Die belgische Schauspielerin Emilie Dequenne, bekannt durch ihren Durchbruch in Rosetta, ist im Alter von nur 43 Jahren an den Folgen einer seltenen Krebserkrankung verstorben.
Ein Leben für die Leinwand
Mit fast 50 Filmen in ihrer Vita war Emilie Dequenne eine der beeindruckendsten Schauspielerinnen ihrer Generation. Ihr Talent zeigte sich schon früh – 1999 gewann sie beim Filmfestival in Cannes den Preis für die beste Darstellerin für ihre Rolle in Rosetta der Brüder Dardenne. Von da an war ihr Weg geebnet: Sie arbeitete mit renommierten Regisseuren wie André Téchiné, Claude Berri und Albert Dupontel zusammen und glänzte sowohl in großen Produktionen wie Le Pacte des Loups als auch in anspruchsvollen Dramen.
Doch ihr Leben nahm eine tragische Wendung. Im Oktober 2023 machte sie öffentlich, dass bei ihr ein Corticosurrenalom diagnostiziert wurde – ein äußerst seltener Krebs des Hormonsystems. Zwei Monate zuvor hatte sie die Diagnose erhalten, seither blieb sie den Filmsets fern. Anfang April 2024 schien es zunächst eine gute Nachricht zu geben: vollständige Remission. Doch nur sechs Monate später kehrte die Krankheit zurück – unaufhaltsam.
Der letzte Kampf
In einem ihrer letzten Interviews auf TF1 zeigte sich Dequenne kämpferisch, aber auch bedrückt: „Ich werde wieder meine Haare verlieren“, sagte sie und schilderte, wie schwer der Gedanke sei, sich alle drei Wochen für fünf Tage im Krankenhaus behandeln zu lassen. Trotz ihres gesundheitlichen Kampfes stellte sie 2024 noch ihren letzten Film vor – Survivre. Ein passender, wenn auch bitterer Titel. „Es ist seltsam, einen Film namens Überleben zu promoten, in dem ich gegen Krebse kämpfe“, bemerkte sie mit einem leichten Lächeln in einem Interview mit France Inter.
Eine Welle der Anteilnahme
Nach ihrem Tod am 16. März im Krankenhaus Gustave-Roussy von Villejuif (Val-de-Marne) hat die Filmwelt unzählige Nachrufe veröffentlicht. Gilles Jacob, ehemaliger Präsident des Cannes-Festivals, verglich sie mit der kleinen Ziege aus Alphonse Daudets Erzählung La Chèvre de Monsieur Seguin – ein Sinnbild für Mut und Unbezähmbarkeit: „Man spürte bei ihr diese unerschrockene Sanftheit derer, die wissen, dass ihre Tage gezählt sind.“
Die französische Kulturministerin Rachida Dati würdigte sie als „eine talentierte Schauspielerin, die dem Kino noch so viel hätte geben können“. Auch viele ihrer Kollegen drückten ihre Trauer aus. Alex Lutz hob ihr „Talent und ihre Freundlichkeit“ hervor. Schauspielerin Alexandra Lamy schrieb schlicht: „Mir fehlen die Worte, nur Traurigkeit bleibt.“ Leïla Bekhti bezeichnete Dequenne als „große Dame, große Seele, große Schauspielerin – eine Königin“.
Regisseur Hugo Gélin fasste das Gefühl vieler Menschen in wenigen Worten zusammen: „Deine Sanftheit, deine Stärke, deine Schönheit, dein Talent und dein Mut werden uns schrecklich fehlen.“
Ein viel zu früher Abschied
Emilie Dequenne hinterlässt eine Lücke in der Filmwelt, die nicht zu füllen ist. Ihr Mut, ihre Hingabe und ihre Kunst werden weiterleben – in ihren Filmen und in den Herzen all jener, die sie bewundert haben. Und vielleicht ist das die größte Rolle, die eine Schauspielerin spielen kann: unvergessen zu bleiben.
Catherine H.
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