amerikanischen Demokratie bildet.

In der modernen Geschichte Frankreichs gab es am 16. September 1959 eine bedeutende Rede von Charles de Gaulle, in der er das Selbstbestimmungsrecht Algeriens bekräftigte. Diese Rede war ein entscheidender Schritt hin zur algerischen Unabhängigkeit, die schließlich 1962 erreicht wurde. De Gaulle, ein Meister der politischen Rhetorik, verstand, wie wichtig es war, die öffentliche Meinung zu lenken und gleichzeitig die Interessen Frankreichs zu wahren – eine Gratwanderung, die er mit Bravour meisterte.

Fazit: Ein Tag, der Geschichte schrieb

Der 16. September zeigt, wie unterschiedlich die Facetten der Geschichte sein können – von Revolutionen und Kriegen über wirtschaftliche Krisen bis hin zu Geburten und politischen Wendepunkten. Es ist faszinierend, wie ein einzelner Tag so viele verschiedene Kapitel der Menschheitsgeschichte in sich tragen kann.

Ob in Mexiko, Frankreich oder Papua-Neuguinea – dieser Tag ist ein lebendiger Beweis dafür, dass Geschichte nie stillsteht. Und wer weiß, welche neuen Ereignisse in Zukunft den 16. September prägen werden?


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