Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich meinen ersten Alexa-Lautsprecher eingerichtet habe. Da stand sie – schick, schlau, bereit zu helfen. Wetterbericht, Timer, Musik – alles lief wie am Schnürchen. Und doch habe ich mich nie ganz wohl gefühlt bei dem Gedanken, dass da jemand ständig „mithört“. Deshalb war für mich eine der ersten Aktionen: die Opt-out-Einstellung aktivieren. Keine Sprachaufzeichnungen in der Cloud. Punkt.
Tja – und jetzt kommt Amazon mit einem Update um die Ecke, das sich liest wie ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich wenigstens ein kleines bisschen digitale Selbstbestimmung bewahren wollten. Ab dem 28. März ist Schluss mit der Option, Sprachaufnahmen lokal zu speichern. Jede Anfrage an Alexa wird fortan in die Cloud geschickt – ob man will oder nicht. Ohne Hintertür. Ohne Ausnahme. Ohne mich.
Amazon nennt das Ganze „Alexa+“ – klingt nach Fortschritt, nach Super-KI, nach Zukunft. Aber für mich klingt es nach Übergriff.
Klar, sagt Amazon, die Cloud sei sicher. Und ja, nur ein kleiner Prozentsatz der Nutzer habe überhaupt diese Datenschutzeinstellung aktiviert. Aber ehrlich: Wie viele wussten überhaupt, dass es sie gab? Und was sagt es über ein Unternehmen aus, wenn es seine Kunden nicht ermutigt, selbst zu entscheiden, was mit ihren Daten passiert – sondern ihnen still und heimlich die Entscheidung entzieht?
Ich kann nicht anders, als mich zu fragen: Warum zum Teufel muss ich meine Privatsphäre opfern, nur damit Alexa ein bisschen klüger wird?
Und was genau bedeutet „sicher“, wenn man weiß, dass Alexa in der Vergangenheit auch mal Gespräche aufzeichnete, obwohl niemand das Aktivierungswort gesagt hatte? Oder dass Mitarbeiter stichprobenartig Aufnahmen anhörten, um das System zu verbessern? Ja – da hilft mir das schönste Marketingversprechen nichts. Vertrauen ist für mich kein Abo-Modell, das sich automatisch verlängert, nur weil ich es einmal abgeschlossen habe.
Ich will entscheiden, was mein Gerät tut – und was nicht. Ich will selbst bestimmen, wo meine Daten landen. Und ich will nicht gezwungen werden, auf Gedeih und Verderb der Cloud ausgeliefert zu sein, nur weil ich moderne Technik nutzen will.
Versteht mich nicht falsch: Ich liebe technische Spielereien. Ich finde generative KI faszinierend. Ich bin begeistert von dem, was heute alles möglich ist. Aber Innovation muss sich mit Verantwortung paaren – sonst wird aus smarter Technik schnell ein digitaler Albtraum.
Und wenn Amazon meint, die Mehrheit werde schon brav mitziehen – dann unterschätzen sie gewaltig, wie sensibel das Thema Datenschutz mittlerweile geworden ist. Viele wachen gerade erst auf. Viele fangen an, Fragen zu stellen. Und viele werden diesen Schritt ganz sicher nicht klaglos hinnehmen.
Wer weiß, vielleicht wird das der Moment, in dem sich der Wind dreht.
Vielleicht ist es genau diese Entscheidung, die viele dazu bringt, ihre smarten Geräte mal wieder kritisch zu hinterfragen – oder ganz auszuschalten. Vielleicht denken andere Hersteller mit, erkennen die Chance und bieten bewusst Geräte an, bei denen Datenschutz kein optionales Gimmick ist, sondern Grundausstattung.
Denn ganz ehrlich: Wer sich ernsthaft „kundenzentriert“ nennt, der lässt seinen Kunden auch Wahlfreiheit. Und nimmt ihnen nicht still und leise die Kontrolle über ihre eigenen Daten weg.
Ich jedenfalls lasse mir meine Privatsphäre nicht klauen – auch nicht von einer digitalen Assistentin mit netter Stimme.
Ein Kommentar von C. Hatty
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