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Die Luftfahrtmesse in Dubai beschert Airbus einen grossen Auftragseingang. Der europäische Flugzeughersteller verzeichnete 408 Bestellungen und Optionen. Für Boeing sieht die Bilanz weniger gut aus.

Die erste große Luftfahrtmesse seit der Pandemie, die am Donnerstag in Dubai zu Ende ging, zeigte einen scharfen Kontrast zwischen Airbus und Boeing. Bei jeder großen internationalen Messe der Branche konzentriert sich ein Großteil der Aufmerksamkeit auf die beiden größten Flugzeughersteller, die sich normalerweise gegenseitig mit Auftragsankündigungen überbieten. In Dubai fand das so nicht statt.

Mit 408 Aufträgen und Optionen – mehr als bei der Paris Air Show 2019 – scheint Airbus die Covid-Krise überwunden zu haben, während Boeing nur 78 Aufträge für den Bau neuer Flugzeuge vermeldete. Insbesondere schlug der europäische Flugzeughersteller gleich am ersten Tag mit einer festen Bestellung des Typs A321 zu, einem Flugzeug, dessen Reichweite und Passagierkapazität eine grosse Flexibilität bietet, was für immer mehr Fluggesellschaften attraktiv wird. „Die Aussichten beginnen sich aufzuhellen, (…) auch die Fluggesellschaften beginnen, den Horizont zu sehen und sich auf eine Situation nach der Krise vorzubereiten“, meinte der Chef von Airbus, Guillaume Faury, in Dubai.

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Während der weltweite Luftverkehr bisher nur etwa die Hälfte des Niveaus von 2019 erreicht hat und dieses erst zwischen 2023 und 2025 wieder vollständig erreichen dürfte, wird die Nachfrage nach neuen Flugzeugen in den nächsten 20 Jahren laut den Flugzeugherstellern stark zunehmen. Airbus rechnet mit einem Bedarf von 39.000 Flugzeugen, Boeing von über 43.000, um das steigende Verkehrsaufkommen zu bewältigen und sich Flugzeuge anzuschaffen, die weniger verbrauchen und somit weniger CO2 ausstoßen.

Die Fluggesellschaften, auch wenn sie durch den EUmstazeinbruch des vergangenen Jahres finanziell ausgeblutet sind, versuchen daher, sich die wertvollen Slots für Neuflugzeuglieferungen zu sichern.

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Boeing seit Jahren in Schwierigkeiten
Der amerikanische Flugzeughersteller – dessen Chef David Calhoun nicht nach Dubai reiste – hielt sich während der Messe zurück und gab seinen wichtigsten Auftrag – 72 Flugzeuge des Typs 737 MAX für die junge indische Fluggesellschaft Akasa Air – lediglich in einer Pressemitteilung bekannt. Bei jeder Gelegenheit betonte man jedoch, dass Boeing „hart gegen sich selbst“ vorgehe, um die zahlreichen Krisen zu bewältigen, mit denen das Unternehmen in den letzten Jahren konfrontiert war. Unfälle mit der 737 MAX, Produktionsprobleme bei der 787 und Verzögerungen bei der Zertifizierung des künftigen Großraumflugzeugs 777X haben den Riesen aus Seattle ins Wanken gebracht.

„Sicherheit und Qualität werden die Leitlinien für alles sein, was wir tun“, betonte Ihssane Mounir, Chief Commercial Officer von Boeing, gegenüber Journalisten. Der Flugzeughersteller stellte auf der Messe eine seiner vier 777X-Testmaschinen aus, die zum ersten Mal im Ausland zu sehen war. In der Heimat von Emirates Airlines erfolgte das nicht ohne kommerzielle Hintergedanken, da allein ein Drittel der bisherigen 777X-Bestellungen auf Emirates entfällt.

Der Luftfrachtverkehr stand in Dubai im Rampenlicht, da die weltweite Luftfracht derzeit boomt und im September um 9% über dem Vorkrisenniveau lag. Airbus gab die ersten sieben Bestellungen für die künftige Frachtversion seines Langstreckenflugzeugs A350F bekannt, während Boeing einige Aufträge für seine Frachtflugzeuge 777 und 767 erhielt. Der amerikanische Flugzeughersteller erhielt auch einige Aufträge für die Umrüstung älterer Passagierflugzeuge für den Frachttransport. Auch bei den militärischen Aufträgen war der europäische Flugzeughersteller erfolgreich: zwei A330 MRTT-Tankflugzeuge für die Emirate und zwei A400M-Transportflugzeuge für Indonesien.


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