Tag & Nacht


Die Franzosen bleiben sich treu. Während 62% von ihnen einen neuen Lockdown wünschen, planen laut einer Umfrage bereits mehr als 4 von 10, diesen zu durchbrechen. In den sozialen Netzwerken macht sich Wut breit, so sehr, dass ein eigener Hashtag, #JeNeMeConfineraiPas, auf Twitter entstanden ist und dieser Tage eines der heißesten Themen in Frankreich geworden ist.

Die Möglichkeit eines dritten Lockdowns lässt die Franzosen seit einigen Tagen zittern und verärgert sie gleichzeitig. In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Twitter, haben die Internetnutzer ihrem Frust mit verschiedenen Hashtags Luft gemacht, darunter #DésobéissanceCivile und #JeNeMeConfineraiPas.

Laut einer Odoxa-Umfrage, die mit BackBone Consulting für Le Figaro und FranceInfo durchgeführt wurde, wurde der Hashtag „JeNeMeConfineraiPas“ in den letzten sieben Tagen mehr als 100.000 Mal auf Twitter benutzt. Über dieses Schlüsselwort, das am 22. Januar zum ersten Mal veröffentlicht wurde, waren die französischen Internetnutzer sichtlich hin- und hergerissen zwischen Empörung und Resignation, so die Umfrage. Der Aufruf zum zivilen Ungehorsam führte zu einem „viel stärkeren Engagement“. Die Geschichte des Nizzaner Gastronomen Christophe Wilson, der sein Restaurant am Mittwoch, dem 27. Januar, illegal eröffnete, ist in den sozialen Netzwerken und in der Presse massenhaft diskutiert geworden.

Ein sehr französisches Paradoxon
Diese Neigung zum Ungehorsam ist symptomatisch dafür, dass die Franzosen die Nase voll haben: „Die Franzosen wollen es wissen, sie haben das Gefühl, dass die Entscheidungen bereits getroffen sind, aber nicht bekannt gegeben werden. Die Ungewissheit ermüdet sie und es fällt ihnen immer schwerer, damit umzugehen“, so die Umfrage. Ein Ungehorsam, der sich in den Zahlen widerspiegelt, denn etwas mehr als 4 von 10 Franzosen, also 42%, haben bereits angegeben, dass sie planen, gegen einen neuen Lockdown zu verstoßen, wenn diese Maßnahme von der Regierung ergriffen wird. Bei den 18- bis 24-Jährigen ist diese Rebellion noch ausgeprägter, da 66 % von ihnen die Absicht haben, einen Lockdown systematisch zu missachten. Immerhin 58% der 25-34-Jährigen teilen diese Meinung. Dieser Ungehorsam ist jedoch nicht radikal, denn 33% der Franzosen wollen sich „ein paar Abweichungen“ erlauben, während sie „insgesamt“ die Regelung respektieren.

Trotz dieses Gefühls der Ungeduld und der Frustration sprechen sich 62% der Franzosen für einen weiteren Lockdown aus. Laut der Odoxa-Umfrage ist die Unterstützung für diese Maßnahme derzeit sogar noch stärker als beim letzten Lockdown im Herbst. 70% der Franzosen wollen sogar, dass diese Maßnahme „so schnell wie möglich umgesetzt wird, um die Ausbreitung zu stoppen“. Doch obwohl sie einem dritten Lockdown zustimmen, weigern sich die Franzosen, alle Maßnahmen der Regierung zu befolgen. Die Mehrheit von ihnen (64%) ist gegen die Schließung von den als nicht lebensnotwendig erachteten Geschäften und 60% wollen, dass Schulen, Hochschulen und Gymnasien offen bleiben.

Dennoch ist für die Regierung Vorsicht geboten, da die Gruppe der Widerspenstigsten immerhin eine Million potentielle Demonstranten repräsentiert, wie die Umfrage zeigt. 7 % der Franzosen sagen, dass sie einen möglichen neuen Lockdown überhaupt nicht respektieren werden, und 2 % planen sogar militanten Aktionen, entweder durch Demonstrationen oder „Protest in sozialen Netzwerken“. Die Frage ist, ob dieser Protest auch gewalttätige Demonstrationen wie in Spanien oder den Niederlanden auslösen könnte.

Die Umfrage wurde durchgeführt an einer Stichprobe von 1.005 Franzosen, die repräsentativ für die französische Bevölkerung ab 18 Jahren ist.

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