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Nachdem in drei weiteren Atomreaktoren mögliche Korrosionsprobleme festgestellt wurden, sind nun 20% des Atomparks abgeschaltet. Die Betreiber des Stromnetzes bleiben jedoch optimistisch, dass es nicht zu einem „Blackout“ kommt.

Schwarze Serie für die EDF. Der französische Konzern kündigte die Abschaltung von drei weiteren Atomreaktoren an, um Kontrollen wegen möglicher Korrosionsprobleme an einem Sicherheitsschaltkreis durchzuführen.

Alles begann damit, dass im Dezember letzten Jahres im Kraftwerk Civaux im Departement Vienne Risse in den Rohren des Sicherheitseinspeisungskreislaufs – der im Falle eines Störfalls zur Kühlung des Reaktorkerns dient – festgestellt wurden.

„Ernsthaftes Ereignis“
Diese Schäden wurden durch ein bislang unerklärtes Korrosionsphänomen verursacht. Dies hat sowohl bei der EDF als auch bei der Behörde für nukleare Sicherheit (Autorité de la sûreté nucléaire) Besorgnis ausgelöst. Deren Direktor bezeichnete das Problem als „ernstes Ereignis“, zumal es Reaktoren unterschiedlichen Typs oder unterschiedlicher Leistung betrifft.

„Es ist ein ernstes Ereignis, weil die betroffenen Kreisläufe diejenigen sind, die dazu dienen, mögliche Folgen eines Unfalls zu stoppen“.

„Das System dient nicht dazu, den Reaktor zu betreiben, sondern dient dazu, ihn zu fluten, wenn der Reaktorkern schmilzt. Es ist ein wesentliches Sicherheitsinstrument“, erklärt Nicolas Goldberg, Energieexperte bei Colombus Consulting gegenüber Franceinfo. Das ist für den Stromversorger EDF ein heikles Problem, denn wenn man solche Korrosionen bei einem Großteil der Kernkraftwerke feststellt, könnte man diese zwar abschalten, müsste dann aber zwischen der Sicherheit der Atomenergie und der Versorgungssicherheit abwägen.

Die EDF ist nun gezwungen, eine Reihe von präventiven Abschaltungen vorzunehmen, um die notwendigen Überprüfungen durchzuführen. Ohne zu wissen, ob in den nächsten Wochen oder Monaten nicht noch weitere Reaktoren abgeschaltet werden müssen. Ein weiterer schwerer Schlag für die atomare Stromerzeugung, da bereits fünf andere Reaktoren abgeschaltet sind. 20% des Atomparks stehen nun also still: Elf der 56 Reaktoren in Frankreich werden in diesem Jahr stillgelegt.

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Muss man sich Sorgen machen?
Die EDF muss nun ihre Prognosen für die Stromproduktion weiter senken, nachdem diese bereits unter der eines einem normalen Jahres lag. Dennoch gibt es kein Horrorszenario eines „black out“ im Falle einer großen Kältewelle in Frankreich, beruhigen Experten. Kurzfristig bestehe kein erhöhtes Risiko von Stromausfällen, es sei denn, das Wetter werde bis Ende des Winters besonders ungünstig.

Obwohl es natürlich noch zu früh ist, um die Auswirkung der Abschaltungen der drei Reaktoren in Chinon, Catennom und Bugey zu messen, die zwischen dem 19. Februar und dem 9. April erfolgen sollen, wird die Stromproduktion natürlich sinken. Die EDF rechnet nun mit einer Kapazität von 295 bis 315 Terawattstunden, anstelle der bisherigen 300 bis 330. Wobei zu bedenken ist, dass die Stromerzeugung in einem normalen Jahr zwischen 330 und 360 liegt.

Befürchtungen für den nächsten Winter

In den letzten Jahren war die Atomstromproduktion noch nie so niedrig. So muss man bis ins Jahr 1991 zurückgehen, um ein vergleichbares Produktionsniveau zu finden, bei sechs Kernkraftwerken weniger als 2022.

Die Folge sind erhöhte Stromimporte aus den Nachbarländern während des Winters. Deswegen erteilte die Regierung Anfang Februar den letzten Kohlekraftwerken in Frankreich die Genehmigung, mehr zu produzieren und damit in den Monaten Januar und Februar ausnahmsweise mehr CO2 auszustoßen, als es die geltenden Normen vorsehen. Längerfristig richtet sich die Sorge nun auf den nächsten Winter, natürlich abhängig von den Ergebnissen der Kontrollen der Reaktoren. Und der noch schwer abzuschätzenden Dauer ihrer Nichtverfügbarkeit.

Emmanuel Macron soll am Donnerstag, dem 10. Februar, in Belfort einen Plan für den Bau mehrerer neuer Atomreaktoren bekannt geben.


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