Es ist der erste Atemzug kalter Winterluft, der nach Zuckerwatte riecht und nach gebrannten Mandeln. Es ist das Glitzern der Lichterketten, das sich in Kinderaugen spiegelt – und in den Augen von Erwachsenen, die längst vergessen glaubten, wie sich kindliche Vorfreude anfühlt.
Weihnachtsmärkte sind kein Event. Sie sind ein Gefühl.
Ein Gefühl von Heimkehr, selbst wenn man nie weg war. Ein paar Schritte durch den festlich geschmückten Platz, und plötzlich ist man wieder fünf Jahre alt. Hält eine dampfende Tasse mit beiden Händen. Sieht zu dem riesigen Tannenbaum hoch, als wäre er der Mittelpunkt der Welt. Und vielleicht ist er das – zumindest für einen Moment.
In einer Zeit, die uns oft zu viel abverlangt, in der alles schneller, lauter, greller wird, bieten Weihnachtsmärkte etwas, das unbezahlbar ist: Stille im Trubel. Wärme mitten im Frost. Nähe unter Fremden. Denn nirgendwo sonst rücken wir einander so selbstverständlich näher wie zwischen Glühweintassen und Lichterglanz. Ein Lächeln, ein „Frohe Weihnachten“ – und schon beginnt etwas zu leuchten, das keine Lichterkette ersetzen kann.
Weihnachtsmärkte sind Erinnerungsmaschinen.
Sie konservieren Düfte, Stimmen, Melodien. Ein altes Weihnachtslied, gespielt von einem Blechbläser-Ensemble auf dem Marktplatz – und plötzlich ist der geliebte Großvater wieder da. Der, der früher den besten Stollen buk. Der, der die Geschichten vom Christkind erzählte, bis man eingeschlafen war. Alles ist wieder da, nur für einen Augenblick – aber das genügt.
Und ja, es gibt Kritik. An Kommerz, an Überfüllung, an Kitsch. Doch wer nur die Buden sieht, verpasst den Zauber dazwischen. Die leisen Gespräche. Das Staunen. Die Hände, die sich finden. Die Herzen, die einander erkennen, obwohl sie sich nie begegnet sind.
Vielleicht brauchen wir Weihnachtsmärkte gerade deshalb so sehr. Weil sie uns daran erinnern, was wir sind – und was wir sein könnten: Menschen, die sich auf das Wesentliche besinnen. Auf Licht. Auf Liebe. Auf Hoffnung.
Auf das, was bleibt, wenn alles andere vergeht.
Ein Kommentar von C. Hatty
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