Ein Paukenschlag aus dem Verkehrsministerium: Am 17. Juni 2025 verfügte Frankreichs Verkehrsminister Philippe Tabarot die sofortige Stilllegung aller Citroën C3 und DS3, die mit defekten Takata-Airbags ausgestattet sind. Die Maßnahme betrifft nicht nur einige Baujahre oder Regionen – sondern sämtliche Fahrzeuge dieser Baureihen, die noch auf den Austausch der Airbags warten.
Bisher wurden die betroffenen Halter lediglich dazu aufgefordert, einen Werkstatttermin zur Reparatur zu vereinbaren. Doch nun heißt es: Fahrzeug abstellen, nicht mehr fahren – bis die lebensgefährlichen Airbags ersetzt sind.
Warum jetzt dieser radikale Schritt?
Weil ein weiteres Menschenleben verloren ging. Am 11. Juni verunglückte eine Frau tödlich, als der Airbag ihres Citroën C3 bei einem Unfall auf der Schnellstraße in Reims explodierte. Metallteile durchschlugen den Innenraum – ein Szenario wie aus einem schlechten Film. Ihre 14-jährige Tochter überlebte schwer verletzt.
Dieser Unfall war nicht der erste – aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Über dreißig Vorfälle mit Verletzten sind mittlerweile dokumentiert, darunter auch zwei Todesfälle. Viel zu lange wurde das Problem kleingeredet. Jetzt greift der Staat durch.
Was bedeutet dieser „Stopp“ konkret?
Ab sofort dürfen Fahrzeuge mit nicht getauschten Takata-Airbags nicht mehr genutzt werden. Wer dennoch fährt, riskiert nicht nur seine Gesundheit, sondern auch eine Strafe und den Verlust des Versicherungsschutz.
Citroën reagierte prompt: Unternehmenschef Xavier Chardon kündigte an, dass alle betroffenen C3 und DS3 europaweit gestoppt werden. Die Zahl ist gewaltig – über 440.000 Fahrzeuge, davon allein 82.000 in Frankreich.
Der Austausch des Airbags erfolgt kostenlos – aber nicht automatisch. Die Halter müssen aktiv werden. Entweder sie bringen ihr Auto in die Werkstatt oder fordern einen Abschleppdienst an. Eine komfortable Lösung sieht anders aus – aber es geht um Leben und Tod.
Ein technisches Pulverfass
Die Ursache ist längst bekannt: Die Airbags des japanischen Herstellers Takata enthalten ein explosives Treibmittel, das unter bestimmten Bedingungen – vor allem bei Feuchtigkeit und Hitze – instabil wird. Beim Auslösen kann das System förmlich detonieren und Splitter durch den Fahrzeuginnenraum schleudern.
Weltweit kam es bereits zu über hundert Todesfällen. Takata meldete 2017 Insolvenz an. Seither läuft die größte Rückrufaktion der Automobilgeschichte. In Frankreich betrifft sie mittlerweile insgesamt rund 700.000 Fahrzeuge.
Was tun, wenn man betroffen ist?
Wer einen Citroën C3 oder DS3 fährt, sollte sofort prüfen, ob das eigene Auto betroffen ist. Das geht per Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) über die Herstellerwebseite oder bei der nächsten Citroën-Werkstatt.
Ist das der Fall, darf das Fahrzeug nicht mehr bewegt werden – auch nicht kurz „um die Ecke“. Citroën bietet Hilfen wie Leihwagen oder Abholung an, allerdings je nach Region unterschiedlich organisiert. Es lohnt sich also, hartnäckig nachzufragen.
Warum wurde nicht schon früher gehandelt?
Eine berechtigte Frage. Viele Experten kritisieren die zögerliche Kommunikation und die schleppende Umsetzung der Rückrufe – auch weil viele Besitzer ihre alten Fahrzeuge längst verkauft oder verschrottet haben. In manchen Fällen wusste der aktuelle Besitzer nicht einmal, dass sein Auto betroffen ist.
Dass nun eine gesetzliche Stilllegung erfolgt, ist ein spätes, aber klares Signal: Sicherheit hat Vorrang – auch wenn es unbequem wird.
Was bleibt?
Vertrauen ist erschüttert, Trauer ist groß – doch nun bewegt sich endlich etwas. Die Entscheidung zur amtlichen Stillegung tausender Fahrzeuge mag radikal wirken, ist aber der einzig verantwortungsvolle Schritt.
Denn niemand sollte beim Einsteigen ins Auto das Gefühl haben, in eine potenzielle Sprengfalle zu geraten.
Autor: Andreas M. Brucker
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