Tag & Nacht




Was wie ein Videospiel klingt, ist längst tödlicher Ernst: FPV-Drohnen, gesteuert aus der Ferne, senden ihren Piloten ein Livebild direkt in die Augen – und oft in die Psyche. Die Ukraine will künftig fünf Millionen dieser Geräte jährlich herstellen. Fünf Millionen fliegende Augen und Explosivkörper. Ein technologischer Triumph inmitten der Tragödie.

Es ist schwer, nicht ins Staunen zu geraten. Über die Innovationskraft eines Landes im Ausnahmezustand. Über den Einfallsreichtum der Entwickler, die in Garagen, Werkstätten und Start-ups Kriegstechnik bauen, als würden sie an der nächsten Fitness-App tüfteln. Doch Staunen allein reicht nicht. Es braucht auch Zweifel.

Was machen diese Maschinen mit den Menschen? Mit einer Generation junger Ukrainer, die das Töten nicht mehr über ein Gewehr, sondern über einen Bildschirm lernen? Was bedeutet es, wenn Entmenschlichung zur technischen Lösung wird? Wenn Drohnen nicht nur Gegner bekämpfen, sondern auch das menschliche Mitgefühl abschaffen?

Ich bezweifle nicht, dass sich die Ukraine verteidigen muss. Und dass Drohnen dabei eine zentrale Rolle spielen – vor allem gegen eine militärisch überlegene Macht wie Russland. Aber ich frage mich, ob diese Art der Kriegsführung nicht langfristig Narben hinterlässt, die wesentlich tiefer reichen und länger andauern als jede frontale Auseinandersetzung.

Der Krieg aus der virtuellen Ich-Perspektive – er verändert alles. Und er könnte die Frage nach der Menschlichkeit in bewaffneten Konflikten neu schreiben. Nicht mit Pathos, sondern mit kaltem Blick aus der Kamera einer fliegenden Maschine.

P.T.

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