Der französisch-algerische Schriftsteller Boualem Sansal wird seit fast einer Woche vermisst. Seit seiner Ankunft in Algerien am 16. November fehlt jedes Lebenszeichen von dem 75-jährigen Romancier und Essayisten, der für seine kritische Haltung gegenüber der algerischen Regierung bekannt ist.
Macron zeigt sich besorgt
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich in die Angelegenheit eingeschaltet. Laut einer Quelle aus dem Élysée-Palast sei der Präsident „sehr besorgt über das Verschwinden von Boualem Sansal“ und verfolge den Fall aufmerksam. Die französischen Behörden seien mobilisiert, um die Situation zu klären. „Der Präsident betont seine unerschütterliche Unterstützung für die Freiheit eines großen Schriftstellers und Intellektuellen“, so die Quelle weiter.
Auch Sansals Verlag Gallimard bestätigte, dass seit dem 16. November kein Kontakt mehr zu ihm hergestellt werden konnte. Er war an diesem Tag von Paris aus nach Algerien gereist.
Ein Leben im Widerstand
Boualem Sansal, der 2024 die französische Staatsbürgerschaft erhielt, ist bekannt für seine scharfsinnigen und oft regimekritischen Werke, die ihn in Algerien zur Persona non grata machten. Seine Romane und Essays, die Themen wie politische Unterdrückung, gesellschaftliche Missstände und die algerische Geschichte behandeln, sind in seinem Heimatland zensiert.
Sansal hat sich nie gescheut, das autoritäre Regime in Algerien anzuprangern, was ihn in der Vergangenheit bereits zu einem Ziel von Repressionen machte. Sein offenes Engagement für die Meinungsfreiheit und Demokratie hat ihm internationale Anerkennung, aber auch viele Feinde eingebracht.
Fragen und Befürchtungen
Das plötzliche Verschwinden des Schriftstellers wirft zahlreiche Fragen auf. War Sansal bereits bei seiner Ankunft in Algerien staatlichen Repressalien ausgesetzt? Könnte seine Kritik am algerischen Regime der Grund für sein Verschwinden sein?
Algerien hat in der Vergangenheit wiederholt gegen Journalisten, Intellektuelle und Aktivisten vorgegangen, die als regierungskritisch gelten. Diese Umstände nähren Befürchtungen, dass Sansal Opfer solcher Maßnahmen geworden sein könnte.
Reaktionen und internationale Aufmerksamkeit
Neben Frankreichs Regierung fordern auch Schriftstellerkollegen und Menschenrechtsorganisationen Klarheit über Sansals Verbleib. Der Fall hat bereits international Aufmerksamkeit erregt und könnte die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien weiter belasten.
Es bleibt abzuwarten, ob die Ermittlungen der französischen und algerischen Behörden Antworten liefern werden. Fest steht jedoch, dass das Verschwinden eines der prominentesten Intellektuellen Algeriens ein erneutes Schlaglicht auf die schwierige Lage der Meinungsfreiheit in dem nordafrikanischen Land wirft.
Für seine Unterstützer ist klar: Boualem Sansals Stimme darf nicht verstummen.
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