Ein kleines Städtchen im Südwesten Frankreichs sorgt derzeit für Schlagzeilen: Montignac-Lascaux, berühmt für seine prähistorischen Höhlenmalereien, ist plötzlich Schauplatz einer ganz anderen Debatte – der Frage, wie weit eine Kommune gehen darf, um Ruhe und Ordnung zu sichern. Bürgermeister Laurent Mathieu hat bereits am 13. August 2025 ein nächtliches Ausgangsverbot für Minderjährige ohne Begleitung verhängt. Von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens sollen Jugendliche nicht mehr allein auf den Straßen unterwegs sein.
Die Entscheidung klingt drastisch – und spaltet die Gemeinde.
Wenn die Nacht unruhig wird
Seit Monaten häuften sich in Montignac-Lascaux Klagen über Lärm, Sachbeschädigungen und nächtliche Streifzüge von Jugendlichen. Zerschlagene Bänke, Graffiti an öffentlichen Gebäuden, spontane Partys auf Sportplätzen oder verbotene Schwimmeinlagen im kommunalen Freibad – all das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
„Wir wollen keine Stadt sein, in der die Menschen abends Angst haben, vor die Tür zu gehen“, erklärte der Bürgermeister. Hinter seinen Worten steckt ein klarer Auftrag: Die Bewohner sollen ihre Nachtruhe zurückbekommen, die Kommune ihre Sicherheit.
Kontrolle durch Regeln
Das neue Gesetz ist eindeutig: Minderjährige dürfen nachts nicht allein im öffentlichen Raum unterwegs sein. Wer es trotzdem tut, riskiert 150 Euro Strafe. Erste Verstöße wurden bereits geahndet. Zusätzlich werden Eltern zu Gesprächen vorgeladen, in denen ihnen ihre rechtliche Verantwortung verdeutlicht wird.
Damit die Maßnahme nicht nur auf dem Papier existiert, hat die Gendarmerie ihre Präsenz in den Abendstunden spürbar erhöht. Die nächtlichen Patrouillen sollen nicht nur abschrecken, sondern auch schnelle Eingriffe ermöglichen.
Zustimmung und Zweifel
Einige Anwohner atmen auf. Für sie ist das Ausgangsverbot längst überfällig, ein klares Signal, dass die Gemeinde sich nicht länger gefallen lässt, was vor ihrer Haustür passiert.
Andere dagegen schütteln den Kopf. Hilft ein Verbot wirklich, Jugendliche von nächtlichen Streichen abzuhalten? Oder verlagert es die Probleme nur – etwa in private Keller oder auf abgelegene Wiesen?
Soziologen warnen, dass reine Repression selten nachhaltig wirkt. Wer Jugendliche nur einschränkt, ohne ihnen Alternativen zu bieten, schafft Frust und Entfremdung. Freizeitangebote, Streetwork, Sport- oder Kulturprogramme könnten die Wurzeln der Probleme besser angehen.
Zwischen Sicherheit und Freiheit
Die Diskussion in Montignac-Lascaux steht stellvertretend für eine größere gesellschaftliche Frage: Wie viel Einschränkung ist gerechtfertigt, um öffentliche Sicherheit zu gewährleisten? Und ab wann gerät das Recht auf individuelle Freiheit unter die Räder?
Frankreich kennt solche Debatten nicht erst seit gestern. Immer wieder greifen Gemeinden zu Ausgangssperren, wenn die Lage eskaliert. Doch wie lange lassen sich solche Maßnahmen durchhalten, ohne dass sie zum Dauerzustand werden?
Ein Modell für andere Städte?
Der Bürgermeister betont, dass der Schritt nur vorübergehend gedacht ist. Sobald Ruhe einkehrt, soll das Verbot wieder aufgehoben werden. Ob es so weit kommt, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Eltern, Schulen und Vereine gemeinsam mitziehen.
Denn eins ist klar: Jugendliche brauchen Grenzen – aber ebenso Räume, in denen sie sich austesten dürfen. Wer ihnen nur Mauern baut, riskiert, dass sie irgendwann mit aller Kraft dagegenrennen.
Fazit
Das Beispiel Montignac-Lascaux zeigt, wie dünn der Grat zwischen Ordnungspolitik und Jugendpolitik sein kann. Die Ausgangssperre ist einerseits ein Zeichen von Handlungsfähigkeit, andererseits ein Risiko, weil sie langfristig nur Symptome behandelt.
Ob das kleine Städtchen nun zum Vorbild für andere Gemeinden wird oder eher als mahnendes Beispiel dient – die kommenden Monate werden es zeigen.
Autor: C.H.
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