Tag & Nacht




Wenn der Himmel über der Provence plötzlich dunkel wird, weiß man: Es braut sich etwas zusammen. Heute, am 21. September, ist genau so ein Tag. Météo-France schlägt Alarm – und das nicht ohne Grund: Die Départements Bouches-du-Rhône, Vaucluse und Drôme stehen ab Mittag unter Vigilance Orange, einer offiziellen Unwetterwarnung. Das Departement Var zieht um 16 Uhr nach. Was das heißt? Starke Gewitter, sintflutartige Regenfälle und ein Wetter, das binnen Minuten von sommerlich zu gefährlich kippen kann.

Ein klassisches mediterranes Unwetter also – mit all seinen Tücken.

Wenn der Himmel reißt

Die Meteorologen erwarten eine sogenannte pluvio-orageuse Wetterlage, wie sie die Mittelmeerregion kennt und fürchtet: Gewitterzellen, die sich kaum bewegen und lokal große Regenmengen abladen. In der Drôme sind 60 bis 80 Liter, stellenweise bis 100 Liter Regen möglich. Noch heftiger trifft es voraussichtlich die Bouches-du-Rhône und den Vaucluse: 70 bis 90 Liter, lokal bis zu 120 Liter.

Das Problem: Es ist nicht nur der Regen. Mit den Gewittern kommen Hagel, starke Blitzeinschläge und Sturmböen bis 80 km/h. Kein Wetter, bei dem man noch „mal eben“ rausgeht.

Warum gerade jetzt?

Die Wetterlage ist typisch für den Frühherbst am Mittelmeer. Warme, feuchte Luft strömt aus südöstlicher Richtung vom Meer aufs Festland, staut sich an Gebirgen wie dem Luberon oder den Préalpes, steigt auf – und entlädt sich. Das Besondere: Solche Gewitterlinien können stationär bleiben. Das heißt: Sie donnern mehrmals über denselben Ort hinweg.

Ein Phänomen, das Einheimische gut kennen – und das jedes Mal aufs Neue unterschätzt wird.

Uhrzeiten, Orte, Gefahren

Ab 12 Uhr mittags ist der Wetterwechsel im Südosten offiziell: Die Warnstufe Orange gilt dann für drei Départements. Um 16 Uhr kommt der Var hinzu. Die Lage soll bis mindestens Mitternacht angespannt bleiben – mit Möglichkeit zur Verlängerung.

Besonders kritisch wird es entlang kleiner Wasserläufe: Vallats, Cadereaux und Nebenflüsse wie die Aygues, Ouvèze oder die Durance können sich binnen Minuten in reißende Ströme verwandeln. In der Drôme provençale ist das kein Ausnahmefall, sondern oft erlebte Realität.

30 Zentimeter Wasser – so viel braucht es laut Behörden, um ein Auto fortzuschwemmen. Klingt wenig, ist aber Tatsache.

Auch das Leben steht nicht still

Der Alltag kämpft heute gegen die Unwetterprognose. Fußballfans etwa fragen sich: Was wird aus dem Spiel OM gegen PSG in Marseille im Vélodrome-Stadion um 20:45 Uhr? Noch gestern Abend hieß es von der Präfektur: Das Spiel findet statt – vorerst. Eine Neubewertung soll kurz vor Anpfiff erfolgen. Die Augen richten sich also nicht nur auf den Ball, sondern auch auf die Wetter-App.

Was man jetzt tun sollte

Die Regeln für eine Wetterwarnung Orange sind bekannt, aber oft ignoriert. Dabei können sie Leben retten:

  • Zuhause bleiben, wenn möglich – besonders während Gewittern.
  • Niemals durch überschwemmte Straßen fahren oder gehen – egal, wie harmlos sie aussehen.
  • Keller, Tiefgaragen und Unterführungen meiden – hier droht akute Ertrinkungsgefahr.
  • Sich von Flüssen und Bächen fernhalten, auch wenn sie noch ruhig scheinen.
  • Bäume meiden – sie ziehen Blitze an.
  • Terrassen sichern, lose Gegenstände wegräumen, elektrische Geräte bei Gewitter abschalten.
  • Auf dem Laufenden bleiben: Radio hören, offiziellen Kanälen folgen, die Karte von Météo-France und den Vigicrues-Report checken (um 10 Uhr und 16 Uhr).

Klingt wie eine trockene Checkliste – ist aber pure Überlebenshilfe.

Warum überhaupt „Orange“?

Frankreichs Warnsystem basiert auf klaren Schwellenwerten. Seit 2001 gilt: Erst wenn bestimmte Regenmengen, Windgeschwindigkeiten oder andere Faktoren mit der lokalen Gefährdungslage zusammenkommen, wird die Warnstufe erhöht. Ziel ist eine Balance – keine Panikmache, aber auch kein gefährliches Schweigen. Deshalb ist ein Département heute unter Alarm, das Nachbardépartement nicht – obwohl es dort ebenfalls regnet. Es kommt auf die Mischung aus Intensität und Risiko an.

Was in den nächsten Stunden wichtig bleibt

  • Wird die Warnung verlängert? Das hängt davon ab, wie stark die Gewitter wirklich werden – und wo sie einschlagen.
  • Wie reagieren die Flüsse? Kleine Bäche können sehr schnell überlaufen. Die Lage ist dynamisch, besonders entlang des Rhône-Zuflusses.
  • Was passiert auf den Straßen? Nebenstraßen, Tiefgaragen, Autobahnen – genau hier lauert die größte Gefahr.

Die Behörden rechnen mit Behinderungen rund um Marseille, Avignon und Valence – in Stadtgebieten wie auf Landstraßen.

Auf einen Blick:

Wann? Heute, Sonntag, 21. September, von 12 bis mindestens Mitternacht, im Var ab 16 Uhr
Wo? Bouches-du-Rhône, Vaucluse, Drôme (Unwetter, Starkregen), Var (Gewitter)
Was? 60–120 Liter Regen, teils mit Hagel, starker Blitzaktivität, Böen bis 80 km/h
Wichtigster Hinweis: Nicht in überflutete Bereiche fahren, immer aktuelle Infos abrufen, Sicherheit geht vor

Wer heute in Südostfrankreich unterwegs ist – ob mit Auto, zu Fuß oder im Stadion – sollte die Augen nicht nur gen Himmel, sondern auch aufs Smartphone richten. Denn was aussieht wie ein harmloser Regenschauer, kann in Sekunden zur lebensgefährlichen Lage werden.

Autor: C.H.

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