Am Mittwoch, dem 4. Dezember, wurden 85 Migranten von zwei Booten gerettet, die versucht hatten, von Pas-de-Calais nach England zu gelangen. Die Präfektur der Region kündigte die Rettungsaktion an, die erneut die Dramatik der illegalen Überquerungen des Ärmelkanals und die gefährlichen Bedingungen unterstreicht, denen sich viele Menschen aussetzen.
Die Migranten wurden von der französischen Marine auf das Rettungsschiff Abeille Normandie gebracht, nachdem ihre Boote in Seenot geraten waren. Laut der Präfektur ereignete sich ein Vorfall in der Nähe der Bucht von Wissant, wo ein Boot mit 80 Personen auf einer Sandbank festsaß. Bei einem weiteren Vorfall in der Nähe von Wimereux forderten fünf Migranten Hilfe an, nachdem ihre Situation unhaltbar geworden war. Beide Gruppen wurden sicher nach Boulogne-sur-Mer gebracht, wo sie von Rettungsdiensten und der Grenzpolizei betreut wurden.
2024: Ein trauriger Rekord an Opfern
Die Zahlen sprechen eine erschütternde Sprache. Seit Beginn des Jahres sind mehr als 70 Menschen bei dem Versuch gestorben, den Ärmelkanal zu überqueren. Dies macht 2024 zur bislang tödlichsten Jahresbilanz seit Beginn der systematischen Überquerungen im Jahr 2018. Viele Migranten nutzen sogenannte „Small Boats“ – kleine Schlauchboote, die oft überfüllt sind und kaum für die Überquerung der gefährlichen Wasserstraße geeignet.
Der jüngste Vorfall reiht sich in eine Serie von tragischen Ereignissen ein. Erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag waren 151 Migranten in der Nähe des Kanals gerettet worden, darunter vier Personen, die ins Wasser gefallen waren. Trotz der lebensgefährlichen Risiken steigen die Zahlen der Überquerungsversuche kontinuierlich an.
Die organisierte Kriminalität hinter den Überfahrten
Parallel zu den Rettungsaktionen in Frankreich gab es am Mittwoch eine koordinierte Polizeiaktion in Deutschland, die sich gegen ein Netzwerk von Schleusern richtete. Laut dem französischen Innenministerium handelt es sich um ein „syrisch-irakisch-kurdisches Netzwerk“, das beschuldigt wird, in diesem Jahr mindestens 300 Boote für Überfahrten organisiert zu haben.
Diese Schleusernetzwerke sind ein zentraler Faktor in der Krise. Sie profitieren finanziell von der Not der Migranten, während sie diese in lebensgefährliche Situationen bringen. Die Boote sind oft billig und schlecht ausgestattet, was die Risiken zusätzlich erhöht.
Eine europäische Herausforderung
Die Tragödie der Migrantenüberfahrten im Ärmelkanal zeigt nicht nur die Verzweiflung der Menschen, sondern auch die Schwierigkeiten, eine europäische Lösung für diese humanitäre Krise zu finden. Frankreich und Großbritannien haben ihre Bemühungen zur Überwachung und Kontrolle der Küsten verstärkt, doch das Problem bleibt bestehen. Die Rettungsaktionen sind nur ein Pflaster auf einer viel tiefer gehenden Wunde – die Notwendigkeit, die Ursachen von Migration und die Rolle der Schleusernetzwerke anzusprechen.
Während die Rettungen von Mittwoch Leben retteten, bleiben die Fragen: Wie viele Menschen werden weiterhin ihr Leben riskieren, um eine bessere Zukunft zu suchen? Und was kann Europa tun, um diesen Kreislauf zu durchbrechen?
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