Tag & Nacht

Lohnungleichheit, geschlechtsspezifische Gewalt und der zunehmende Einfluss männlich-dominierter Ideologien – all das hat am 8. März Zehntausende Menschen in ganz Frankreich auf die Straßen gebracht. In Paris spricht das feministische Bündnis „Grève féministe“ von 120.000 Demonstrierenden, während die Polizei 47.000 zählt. Doch unabhängig von den Zahlen steht eines fest: Die Bewegung für Frauenrechte zeigt eine ungebrochene Entschlossenheit.

Großdemonstrationen im ganzen Land

Nicht nur in Paris wurde protestiert. In Lyon versammelten sich laut Behörden 9.300 Menschen, in Toulouse 7.500, in Rennes 5.000. Landesweit sollen insgesamt 250.000 Demonstrierende dem Aufruf von rund 50 feministischen Kollektiven, Gewerkschaften und Verbänden gefolgt sein.

Die Stimmung in den Demonstrationszügen war kämpferisch, blieb jedoch überwiegend friedlich – abgesehen von kleineren Spannungen zwischen der Polizei und einzelnen Demonstrierenden am Ende des Pariser Protestzugs.

Sabine, 49 Jahre alt und Leiterin einer Berufsvereinigung, bleibt trotz der Herausforderungen zuversichtlich: „Es ist ein Kampf, der noch nicht vorbei ist. Aber es geht in die richtige Richtung. Trump, die Maskulinisten – sie machen viel Lärm, aber sie sind nicht stärker als wir.“

Empörung über rechtsradikale Präsenz in Paris

Für Aufregung sorgte in der Hauptstadt eine kleine Gruppe des rechtsextremen Kollektivs „Nemesis“, deren Anwesenheit im Vorfeld bereits von feministischen und antirassistischen Organisationen kritisiert worden war. Unter starker Polizeibewachung bewegte sich die Gruppe etwa 300 Meter hinter dem Hauptzug – unter lautstarken Buhrufen von Passanten.

Mit einer provokativen Aktion setzten die Aktivistinnen der Femen-Bewegung ein Zeichen gegen den aufkommenden Rechtsruck. Mit aufgemalten amerikanischen, europäischen und russischen Flaggen, die von einem Hakenkreuz durchgestrichen waren, skandierten sie vor laufenden Kameras ironisch „Heil Trump“, „Heil Meloni“ und „Heil Putin“. Eine drastische Inszenierung, die, so erklärten sie, eine „feministische Antwort auf die faschistische Epidemie“ darstellen sollte.

Kampf gegen wirtschaftliche Ungleichheit

Neben dem politischen Kontext stand vor allem die finanzielle Diskriminierung von Frauen im Fokus der Proteste. Laut dem französischen Statistikamt INSEE verdienen Frauen bei gleicher Arbeitszeit im Durchschnitt 14,2 % weniger als Männer.

„Wir sind im feministischen Streik, um zu zeigen, dass, wenn Frauen aufhören zu arbeiten, alles stillsteht“, erklärte Amy Bah von der Bewegung „Nous Toutes Lille“, die mit etwa 1.000 Menschen im Norden Frankreichs demonstrierte.

Bleibt die Frage: Wann wird es diesen Streik nicht mehr brauchen?

Von C. Hatty

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