Tag & Nacht




Ein scheinbar gewöhnlicher Herbsttag – und doch voller Geschichten, die die Welt veränderten. Der 17. Oktober trägt eine beeindruckende Mischung aus Triumphen, Tragödien und Momenten menschlicher Größe in sich.


Weltweite Ereignisse

Der Sieg bei Saratoga (1777)

Am 17. Oktober 1777 kapitulierte der britische General John Burgoyne bei Saratoga im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Dieser Sieg der amerikanischen Aufständischen war mehr als nur ein militärischer Erfolg – er war ein Symbol. Zum ersten Mal stand die junge amerikanische Armee einem großen europäischen Heer gegenüber und gewann. Das überzeugte Frankreich, sich auf die Seite der Rebellen zu stellen und sie militärisch zu unterstützen. Ohne diesen Schritt wäre die Geburt der Vereinigten Staaten wohl kaum denkbar gewesen.

Ein einziges Datum – und ein ganzer Kontinent bekam eine neue Zukunft.

Die Gründung der Texas Rangers (1835)

An diesem Tag beschloss der texanische Kongress, eine kleine Truppe zur Grenzsicherung einzurichten: die Texas Rangers. Was als pragmatische Maßnahme begann, wurde zur Legende des amerikanischen Westens. Cowboys, Outlaws, Gerechtigkeit – vieles, was wir heute mit dem Mythos „Texas“ verbinden, hat hier seinen Ursprung.

Einstein geht ins Exil (1933)

Albert Einstein verließ am 17. Oktober 1933 Deutschland. Er trat seine Reise in die Vereinigten Staaten an – endgültig. Der bedeutendste Physiker seiner Zeit kehrte nie mehr zurück, während das Land, das ihn hervorgebracht hatte, in den Abgrund des Nationalsozialismus stürzte. Seine Emigration steht sinnbildlich für den intellektuellen Aderlass, den Deutschland durch die NS-Herrschaft erlitt.

Das OPEC-Ölembargo (1973)

Am 17. Oktober 1973 beschlossen die arabischen Mitgliedsstaaten der OPEC ein Ölembargo gegen Länder, die Israel im Jom-Kippur-Krieg unterstützten. Binnen Wochen stiegen Ölpreise und Inflation in westlichen Staaten explosionsartig. Es war die Geburtsstunde moderner Energiepolitik – und ein Schock, der die globale Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen schmerzhaft sichtbar machte.

Das Erdbeben von San Francisco (1989)

Nur wenige Minuten vor einem Baseballspiel der World Series bebte am 17. Oktober 1989 der Boden unter Kalifornien. Brücken stürzten ein, Häuser kippten in sich zusammen, 63 Menschen starben. Der Zufall, dass Millionen Menschen gerade live vor dem Fernseher saßen, machte das Unglück zu einem weltweiten Medienereignis – und zu einem Mahnmal für Erdbebensicherheit in urbanen Gebieten.


Frankreich am 17. Oktober

Die Schlacht von Cholet (1793)

Während der Französischen Revolution kam es an diesem Tag in der Vendée zum entscheidenden Gefecht zwischen republikanischen Truppen und royalistischen Aufständischen. Der republikanische Sieg bei Cholet besiegelte das Schicksal der Vendée-Armee. Und doch bleibt vor allem eine Geste unvergessen: Der schwer verwundete General Bonchamps soll den Befehl gegeben haben, mehrere tausend republikanische Gefangene zu verschonen. Eine Tat, die inmitten des Blutvergießens menschliche Größe zeigte – ein Lichtstrahl in finsterer Zeit.

Das Massaker von Paris (1961)

Der 17. Oktober 1961 ist einer der dunkelsten Tage der französischen Nachkriegsgeschichte. Tausende Algerier demonstrierten in Paris friedlich gegen eine nächtliche Ausgangssperre, die nur für sie galt. Es war eine stille, würdevolle Kundgebung – bis die Polizei unter Präfekt Maurice Papon brutal eingriff.

Viele Demonstranten wurden geschlagen, verhaftet, manche in die Seine geworfen. Über Jahrzehnte schwieg der Staat über das Ausmaß dieser Gewalt. Erst allmählich kam ans Licht, wie viele Menschen tatsächlich starben – vermutlich weit über hundert.

Heute erinnert man sich in Frankreich zunehmend an diesen Tag. Gedenktafeln in Paris, offizielle Reden und Schulprojekte versuchen, das lange Schweigen zu brechen. Doch die Frage bleibt: Wie geht eine Nation mit den Schatten ihrer Geschichte um, wenn sie sich selbst als „Land der Menschenrechte“ versteht?


Ein Blick auf kleinere, aber nicht minder symbolische Momente

Am 17. Oktober 1705 starb die kluge und scharfzüngige Ninon de Lenclos, eine Frau, die in ihren Salons über Jahrzehnte die geistige Elite von Paris prägte – und mit einem Lächeln die Grenzen weiblicher Unabhängigkeit sprengte.

1757 schied René-Antoine Ferchault de Réaumur aus dem Leben, der Naturforscher, der uns nicht nur viele Erkenntnisse über Insekten, sondern auch die „Réaumur-Skala“ hinterließ – ein Stück wissenschaftlicher Genauigkeit in einer noch unruhigen Welt.


Der 17. Oktober als Spiegel

Was sagt uns dieser Tag? Dass Geschichte kein starres Archiv ist, sondern eine lebendige Erzählung. Sie zeigt, wie eng Mut und Angst, Macht und Verantwortung miteinander verwoben sind.

Vom Sieg der Kolonisten bei Saratoga bis zum Massaker in Paris: Jede Epoche trägt ihre eigene Wahrheit, ihre eigenen Widersprüche. Und manchmal sind es gerade die unscheinbaren Daten – die 17. Oktobers dieser Welt – die uns am deutlichsten zeigen, wie nah Triumph und Tragödie beieinander liegen.

Vielleicht sollte man sich heute kurz umschauen, den Blick vom Handy heben und sich fragen: Welche Geschichten schreiben wir gerade – und was wird man wohl eines Tages über den 17. Oktober unserer Zeit erzählen?

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