Es passiert über Nacht.
Erst trommeln Regentropfen monoton aufs Dach, dann rauscht es plötzlich in der Ferne. Am nächsten Morgen ist der Fluss nicht mehr derselbe – er ist ein reißender Strom geworden.
So geschehen am 30. Oktober 2025 in Südfrankreich: Die Départements Drôme und Vaucluse stehen unter Hochwasserwarnung.
Die Aygues – ein Fluss, den viele im Sommer kaum bemerken – zeigt jetzt ihre andere Seite.
Alarmstufe Orange: Was steckt dahinter?
Orange bedeutet: Achtung, es wird ernst.
Nicht panisch werden, aber wachsam bleiben – denn es besteht ein reales Risiko für Überschwemmungen.
In der betroffenen Region sind in kurzer Zeit große Regenmengen gefallen. Böden, die durch den nassen Oktober ohnehin schon vollgesogen waren, konnten nichts mehr aufnehmen. Die Folge: Das Wasser suchte sich seinen Weg – und landete in der Aygues.
Die Reaktion des Flusses kam prompt: Das Wasser stieg deutlich an, die Strömung wurde stärker, Uferbereiche begannen überzulaufen.
Besonders brisant: Die Aygues fließt durch mehrere Gemeinden, Industriegebiete und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Wenn sie über die Ufer tritt, sind Schäden fast unausweichlich.
Wer ist betroffen?
Anwohner entlang des Flusses, Landwirte mit Feldern in Tallagen, Pendler auf Straßen, die sich nah an der Aygues entlangschlängeln.
Auch wer nur mit dem Auto durch die Region fährt oder einen Spaziergang geplant hat, sollte sich gut informieren.
Denn in solchen Situationen genügt oft schon ein kurzer Schauer zusätzlich – und die Lage kippt.
Die unterschätzte Gefahr
Ein kleines Flüsschen? Vielleicht im Sommer.
Jetzt aber kann die Aygues in wenigen Stunden gefährlich anschwellen.
In den betroffenen Départements gelten bereits erste Einschränkungen. Behörden raten dazu, nicht in Flussnähe zu verweilen, auf Überflutungen in Senken und auf unterspülte Straßen zu achten.
Und ja – es gibt sie leider immer wieder: Menschen, die meinen, sie könnten noch „schnell durchfahren“. Spoiler: Können sie nicht.
Wasser gewinnt. Immer.
Mediterranes Herbstwetter – jedes Jahr aufs Neue
Was viele nicht wissen: Der Herbst in Südfrankreich bringt regelmäßig solche Episoden mit sich.
Warme Mittelmeerluft trifft auf kühlere Luftmassen vom Norden – es entsteht ein explosiver Wettercocktail. Meteorologen sprechen dann von „méditerranen Episoden“.
Diese Wetterlagen führen oft innerhalb kurzer Zeit zu sintflutartigen Regenfällen. Die Böden können das nicht mehr schlucken, die Flüsse reagieren blitzschnell.
Ein Rhythmus, an den sich die Natur in der Region längst gewöhnt hat. Der Mensch aber – der vergisst leicht.
Was jetzt zählt
Wachsamkeit.
Nicht in Panik verfallen, aber vorbereitet sein.
- Straßen meiden, die überschwemmt sein könnten.
- Flussufer meiden – auch wenn sie „nur ein bisschen überlaufen“.
- Auf amtliche Hinweise achten – und nicht auf eigene Faust handeln.
Denn klar ist: Die Situation kann sich rasch ändern.
Die nächsten Stunden sind entscheidend.
Und danach?
Dann, wenn das Wasser langsam zurückgeht, beginnt die eigentliche Arbeit: Schäden dokumentieren, Infrastruktur prüfen, Felder retten.
Und vielleicht auch – darüber nachdenken, wie wir in Zukunft mit solchen Wetterextremen umgehen wollen.
Denn sie kommen wieder. Spätestens nächsten Herbst.
Von C. Hatty
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