Tag & Nacht

Geschichtliche Ereignisse sind oft von langfristiger Bedeutung – manche prägen Länder über Jahrhunderte, andere verändern das Leben einzelner Menschen für immer. Der 19. September bietet dafür unzählige Beispiele, die weltweit und in Frankreich markante Spuren hinterlassen haben.

Der zweite Opiumkrieg: Beginn des britischen Eroberungszugs (1856)

Ein besonders dramatisches Kapitel der Weltgeschichte beginnt am 19. September 1856: Der zweite Opiumkrieg zwischen dem Britischen Empire und dem Kaiserreich China. Nachdem bereits der erste Opiumkrieg (1839–1842) mit dem Vertrag von Nanking endete, der China schwerwiegende wirtschaftliche und territoriale Verluste zufügte, sollte es nur wenige Jahre dauern, bis die Spannungen erneut eskalierten. Am besagten Septembertag beschossen britische Kriegsschiffe die chinesische Hafenstadt Kanton – der Beginn eines weiteren brutalen Kolonialkrieges.

Der Konflikt entstand aus der anhaltenden Weigerung Chinas, den britischen Opiumhandel zu akzeptieren. Großbritannien wollte freien Zugang zum chinesischen Markt, um weiterhin die Droge in großem Stil verkaufen zu können. China versuchte, sich gegen diese schädlichen Einflüsse zu wehren, was jedoch durch die militärische Überlegenheit der Briten zum Scheitern verurteilt war. Die Folgen des Krieges prägten China tiefgreifend: Die Niederlage 1860 führte zu einer noch größeren Öffnung des Landes für den westlichen Handel und verschärfte die inneren Spannungen, die letztlich zur Taiping-Rebellion beitrugen.

Der legendäre Aufstieg von George Washington (1796)

Am 19. September 1796 verkündete George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, seinen berühmten „Abschiedsbrief an die Nation“. Diese Rede markierte nicht nur den Rückzug Washingtons aus der Politik, sondern legte auch die Grundlagen für viele spätere politische Traditionen in den USA.

Sein Schreiben enthielt Ratschläge für die künftigen Generationen amerikanischer Politiker. Besonders eindringlich warnte er vor der Spaltung der Nation in politische Parteien, die zu einem Zerfall der Einheit führen könnte. Auch sprach er sich für eine neutrale Außenpolitik aus, was als wichtiger Grundsatz der US-Außenpolitik bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Bestand hatte. Dieser Abschied Washingtons festigte seinen Ruf als „Vater der Nation“ und hinterließ einen bleibenden Eindruck in der amerikanischen Geschichte.

Die Befreiung von Eindhoven im Zweiten Weltkrieg (1944)

Ein weiteres wichtiges Ereignis, das sich am 19. September ereignete, betrifft den Zweiten Weltkrieg. An diesem Tag im Jahr 1944 befreiten alliierte Truppen Eindhoven, eine Stadt in den Niederlanden, die seit vier Jahren unter deutscher Besatzung gelitten hatte. Dies war Teil der großangelegten Operation „Market Garden“, die die Eroberung der Brücken über den Rhein zum Ziel hatte.

Die Befreiung von Eindhoven war ein erster Lichtblick für die niederländische Bevölkerung, auch wenn die Operation insgesamt nicht den gewünschten schnellen Erfolg brachte. Die Stadt stand nach der Rückeroberung symbolisch für den schrittweisen Zusammenbruch der deutschen Wehrmacht an der Westfront. Noch Monate sollten vergehen, bevor die Alliierten Europa endgültig befreien konnten, doch für die Menschen in Eindhoven markierte dieser Tag den Beginn eines neuen Kapitels in ihrer Geschichte.

Frankreich: Ein entscheidender Schritt in der Belagerung von Paris (1870)

Besonders in Frankreich ist der 19. September ein symbolträchtiger Tag – die Belagerung von Paris während des Deutsch-Französischen Krieges begann am 19. September 1870. Nach den verheerenden Niederlagen der französischen Armee, insbesondere bei Sedan, sah sich die französische Hauptstadt von preußischen Truppen eingeschlossen. Für die Pariser begann eine über viermonatige Belagerung, die zu extremen Entbehrungen führte.

Der Deutsch-Französische Krieg, der zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs unter der Führung Preußens führte, war ein Schlüsselmoment in der europäischen Geschichte. Die Belagerung von Paris markierte den Anfang vom Ende der französischen Zweiten Republik und den Beginn des Kaiserreichs unter Wilhelm I. Als Paris schließlich am 28. Januar 1871 kapitulierte, war der Krieg vorbei – doch die Wunden, die dieser Konflikt schlug, sollten Europa noch lange beschäftigen.

Die Grande Arche wird eröffnet (1989)

Die moderne Geschichte Frankreichs schreibt sich auch am 19. September fort: 1989, genau an diesem Tag, wurde die Grande Arche in La Défense offiziell eingeweiht. Der monumentale Bau im Geschäftsviertel von Paris steht symbolisch für die Verbindung von Tradition und Moderne in Frankreich. Als moderner Triumphbogen konzipiert, reiht sich die Grande Arche in die Achse historischer Monumente ein, die von der Pyramide des Louvre über den Triumphbogen bis hin zur La Défense führt.

Der Architekt Johann Otto von Spreckelsen entwarf das Gebäude als gigantischen Kubus mit einem Hohlraum im Inneren, das die Werte der Menschenrechte und des Friedens symbolisieren sollte. Der Bau ist nicht nur ein Meisterwerk moderner Architektur, sondern steht auch sinnbildlich für das Selbstverständnis Frankreichs als eine Nation, die sowohl ihre glorreiche Vergangenheit ehrt als auch mit großem Selbstbewusstsein in die Zukunft blickt.

Chile: Das Ende des Pinochet-Regimes (1988)

Am 19. September 1988 fanden in Chile bedeutende Feierlichkeiten zum „Día de las Glorias del Ejército“ statt – dem Tag des Heeres. Doch im selben Jahr sollte sich eine politische Wende anbahnen, die das Land für immer veränderte: Der Militärdiktator Augusto Pinochet, der Chile seit seinem blutigen Putsch 1973 regierte, stand vor einem entscheidenden Referendum, das seine Macht begrenzen sollte.

Pinochet hatte ursprünglich geglaubt, das Referendum zu gewinnen, um seine Diktatur zu legitimieren. Doch am 5. Oktober 1988, nur wenige Wochen nach den Feierlichkeiten zum 19. September, stimmte die Mehrheit der Chilenen gegen seine weitere Herrschaft. Dieser Volksentscheid führte schließlich zur schrittweisen Rückkehr Chiles zur Demokratie – ein bedeutender Sieg für die Menschenrechte und die Freiheit in Lateinamerika.

Ein Tag voller Geschichten

Wie man sieht, ist der 19. September ein Tag, der in der Geschichte von vielen Ländern und Kontinenten tiefe Spuren hinterlassen hat. Von Kriegen und Belagerungen, über politische Abschiede und Neubeginne, bis hin zu architektonischen Meisterwerken – die Ereignisse dieses Tages sind vielfältig und bedeutsam. Ob in Europa, Asien oder Südamerika, überall auf der Welt haben Menschen an diesem Datum Geschichte geschrieben – manchmal mit Blut und Schweiß, manchmal mit Worten und Visionen.


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