Tag & Nacht


Sie tanzen nicht mehr nur auf TikTok.

Sie marschieren.

Mit Schildern, mit Stimmen, mit Wut im Bauch und Hoffnung im Herzen. Auf den Straßen von Nepal, Marokko, Mosambique und Kenia – und ja, auch in Russland, wo ziviler Ungehorsam mehr Mut erfordert als anderswo. Die Gen Z erhebt sich. Und das ist nicht irgendein Hashtag. Das ist ein globales Beben.

Lange hat man ihnen nachgesagt, sie seien bequem, verloren in digitalen Welten, süchtig nach Dopamin-Kicks aus Likes und Story-Reaktionen. Aber wer dieser Tage in die Gesichter der protestierenden Jugendlichen blickt, sieht alles – nur keine Gleichgültigkeit. Sie sind wacher, politischer, ungeduldiger als jede Generation vor ihnen.

Und ehrlich: Können wir es ihnen verdenken?

Die Welt, die wir ihnen hinterlassen, brennt. Klimakrise, autoritäre Regime, soziale Ungerechtigkeit, künstliche Intelligenz ohne Ethik, Kriege, die nie enden. Ein chaotisches Erbe – überreicht von jenen, die sich jahrzehntelang um Verantwortung gedrückt haben. Aber diese Jugendlichen? Sie ducken sich nicht weg. Sie stehen auf.

In Russland, wo das Wort „Freiheit“ nur immer im Schatten der Repression geflüstert werden kann, setzen junge Menschen alles aufs Spiel. Mit jedem Plakat, mit jedem Protestlied riskieren sie mehr als Likes – sie riskieren ihre Zukunft, ihre Freiheit, ihr Leben.

Und doch: Sie schweigen nicht.

Es ist ein Akt radikaler Hoffnung. Ziviler Ungehorsam als Liebeserklärung an eine bessere Zukunft. Und an uns alle die Aufforderung: Wacht auf. Hört zu. Mischt euch ein.

Denn was wäre, wenn sie Recht haben? Wenn Veränderung nicht durch Konferenzen und Kompromisse entsteht, sondern durch Mut und den ersten Schritt? Wenn Protest kein Ärgernis ist, sondern der Pulsschlag einer neuen Ära?

Vielleicht ist es naiv, zu glauben, dass eine Generation die Welt retten kann.

Aber war es je anders?

Jede große Bewegung begann mit wenigen. Mit jungen Menschen, die das Unmögliche dachten – und es dann einfach machten. Warum also nicht jetzt? Warum nicht sie?

Die Hoffnung für unsere Zukunft liegt auf ihren Schultern. Nicht, weil sie es sich ausgesucht hätten, sondern weil wir ihnen keine Wahl gelassen haben. Aber sie tragen sie. Stolz, trotzig, furchtlos.

Und wir?

Wir sollten aufhören, sie zu belächeln. Und anfangen, ihnen zuzuhören.

Denn vielleicht tanzen sie bald nicht mehr nur auf TikTok – sondern auf den Trümmern einer alten Welt, aus der sie etwas Neues bauen.

Etwas Besseres.

Autor: C.H.

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