Europa erlebt 2025 eine Zeitenwende, die sich nicht nur in militärischen Ausgaben und sicherheitspolitischen Strategien niederschlägt. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, der Erosion multilateraler Institutionen und den globalen Folgen von Klimakrise und Migration wird deutlich: Frieden ist im 21. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern eine fragile, täglich neu zu erarbeitende Ordnung.
Das E-Book „Frieden für Europa“ (Andreas M. Brucker / Editions PHOTRA) greift diesen Befund auf. Es knüpft an das Friedensgutachten 2025 an, das in Deutschland seit Jahrzehnten von führenden Forschungsinstituten herausgegeben wird und dieses Jahr mit dem düsteren Titel „Um den Frieden ist es schlecht bestellt“ erschien. Der Autor des E-Books übersetzt die akademischen Analysen und Empfehlungen in eine breitere politische und gesellschaftliche Sprache – und macht sie so für ein größeres Publikum zugänglich.

Ein E-Book als Brücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Das Werk zeichnet ein umfassendes Bild der Herausforderungen, vor denen Europa steht: von der Gefahr nuklearer Eskalation über die Krise multilateraler Institutionen bis hin zu Populismus, Polarisierung und der Rolle von Migration. Besonders hervorzuheben ist die Verknüpfung von klassischen Sicherheitsthemen mit Fragen der Nachhaltigkeit, Energiepolitik und Klimakrise. Frieden wird nicht auf den militärischen Bereich reduziert, sondern als gesamtgesellschaftliches Projekt verstanden.
Das entspricht einer zentralen Einsicht des Friedensgutachtens: Dass Sicherheit heute nur noch ganzheitlich gedacht werden kann – in der Verbindung von Abschreckung und Resilienz, von Rechtsstaatlichkeit und Minderheitenschutz, von Demokratie und globaler Verantwortung.
Appell und Analyse zugleich
Der Band ist analytisch fundiert, aber zugleich appellativ. Immer wieder wird die Verantwortung Europas betont: gegenüber der eigenen Geschichte, gegenüber der Gegenwart und gegenüber der Welt. Die Kapitel führen von der historischen Verortung – 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und 35 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges – bis hin zu Leitideen für eine neue Friedensordnung. Sie machen deutlich: Europa kann Frieden nur sichern, wenn es seine Werte ernst nimmt und seine Institutionen stärkt.
Das Schlusswort des Autors formuliert diese Botschaft unmissverständlich: Frieden sei keine historische Erinnerung, sondern eine konkrete Aufgabe in der Gegenwart.
Erinnerung an die eigene Rolle
Das E-Book reiht sich damit ein in eine Tradition europäischer Selbstreflexion, die an die normativen Grundlagen der Integration erinnert. Es will nicht beschönigen – die Lage ist angespannt, die Herausforderungen sind gewaltig. Doch es erinnert daran, dass es Spielräume für Gestaltung gibt: durch Diplomatie, zivile Konfliktbearbeitung, eine nachhaltige Energiepolitik und die Stärkung der Zivilgesellschaft.
In einer Zeit, in der öffentliche Debatten oft von Angst, Polemik und kurzfristigen Schlagzeilen geprägt sind, ist dieses E-Book ein wohltuender Beitrag: analytisch, historisch fundiert, aber auch klar in seinem Appell. Es richtet sich nicht nur an Politiker und Experten, sondern an alle, die begreifen wollen, warum Frieden in Europa keine Selbstverständlichkeit ist – und warum es sich lohnt, täglich neu dafür zu arbeiten.
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