Ein Blitz aus heiterem Himmel – buchstäblich. Im Tierpark von La Barben in den Bouches-du-Rhône wurde am 14. Mai ein sonniger Ausflug zum Albtraum, als ein plötzlicher Blitzeinschlag 15 Menschen verletzte. Darunter vier Kinder und eine junge Touristin aus Deutschland, die schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
Was als entspannter Nachmittag begann, endete mit einem Großaufgebot von Rettungskräften und vielen offenen Fragen.
Ein sonniger Tag – dann der Schock
Kurz vor 15 Uhr herrschte im Zoo noch reges Treiben. Familien spazierten durch das weitläufige Gelände, Kinder lachten, Tiere wurden bestaunt. Niemand ahnte, dass binnen Sekunden alles kippen würde. Eine gewaltige elektrische Entladung traf eine freie Fläche im Park. Zwei Personen wurden direkt vom Blitz getroffen, der Rest durch den sogenannten „Effekt-Flash“ – ein indirekter Blitzschlag – verletzt.
Der Blitz schlug nicht in eine der zahlreichen metallischen Strukturen oder Bäume ein, sondern in offenes Gelände, doch der elektrische Strom verteilte sich auf alle Menschen in der Nähe.
„Effet Flash“ – ein kaum bekannter, aber gefährlicher Blitzschlag
Was wie ein Begriff aus einem Comic klingt, ist in Wahrheit ein tückisches Naturphänomen. Der „Effet Flash“ entsteht, wenn ein Blitz nahe eines Menschen einschlägt – etwa in den Boden – und sich der Strom radial verteilt. Die Folgen? Nicht selten Verbrennungen, Hörstörungen, Sehstörungen oder gar kurzfristige Lähmungen.
Der zuständige Feuerwehrkolonel, Didier Margotto, erklärte, dass die betroffenen Besucher nicht direkt vom Blitz, sondern von der elektrischen Ausbreitung „elektrisiert“ wurden.
Viel Personal – schnelle Hilfe
Die Reaktion des Zoopersonals war mustergültig. Innerhalb weniger Minuten wurde ein Erste-Hilfe-Raum improvisiert, Notrufe abgesetzt, die Lage unter Kontrolle gebracht. Insgesamt 46 Feuerwehrleute rückten mit 23 Fahrzeugen an, um sich um die Verletzten zu kümmern.
Laut Louis Pons, dem Co-Geschäftsführer des Parks, war das Ereignis „völlig unerwartet“. Und doch stellt sich die Frage – hätte man auf so etwas vorbereitet sein müssen?
Wetterwarnstufe Gelb – Warnsignal überhört?
Am Tag des Unglücks war der gesamte Bezirk in Warnstufe Gelb für Gewitter eingestuft. Kein Alarm, bei dem man automatisch den Zoo schließt. Aber genug, um aufmerksam zu sein. Laut Météo-France wurden an diesem Tag in der Region 403 Blitze registriert – 14 davon in der Gemeinde La Barben.
Gerade bei Orten wie Zoos, Freizeitparks oder Open-Air-Veranstaltungen wird deutlich: Auch eine gelbe Warnung darf nicht unterschätzt werden.
Ein paar Minuten hätten gereicht, um sich in Sicherheit zu bringen. Aber wie oft ignorieren wir kleine Wetterwarnungen, wenn der Himmel noch blau ist?
Psychologische Nachsorge – auch für Helfende wichtig
Zwar wurde kein Tier verletzt und auch die Infrastruktur blieb verschont, doch für das Personal des Zoos war dieses Ereignis ein emotionaler Schock. Daher steht nun auch die Einrichtung einer psychologischen Notfallbetreuung zur Debatte. Denn auch die Helfer – oft unsichtbar im Hintergrund – brauchen Unterstützung nach solchen Einsätzen.
Lernen aus dem Gewitter – mehr als ein Einzelfall
Das Unglück von La Barben zeigt: Wetter kann tödlich sein – und zwar nicht nur bei Naturkatastrophen, sondern auch mitten im Alltag. Die zunehmenden Extremwetterlagen durch den Klimawandel stellen neue Herausforderungen an Sicherheitskonzepte. Öffentliche Einrichtungen unter freiem Himmel brauchen klare, sofort greifende Notfallpläne – inklusive Evakuierungsroutinen, Alarmdurchsagen und sicherer Rückzugsorte.
Denn wenn der Himmel dunkel wird, ist es meist schon zu spät für lange Diskussionen.
Was bleibt – und was jetzt wichtig wird
Während die Verletzten medizinisch versorgt werden und die Ermittlungen zur Ursache laufen, stellt sich eine zentrale Frage: Wie viel Sicherheit muss ein Ort wie ein Zoo bieten, damit Familien unbeschwert dort verweilen können?
Die Antwort darauf wird in den kommenden Wochen nicht nur den Parkbetreiber in La Barben beschäftigen – sondern hoffentlich auch andere Einrichtungen dazu bringen, ihre Sicherheitskonzepte auf den Prüfstand zu stellen.
Denn eines ist klar: Die nächste Wetterzelle kennt keinen Kalender und kommt vielleicht auch wieder „wie aus heiterem Himmel“.
Von Daniel Ivers
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