Der beschauliche Ort Craon im Departement Mayenne erlebt derzeit ein Naturereignis von historischen Ausmaßen. Nach tagelangen Regenfällen steht die Gemeinde sprichwörtlich unter Wasser – und es ist noch kein Ende in Sicht.
„Die Lage wird sich ab 14 oder 15 Uhr deutlich verschärfen, wenn neue Gewitter vom Maine-et-Loire aus bis in die Mayenne, die Sarthe, Ille-et-Vilaine und die Loire-Atlantique ziehen“, warnte Steven Tual, Meteorologe bei Météo France, am Donnerstag, dem 20. Juni, im Gespräch mit dem Sender France Bleu Mayenne. Er erklärte, dass zwischen 40 und 50 Liter Regen pro m2 erwartet werden. Unter den stärksten Wetterzellen könnten sogar noch 60 bis 70 Liter hinzukommen. Diese Regenmengen kommen zu den bereits enormen Niederschlägen der letzten Tage hinzu – ein Ereignis, das Tual als „historisch“ bezeichnet.
Ein Blick auf die Lage
Quentin Lanvierge, stellvertretender Bürgermeister von Craon, beschreibt die Situation als „wirklich außergewöhnlich und historisch“. Am Donnerstagmorgen führte der heftige Regen zu „großen Überflutungen“ in der südlichen Mayenne. In Craon stieg das Wasser am alten Brückenplatz auf bis zu 3,16 Meter – höher als die historische Flut von 1996, die 2,96 Meter erreichte. „Das haben wir noch nie erlebt“, so Lanvierge.
Die Regenmassen führten dazu, dass mindestens 30 Häuser von den Fluten betroffen sind. Der gesamte Stadtkern ist für den Verkehr gesperrt. In einer Krisensitzung am Donnerstagmorgen berieten die Behörden über das weitere Vorgehen. „Wir werden alle Bewohner aufsuchen, um zu sehen, ob sie zu Hause bleiben können oder ob eine Evakuierung notwendig ist. Wir müssen die Situation von Fall zu Fall prüfen“, erklärte Lanvierge.
Evakuierungen und Notsituationen
Für einige Bewohner bedeutet die Überschwemmung bereits jetzt eine direkte Bedrohung. Mit einem Meter Wasser im Wohnzimmer verbrachten viele die Nacht im Obergeschoss ihrer Häuser. „Alle, die wir gestern Abend getroffen haben, waren bereits oben. Für diejenigen, die nicht im Obergeschoss waren, haben wir empfohlen, die Nacht woanders zu verbringen“, so Lanvierge weiter.
Eine örtliche Geschäftsfrau berichtete, dass die Feuerwehr am Donnerstagmorgen mit Evakuierungen begonnen habe. Mit Schlauchbooten holen sie die Bewohner aus ihren Häusern. Eine dramatische Szene, die die Schwere der Lage eindrucksvoll illustriert.
Ursachen und Ausblick
Was hat diese außergewöhnlichen Regenfälle ausgelöst? Meteorologe Steven Tual erklärt, dass warme und feuchte Luftmassen aus dem Atlantik auf kalte Luftschichten aus dem Norden trafen – eine klassische Konstellation für heftige Gewitter und starke Regenfälle. „Diese Kombination führt zu intensiven Niederschlägen, die in kurzer Zeit enorme Mengen an Wasser freisetzen“, so Tual.
Was bedeutet das für die nächsten Tage? Die Prognosen sehen leider nicht gut aus. Weitere Gewitter und starke Regenfälle sind vorhergesagt. Für die betroffenen Gemeinden heißt das: weiter warten, beobachten und hoffen, dass der Regen bald nachlässt.
Einzigartiges Wetterphänomen oder Vorbote des Klimawandels?
Die Frage drängt sich auf: Sind solche extremen Wetterereignisse ein Hinweis auf den Klimawandel? Meteorologen und Klimaforscher sind sich einig, dass die Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse zunimmt. „Wir sehen eine klare Tendenz zu mehr extremen Wetterlagen, was mit den steigenden globalen Temperaturen in Verbindung steht“, so Tual. Dies bedeutet nicht, dass jede einzelne Überschwemmung direkt durch den Klimawandel verursacht wird, aber die Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse nimmt zu.
Für die Menschen in Craon und den umliegenden Gebieten bleibt nur die Hoffnung auf eine schnelle Verbesserung der Lage. Die Solidarität unter den Bewohnern ist ungebrochen – Nachbarn helfen einander, die lokalen Behörden arbeiten unermüdlich und die Feuerwehr ist rund um die Uhr im Einsatz.
Ein Gemeinschaftserlebnis in schwierigen Zeiten
Was bleibt am Ende dieser beispiellosen Wetterlage? Die Erkenntnis, dass Naturgewalten uns immer wieder an unsere Grenzen bringen können – und die Hoffnung, dass die Gemeinschaft stark bleibt. „Wir haben in den letzten Tagen viel Unterstützung erfahren, und das gibt uns Kraft, diese schwierige Zeit zu überstehen“, sagt Lanvierge optimistisch.
In Zeiten wie diesen zeigt sich, wie wichtig Zusammenhalt und schnelle Hilfe sind. Die Geschichte von Craon und den anderen betroffenen Gebieten wird in die Annalen eingehen – nicht nur als ein Kapitel von Naturkatastrophen, sondern auch als ein Beweis für die Stärke und Resilienz einer Gemeinschaft, die sich nicht unterkriegen lässt.
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