Man stelle sich vor, man sitzt im Zug auf dem Weg von Paris nach Toulouse, und plötzlich bleibt alles stehen. Kein Strom, kein Weiterkommen – nur noch prasselnder Regen, fallende Äste und bange Gesichter. Genau so begann für viele der Montagabend in Okzitanien. Was folgte, war kein gewöhnliches Unwetter, sondern ein Naturereignis von seltener Wucht – mit Folgen, die man noch lange spüren wird.
Züge stoppen, Städte lahmgelegt
Der TGV zwischen Paris und Toulouse steht still. Warum? Bäume fielen auf die Gleise, Regen verwandelte Bahnhöfe in Teiche, ganze Streckenabschnitte sind beschädigt. Ein Zug musste evakuiert werden – ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die Lage ist. Die SNCF rechnet mit mehreren Tagen Reparaturarbeiten. Wer auf die Bahn angewiesen ist, braucht jetzt starke Nerven – und gute Alternativen.
Die Ruhe nach dem Sturm? Fehlanzeige.
Klassenzimmer unter Wasser – Schulkinder mittendrin
Schulalltag adé. Besonders heftig traf es die Schulen in Cintegabelle bei Toulouse. Dort drang Wasser in die Klassenräume, begleitet von Hagelkörnern groß wie Tischtennisbälle. Kinder duckten sich unter Tische, Lehrer improvisierten Schutzmaßnahmen. Die Schulleiterin sprach von einer „Sondersituation, wie man sie sich nicht vorstellen möchte“.
Die Schulen bleiben erstmal zu – Reinigungstrupps und Handwerker haben Vorrang. In Pins-Justaret wurde sogar ein gesamtes Collège geräumt, weil Decken durchweicht und Wände beschädigt sind. Der Ausnahmezustand betrifft tausende Schüler und deren Familien.
Der Himmel hatte kein Erbarmen
Die von Météo France ausgerufene Warnstufe Orange reichte kaum aus, um vor dem zu warnen, was dann kam: Grêlons – Hagelkörner, so groß wie Hühnereier, legten Dörfer und Straßen lahm. In Lézat-sur-Lèze war Autofahren plötzlich lebensgefährlich, weil die Sicht gleich null war und Eisstücke auf Windschutzscheiben krachten.
Feuerwehrleute sprechen von einem „Stakkato aus Notrufen“ – in nur zwei Stunden mussten sie mehr als 100 Mal ausrücken. Unterspülte Straßen, umgestürzte Strommasten, überflutete Keller. Der Abend verwandelte sich für viele in eine schlaflose Nacht.
Wirtschaft im Ausnahmezustand
Was kostet so ein Sturm? Noch weiß das niemand genau. Aber klar ist: Unternehmen, Schulen, öffentliche Einrichtungen – sie alle sind betroffen. Bauarbeiten, Lieferketten, Personalausfälle – es kommt einiges auf die Region zu. Versicherer sprechen schon jetzt von einer Schadenssumme in Millionenhöhe.
Einige Betriebe müssen schließen, andere kämpfen mit beschädigten Produktionsanlagen. Vor allem kleinere Orte, die ohnehin finanziell klamm sind, werden lange mit den Folgen zu tun haben.
Dieses Unwetter war kein Einzelfall – und auch kein Zufall. Der Klimawandel zeigt sich immer häufiger in solchen Extremen: plötzlich, unkontrollierbar, zerstörerisch. Viele Infrastrukturen – Schulen, Bahnen, Stromnetze – wurden in Zeiten gebaut, als „Hagelkörner wie Eier“ nur in Science-Fiction-Filmen vorkamen.
Jetzt sind sie Realität. Und die Frage, die wir uns stellen müssen, ist: Wie bereiten wir uns auf das nächste Mal vor?
Denn das kommt – garantiert.
Andreas M. B.
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