Tag & Nacht


Dürfen wir die Kunstschätze unserer Gesellschaft jetzt wirklich nur noch unter Polizeibeobachtung betrachten? Zwischen kugelsicherem Glas, Kameras und Kommissariat?
Wenn wir anfangen, Schönheit hinter Sicherheitsgittern zu verstecken, dann ist doch schon etwas zerbrochen – nicht nur eine Vitrine, sondern ein Stück kulturelles Vertrauen.

Natürlich: Der Einbruch im Louvre war ein Schock. Wer Juwelen der französischen Krone in weniger als zehn Minuten stiehlt, dem ist jedes Mittel recht. Aber die Antwort darauf kann doch nicht lauten, die Kunst einzusperren und alle Besucher zu behandeln, wie Verdächtige!
Wollen wir ernsthaft durch Galerien schlendern, während neben uns Polizisten patrouillieren – Blick starr, Hand am Funkgerät, jederzeit bereit zum Zugriff?

Der Louvre war immer ein Symbol für die Freiheit des Geistes. Für das Staunen. Für diesen Moment, in dem man vor einem Gemälde steht und die Welt für eine Sekunde stillsteht.
Und jetzt? Bald vielleicht ein Schild an der Tür: „Willkommen im Kommissariat des Schönen“.

Sicherheit ist notwendig, keine Frage. Aber Sicherheit darf nicht zur Mauer werden, hinter der sich die Kunst ihres Wertes schämt.
Wenn wir beginnen, jedes Risiko aus der Kultur zu verbannen, dann verbannen wir auch ihre Lebendigkeit. Dann bleibt sie steril, gefangen in einem klimatisierten, überwachten Schwebezustand – sicher, aber seelenlos.

Vielleicht sollten wir uns fragen: Wie viel Angst verträgt die Kunst, bevor sie aufhört, Kunst zu sein?

Von C. Hatty

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!