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Die Elektromobilität steht vor einem harten Einschnitt: Mit einem geplanten Erlass, der den Umweltbonus für Elektroautos drastisch senken soll, wächst die Sorge um die Zukunft eines ohnehin stagnierenden Marktes. Die Auswirkungen könnten weitreichend sein – für Verbraucher, Umwelt und Industrie.

Eine unerwartete Wende

Laut einem für den 27. November angekündigten Dekret, das im offiziellen Journal veröffentlicht werden soll, steht eine drastische Kürzung der staatlichen Prämien bevor. Die Förderungen könnten von 7.000 Euro auf nur noch 4.000 Euro fallen. Für wohlhabendere Haushalte ist sogar eine Reduzierung auf 2.000 bis 3.000 Euro vorgesehen. Und als wäre das nicht genug: Die Umtauschprämie, die bislang ältere, stark umweltbelastende Fahrzeuge aus dem Verkehr zog, wird komplett abgeschafft.

Auch das sogenannte soziale Leasing, eine Initiative zur Förderung erschwinglicher Elektroautos, verzögert sich. Erst ab Sommer kommenden Jahres wird es voraussichtlich wieder eingeführt – und diesmal von Energieunternehmen finanziert, nicht mehr durch den Staat.

„Kein guter Zeitpunkt“

„Diese Kürzungen kommen zur denkbar schlechtesten Zeit“, erklärt Clément Molizon, Generaldelegierter von Avere-France, der nationalen Vereinigung zur Förderung der Elektromobilität. Er betont: „Jeder zweite Käufer hätte ohne staatliche Hilfen auf den Erwerb eines Elektroautos verzichtet.“

Der Zeitpunkt ist in der Tat prekär. In einer Phase stagnierender Verkaufszahlen verschärft die Kürzung die Unsicherheit – sowohl für Konsumenten als auch für Unternehmen. Molizon zeigt sich besorgt über die langfristigen Folgen: „Das bedeutet nicht nur höhere Wartungs- und Treibstoffkosten für Haushalte, die ihre alten Fahrzeuge behalten müssen, sondern es ist auch schlecht für das Klima.“

Vom Anreiz zur Unsicherheit

Die Umweltprämien dienten ursprünglich einem klaren Ziel: veraltete, hochgradig umweltschädliche Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen und durch emissionsarme Modelle zu ersetzen. Doch in den vergangenen Jahren, geprägt durch wirtschaftliche Krisen und Kaufzurückhaltung, hat sich gezeigt, dass ohne diese finanziellen Anreize viele Konsumenten zögern, auf Elektromobilität umzusteigen. Und jetzt? Die plötzliche Kürzung sendet ein Signal der Instabilität – ein denkbar schlechtes Zeichen für einen Markt, der sich gerade erst zu etablieren beginnt.

Ein passender Vergleich drängt sich auf: Die Branche ist wie ein junger Baum, der gerade erst Wurzeln geschlagen hat. Ein plötzlicher Rückzug der Unterstützung ist, als würde man den Baum bei einem Sturm alleine lassen – mit ungewissem Ausgang.

Stabilität statt Schockmaßnahmen

„Niemand erwartet, dass die Elektromobilität dauerhaft subventioniert wird“, sagt Molizon. Aber er plädiert für einen abgestimmten, schrittweisen Rückgang der Prämien. „Ein klarer, langfristiger Plan wäre entscheidend, um den Markt stabil zu halten.“

Die gute Nachricht: In den nächsten Monaten werden mehrere Elektroauto-Modelle zu Preisen unter 25.000 Euro auf den Markt kommen. Doch ohne die notwendigen Anreize könnten diese Fahrzeuge ins Leere laufen. Besonders betroffen sind Gewerbetreibende und städtische Logistikunternehmen, die bei ihren Investitionen auf die Prämien angewiesen sind.

Chancen verspielen?

Ein weiterer Punkt ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Während in anderen Ländern Akteure bereitstehen, um von der Elektromobilität zu profitieren, riskiert Frankreich, den Anschluss zu verlieren. Molizon bringt es auf den Punkt: „Die Verzögerungen, die wir uns heute leisten, werden später schwer aufzuholen sein.“

Was bedeutet das für den Verbraucher?

Die geplanten Kürzungen könnten besonders Haushalte mit mittlerem Einkommen hart treffen. Viele dieser Familien haben sich für den Kauf eines Elektroautos entschieden, weil die Förderung eine finanzielle Erleichterung darstellte. Jetzt droht ein Rückfall in alte Muster – mit Verbrennungsmotoren, die nicht nur teurer im Betrieb, sondern auch schädlicher für die Umwelt sind.

Fazit: Ein riskanter Kurswechsel

Die Kürzung des Umweltbonus ist mehr als nur eine Budgetentscheidung. Sie könnte den Fortschritt der Elektromobilität ausbremsen und die Bemühungen um eine nachhaltige Mobilität gefährden. In einer Zeit, in der die Klimakrise immer drängender wird, scheint diese Maßnahme wie ein Schritt in die falsche Richtung.

Wäre es nicht klüger, den Übergang zur Elektromobilität so zu gestalten, dass er langfristig stabil und für alle zugänglich bleibt?


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