Tag & Nacht


Es ist naheliegend, den plötzlichen Rücktritt zweier führender BBC-Manager am Sonntagabend – ausgelöst durch scharfe Kritik der Trump-Regierung – als Fortsetzung des Drucks zu sehen, den Präsident Trump auf Medienorganisationen in den USA ausübt.

Die beiden Führungskräfte traten zurück, nachdem ein durchgesickertes Memo bekannt geworden war, wonach die BBC eine Rede von Trump, die dem Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021 vorausging, irreführend geschnitten hatte. Dabei wurden Aussagen miteinander verbunden, die in Wirklichkeit etwa 50 Minuten auseinanderlagen.

Doch die British Broadcasting Corporation ist nicht CBS oder ABC – beide hatten Klagen Trumps wegen ihrer Berichterstattung über ihn beigelegt. Die aktuelle Krise, die laut Experten die schwerwiegendste ist, mit der die BBC seit Jahrzehnten konfrontiert ist, hat weniger mit Trump zu tun, sondern mit den unlösbaren Spannungen, denen ein renommierter öffentlich-rechtlicher Rundfunksender in einer tief gespaltenen Welt ausgesetzt ist.

Von politischen Gegnern verteufelt, die ihr eine chronische Parteilichkeit – in diesem Fall nach links – vorwerfen, und von konkurrierenden Nachrichtenorganisationen angegriffen, die sich an ihrer öffentlichen Finanzierung stören, ist die BBC in Großbritannien ein dauerhafter Spielball politischer Auseinandersetzungen. Aufgrund ihrer globalen Reichweite gerät sie regelmäßig auch mit ausländischen Regierungen aneinander – etwa in Indien oder den USA.


Eine Reihe von Problemen

Die Dokumentation zum 6. Januar 2021 war der unmittelbare Auslöser, doch der Rücktritt von Generaldirektor Tim Davie und der Nachrichtenchefin Deborah Turness folgt auf eine Reihe von Kontroversen über die Berichterstattung des Senders zu anderen sensiblen Themen – darunter der Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas sowie die Rechte von Transpersonen.

Davie, ein langjähriger BBC-Manager mit beruflichen Wurzeln im Marketing, nicht im Journalismus, musste seit seiner Ernennung 2020 eine Krise nach der anderen durchstehen.

Ihm wurde unter anderem vorgeworfen, im Fall eines BBC-Moderators, dem sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen wurde, nicht schnell genug gehandelt zu haben. Außerdem sah er sich mit einer internen Rebellion konfrontiert, nachdem er einen beliebten Fußballmoderator suspendiert hatte, der die Asylpolitik der konservativen Regierung mit derjenigen Deutschlands in den 1930er-Jahren verglichen hatte.

Im Jahr 2024 stand Davie erneut unter Beobachtung, als Kritiker ihm vorwarfen, er habe nicht angemessen auf Vorwürfe wegen unangemessener körperlicher Annäherung und Sprache des „MasterChef“-Moderators Gregg Wallace gegenüber Kolleginnen und Kollegen reagiert.

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas brachte eine neue Welle von Schwierigkeiten mit sich. Eine im Jahr 2025 ausgestrahlte Dokumentation mit dem Titel „Gaza: How to Survive a War Zone“ geriet in heftige Kritik, als bekannt wurde, dass der Vater des 13-jährigen Erzählers ein Hamas-Funktionär war. Davie ließ den Film daraufhin aus der BBC-Mediathek (iPlayer) entfernen und erklärte, er habe das Vertrauen in das Projekt verloren.

Im vergangenen Sommer musste Davie erneut in die Defensive gehen, als die BBC bei einem Auftritt des britischen Punk-Rap-Duos Bob Vylan auf dem Glastonbury Festival nicht die Liveübertragung unterbrochen hatte – obwohl das Duo das Publikum zu einem Sprechchor „Death to the I.D.F.“ (gemeint ist das israelische Militär) animiert hatte.


Der Trump-Faktor

Schon bevor Trump sich öffentlich zu Wort meldete, war die BBC regelmäßig Zielscheibe konservativer Politiker wie zum Beispiel dem ehemaligen Premier Boris Johnson. Dieser forderte kürzlich „Köpfe müssen rollen“ als Reaktion auf die Dokumentation zum 6. Januar 2021.

Nigel Farage, der rechtspopulistische Vorsitzende der einwanderungskritischen Partei Reform UK, warf der BBC „Wahlbeeinflussung“ vor. Er sagte, er habe die Angelegenheit letzten Freitag mit Trump besprochen, und der US-Präsident habe seine Meinung in einer „nicht zitierfähigen Form“ geäußert.

Trotz des ständigen Trommelfeuers an Kritik genießt die BBC laut einer Studie des Pew Research Center unter Zuschauern mehr Vertrauen als die großen US-Sender. Während der Amtszeit von Davie konnte sie auch im Bereich Unterhaltung Erfolge erzielen.

Die britische Regierung hat der BBC ihre verhaltene Unterstützung ausgesprochen. Doch Trumps Rolle in der Angelegenheit bringt Premierminister Keir Starmer in eine unangenehme Lage. Er versucht, Konflikte mit Trump über Themen wie Zölle oder den Krieg in der Ukraine zu vermeiden. Am Montag bezeichneten ranghohe Regierungsvertreter die Situation als „lehrreichen Moment“ für den Sender – selbst die entschlossensten Verteidiger der BBC stimmten dem zu.

„Was jetzt das Beste für die BBC wäre, ist ein echter Neustart und die konsequente Aufarbeitung dieser Vorgänge“, sagte Claire Enders, Medienanalystin aus London. „Wenn die BBC politische Parteinahme zeigt, ist das in der heutigen Welt das Gefährlichste, was sie tun kann.“


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P. Tiko

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