Tag & Nacht

Ein Bombenalarm legte am 7. März den Bahnverkehr rund um den Gare du Nord in Paris lahm. Der Grund? Eine nicht explodierte Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde auf den Gleisen in Saint-Denis entdeckt. Hunderte Züge fielen aus, Tausende Reisende waren betroffen. Doch so spektakulär diese Nachricht auch klingt – solche Funde sind in Frankreich keine Seltenheit.

13.000 Einsätze in einem Jahr

Frankreich gleicht stellenweise einem riesigen archäologischen Minenfeld. Allein 2023 rückte der Kampfmittelräumdienst der Zivilschutzbehörde fast 13.000 Mal aus, um alte Kriegsmunition zu entschärfen. Immer wieder tauchen Bomben, Granaten oder Minen auf – sei es in der Normandie, in den Ardennen oder wie zuletzt in Paris.

Gerade in den ersten Monaten des Jahres häuften sich solche Funde: Ein Taucher entdeckte im Februar eine 450-Kilogramm-Bombe vor der Küste der Insel Tatihou. Am Flughafen Nantes mussten Bauarbeiten gestoppt werden, als eine alte Granate zum Vorschein kam. Ähnliche Funde gab es in Carignan und anderen Regionen.

Frankreichs verborgene Kriegsrelikte

Wie kann es sein, dass fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch Bomben aus dem Boden geholt werden? Die Erklärung liegt in der Art und Weise, wie diese Waffen konstruiert wurden. Laut Experten sind Bomben Präzisionsinstrumente – fast wie Uhrwerke. Doch nicht jede explodierte beim Aufprall. Manche blieben einfach im Boden stecken, weil sie in einem ungünstigen Winkel auftrafen.

Hinzu kommen menschliche Fehler: Manche Sprengsätze wurden mit einer Sicherung abgeworfen, die damals vergessen wurde zu entfernen. Und mit der Zeit arbeiten sich diese Blindgänger durch Erosion, Bauarbeiten oder landwirtschaftliche Tätigkeiten wieder an die Oberfläche.

Wenn die Bombe gefunden wird – was dann?

Die Entdeckung einer alten Bombe setzt eine präzise Sicherheitskette in Gang. Zunächst rücken Polizei oder Gendarmerie an, um die Lage zu bewerten. Sie entscheiden, ob der Kampfmittelräumdienst sofort eingreifen muss.

Gefährlich wird es bei besonders großen Sprengkörpern oder wenn Rauch oder Flammen austreten. In solchen Fällen – wie bei der Bombe am Gare du Nord – erfolgt die Entschärfung umgehend. In weniger akuten Situationen, etwa wenn ein Bauer eine alte Granate auf seinem Feld findet, können sich die Experten auch Zeit lassen. Dann wird das Gebiet abgesperrt, das Geschoss sicher abtransportiert und später kontrolliert gesprengt.

Die Aufgabe der Bombenräumer

Frankreich wird seine Altlasten aus den Weltkriegen wohl noch lange mit sich tragen. Jährlich werden rund 450 Tonnen Sprengstoffreste entschärft – eine gewaltige Zahl. Und trotzdem liegen vermutlich noch Millionen unentdeckter Sprengkörper in französischen Böden.

Das bedeutet für Bauarbeiter, Landwirte oder Spaziergänger: Die Wahrscheinlichkeit, über eine Kriegsbombe zu stolpern, ist nicht so gering, wie man vielleicht denkt. Wer einen verdächtigen Gegenstand findet, sollte eines auf keinen Fall tun – ihn anfassen.

Von C. Hatty

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