Tag & Nacht

Die letzten beiden Jahre sind zwar die Jahre mit der niedrigsten Anzahl an gemeldeten Hinrichtungen seit 2010, aber insbesondere im Iran, in Saudi-Arabien und in Birma ist ein deutlicher Anstieg der Todesurteile zu verzeichnen.

Die Zahl der Todesurteile ist 2021 „besorgniserregend gestiegen“, warnte Amnesty International in ihrer Jahresbilanz am Dienstag, dem 24. Mai. Die Menschenrechtsgruppe registrierte im vergangenen Jahr mindestens 579 Hinrichtungen in 18 Ländern, was einem Anstieg von fast 20% gegenüber 2020 entspricht.

Mehr als die Hälfte der erfassten Hinrichtungen fanden im Iran statt: Die Islamische Republik verzeichnete im vergangenen Jahr 314 Vollstreckungen der Todesstrafe. Eine steigende Zahl, die „einen eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht“ darstellt, so Amnesty International.

Nach einem starken Rückgang im Jahr 2020 in Saudi-Arabien hat sich die Anwendung der Todesstrafe dort im Jahr 2021 mit 65 Hinrichtungen verdoppelt. Diese Zahl wurde 2022 nochmals deutlich übertroffen, da das arabische Königreich an einem einzigen Tag 81 Personen wegen „Terrorismus“-Vorwürfen hinrichtete. Schließlich weist Amnesty Internationel auf Birma hin, wo seit dem Militärputsch „ein alarmierender Anstieg der Anwendung der Todesstrafe verzeichnet“ wurde, mit fast 90 Todesurteilen, „was weithin als eine Kampagne gegen Oppositionelle und Journalisten wahrgenommen wird“.

Unzugängliche Daten in China oder Nordkorea
Die letzten beiden Jahre sind nach wie vor die Jahre mit den wenigsten gemeldeten Vollstreckungen von Todesurteilen seit 2010. Amnesty weist jedoch darauf hin, dass ihre Bilanz „Tausende von Personen, die in China zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden“, sowie in Nordkorea und Vietnam aufgrund von Beschränkungen des Datenzugangs nicht berücksichtigen konnte.

Die Organisation erklärt auch, dass „Covid-bezogene Beschränkungen, die Gerichtsverfahren eine Zeit lang verzögert hatten, jetzt in vielen Teilen der Welt wieder aufgehoben wurden“. So ist die Zahl der Todesurteile in Bangladesch, Indien und Pakistan wieder stark angestiegen.

Amnesty International stellt aber ausserdem fest, dass die Todesstrafe in mehr als zwei Dritteln aller Staaten de jure oder de facto abgeschafft ist. Kasachstan und Sierra Leone haben sich im letzten Jahr in diese Liste eingereiht.


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