Tag & Nacht




Manche Daten tragen eine fast mythische Wucht – der 21. April gehört dazu. Von der Legende Roms bis zur Erschütterung französischer Demokratien, vom ersten Familienvan Europas bis hin zu einem musikalischen Abschied und dem Ende eines Pontifikats. Dieser Tag bietet ein Kaleidoskop der Geschichte, das ebenso kraftvoll wie vielfältig ist.


Rom: Am Anfang war ein Hügel

Der 21. April 753 v. Chr. gilt als der Gründungstag Roms. Romulus, so erzählt es die Sage, zog die erste Furche um den Palatin. Was mit zwei Brüdern, einem Streit und einem Blutvergießen begann, wurde zum Ursprung eines Weltreichs. Ob historische Realität oder Gründungsmythos – dieser Tag steht symbolisch für das römische Selbstverständnis. Aus einem kleinen Siedlungskern wuchs eine Macht, deren Erbe bis heute wirkt – in unseren Gesetzen, in unseren Sprachen, in unseren Städten.


Frankreich: Zwischen Sieg, Stimmrecht und Staatskrise

Knapp 2.500 Jahre später, am 21. April 1796, erreicht ein junger General in Italien einen entscheidenden Sieg: Napoleon Bonaparte zwingt die Armee des Königreichs Sardinien bei Mondovi zur Kapitulation. Dieser Sieg stärkt nicht nur seine militärische Reputation – er festigt auch Frankreichs Einfluss auf dem italienischen Stiefel und beschleunigt den politischen Wandel Europas.

Springen wir ins 20. Jahrhundert, mitten hinein in die Wirren des Zweiten Weltkriegs. Am 21. April 1944 wird in Frankreich das aktive und passive Frauenwahlrecht per Dekret anerkannt. Ein historischer Einschnitt – endlich dürfen auch Französinnen ihre Stimme erheben, nicht nur im Protest, sondern an der Wahlurne. Jahrzehntelanger Einsatz von Frauenrechtlerinnen findet an diesem Tag ein erstes, starkes Echo.

Doch nicht jeder 21. April brachte Fortschritt. Im Jahr 1961, mitten im Algerienkrieg, versuchen vier französische Generäle, einen Putsch gegen Präsident de Gaulle durchzuziehen. Aus Algerien heraus gesteuert, sollte das Militär die Kolonialherrschaft sichern – gegen den Willen der Regierung. Der Aufstand scheitert. Doch das Vertrauen in die Stabilität der Republik bekommt einen ordentlichen Knacks.


Moderne Meilensteine: Technik, Protest und Pop

1984 präsentiert Renault ein Fahrzeug, das in Frankreich zunächst als „hässlich“ belächelt wird – den Espace. Was wie ein Kastenwagen aussieht, wird zum Prototyp eines ganzen Fahrzeugsegments: des Minivans. Ein Auto, das nicht nur Familienleben verändert, sondern eine Idee transportiert: Raum ist Lebensqualität – auch auf vier Rädern.

2002 erlebt Frankreich einen politischen Schockmoment. Der rechtsextreme Kandidat Jean-Marie Le Pen zieht in die Stichwahl zur Präsidentschaft ein – eine Zäsur. Statt des sozialistischen Premiers Lionel Jospin landet er auf Platz zwei. Frankreich reagiert – mit Empörung, Protesten, breitem Schulterschluss gegen Extremismus. In der Stichwahl dann ein deutliches Votum gegen Le Pen, doch der Moment hallt nach: Die politische Landschaft ist seitdem nicht mehr dieselbe.


Verluste, die nachwirken

Am 21. April 2016 verstirbt Prince – Musiker, Ikone, Exzentriker. Mit seinen Songs sprengte er Grenzen, mit seinem Auftreten Klischees. Er war gleichzeitig Mainstream und Avantgarde, Superstar und Underdog. „Purple Rain“, „When Doves Cry“, „Kiss“ – Hits, die bleiben. Sein Tod erschüttert die Musikwelt, die Popkultur verliert an diesem Tag eine ihrer schillerndsten Figuren.

Und dann: ein Ereignis, das ganz frisch ist – und von weltweiter Bedeutung. Am 21. April 2025 stirbt Papst Franziskus. Nach über einem Jahrzehnt als Oberhaupt der katholischen Kirche endet ein Pontifikat, das geprägt war von dem Bemühen um Menschlichkeit, Reform und Öffnung. Er war unbequem für viele in der Kurie, aber inspirierend für Millionen Gläubige. Sein Tod öffnet ein neues Kapitel in der Geschichte der Kirche – mit vielen offenen Fragen.


Ein Datum, viele Gesichter

Was bleibt vom 21. April? Eine römische Furche, die zum Imperium wurde. Ein General, der Frankreichs Einfluss zementierte. Eine Stimme für Frauen, die endlich gehört wurde. Ein gescheiterter Putsch, der die Republik zittern ließ. Ein Auto, das ein Lebensgefühl verkaufte. Ein Wahlergebnis, das das Land elektrisierte. Und zwei Abschiede – einer von einem Künstler, der Farben in Musik verwandelte, und einer von einem Papst, der der Kirche ein neues Gesicht gab.

Vielleicht ist es genau das, was Geschichte so faszinierend macht: dass ein einziger Tag so viele Geschichten erzählen kann.

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