Tag & Nacht

Die Weltkarte hat sich im Jahr 2024 politisch neu geordnet. In 62 Ländern fanden nationale Wahlen statt, und fast die Hälfte der Weltbevölkerung war direkt oder indirekt betroffen. Von historischen Erstwahlen bis zu überraschenden politischen Machtwechseln – das Jahr hat Spuren hinterlassen, die noch lange nachhallen werden.

Frauen an der Spitze: Ein Jahr der Premieren

Das Jahr 2024 war in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein. Erstmals wurden Frauen in Ländern wie Mexiko, Nordmazedonien und Namibia zu Präsidentinnen gewählt. Diese Ereignisse sind nicht nur symbolisch, sondern könnten langfristig dazu beitragen, die politische Landschaft in diesen Regionen zu verändern. Doch solche Erfolge sind keine Selbstverständlichkeit – in vielen Ländern bleibt die politische Bühne weiterhin männlich dominiert.

Machtwechsel und historische Niederlagen

In demokratischen Staaten war 2024 ein Jahr des Umbruchs. In 71 % der Fälle erlebten diese Länder einen Wechsel der Macht oder eine Schwächung der amtierenden Regierung. Besonders auffällig war dies in Europa, wo zahlreiche Wähler ihre Frustration über die traditionellen Parteien zum Ausdruck brachten.

„Viele Bürger fühlen sich von den etablierten Parteien nicht mehr repräsentiert“, erklärt Isabelle Guinaudeau, eine Expertin für politische Studien. Sie sieht in der Politisierung neuer Themen – wie Migration, Klimawandel und LGBTQ-Rechte – den Grund für die zunehmende Polarisierung. Diese Veränderungen haben vor allem die extreme Rechte gestärkt, die in Ländern wie Österreich und Portugal erhebliche Erfolge verbuchen konnte.

Kontinuität in autoritären Regimen

In autoritären und hybriden Regimen hingegen blieb die politische Stabilität oft erhalten – wenn auch nicht immer durch faire Mittel. In 84 % der Fälle konnten sich die Regierungen an der Macht halten, häufig gestützt durch manipulierte Wahlen. Ein herausragendes Beispiel ist Ruanda, wo Präsident Paul Kagame mit 99,18 % der Stimmen wiedergewählt wurde. Diese überwältigende Mehrheit ist jedoch nicht ungewöhnlich für Kagame, der seit 2000 an der Macht ist und regelmäßig ähnliche Ergebnisse erzielt.

Der Brexit und die USA: Globale Aufmerksamkeit

Während Europa mit internen politischen Umwälzungen beschäftigt war, zog die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus weltweites Interesse auf sich. Trump, der zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, bringt neue Unsicherheiten und die Aussicht auf eine erneute Polarisierung der amerikanischen Politik mit sich. Seine Präsidentschaft könnte auch international neue Spannungen hervorrufen – nicht zuletzt mit Blick auf den Klimaschutz und geopolitische Konflikte.

Was bedeuten diese Ergebnisse?

Die Wahlen des Jahres 2024 zeigen, dass die politische Landschaft global immer unberechenbarer wird. Die hohe Wechselrate in Demokratien deutet auf eine tiefe Unzufriedenheit der Wähler hin, während autoritäre Regime ihre Macht festigen. Doch was kommt als Nächstes?

Werden die neuen Regierungen die Erwartungen der Wähler erfüllen? Oder wird 2024 als ein Jahr in Erinnerung bleiben, das den Grundstein für noch größere Unruhen gelegt hat? Klar ist, dass sich die Welt in einem Zustand des Wandels befindet – und die kommenden Jahre könnten entscheidend dafür sein, wie sich dieser Wandel gestaltet.


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