Tag & Nacht




Ab dem 13. Mai 2025 wird das Parken in Bordeaux für eine bestimmte Fahrzeuggruppe teurer – und zwar deutlich. Die Stadt geht damit einen Schritt, der viele Autofahrer aufhorchen lässt: Eine gezielte Preiserhöhung für schwere Fahrzeuge, vor allem SUV, steht an. Inspiriert von ähnlichen Modellen in Paris und Lyon will Bordeaux nun ebenfalls die urbane Mobilität in neue Bahnen lenken.

Teuer wird’s für die Dickschiffe

Ganz konkret trifft die neue Regelung alle Verbrenner über 1.600 Kilogramm sowie Hybrid- und Elektroautos, die mehr als 1.900 Kilo wiegen. Für diese gilt ab sofort ein Aufschlag von 30 Prozent beim Parken auf öffentlichen Straßen. Ausgenommen sind Bewohner mit Parkausweis, Berufspendler mit Abo sowie Fahrzeuge in Tiefgaragen – im Visier stehen also vor allem Tagesgäste und Gelegenheitsfahrer.

Und wie wirken sich diese Tarife im Alltag aus?

Ein Überblick:

Im grünen Sektor (am Stadtrand):

  • 30 Minuten: 1,20 €
  • 1 Stunde: 2,35 €
  • 2 Stunden: 4,70 €
  • 3 Stunden: 11,20 €
  • 4 Stunden (max.): 17,70 €

Im roten Sektor (Innenstadt):

  • 30 Minuten: 1,70 €
  • 1 Stunde: 3,25 €
  • 2 Stunden: 6,50 €
  • 3 Stunden: 13 €
  • 4 Stunden (max.): 19,50 €

Nach 4 Stunden und 15 Minuten wird’s noch kostspieliger: Dann sind pauschal 30 Euro (grün) bzw. 35 Euro (rot) fällig. Autsch!

Warum dieser Schritt?

Die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Pierre Hurmic (Grüne) macht keinen Hehl aus ihrer Motivation. Vier Punkte stehen im Zentrum:

1. Umweltaspekt:
Schwere Fahrzeuge fressen mehr Sprit – auch bei E-Autos steigt mit dem Gewicht der Energiebedarf. Mehr CO₂, mehr Feinstaub – das soll eingedämmt werden.

2. Straßenschäden:
Wer viel wiegt, drückt stärker auf den Asphalt. Die Folge: Schlaglöcher und Reparaturen, die Steuerzahler teuer zu stehen kommen.

3. Platzfresser:
SUV sind groß, breit, hoch – sie blockieren oft gleich zwei Parklücken oder erschweren das Manövrieren in engen Straßen.

4. Sicherheitsfrage:
Gerade für Kinder, Radfahrer und Fußgänger stellen große Fahrzeuge ein erhöhtes Risiko dar. Ein kleiner Unfall kann da schnell große Folgen haben.

Die Maßnahme stellt keinen Alleingang dar. In Paris gilt seit Oktober 2024: Wer mit einem SUV in die Hauptstadt kommt, zahlt dreifach beim Parken – es sei denn, er ist Anwohner, beruflich unterwegs oder eingeschränkt mobil. Die Regelung wurde per Bürgerentscheid abgesegnet.

Auch Lyon und Grenoble setzen inzwischen auf gewichtsbasiertes Parken. Es ist ein deutlicher Trend: Städte wollen ihre Straßen entlasten – ökologisch, finanziell und platztechnisch.

Die Botschaft ist klar: Wer urban unterwegs ist, soll möglichst leicht, kompakt und emissionsarm fahren.

Was sagen die Leute?

Kaum überraschend: Die Meinungen klaffen weit auseinander.

Einige begrüßen den Schritt als dringend nötige Maßnahme gegen urbane Umweltverschmutzung. Andere schimpfen über Gängelung und „grüne Ideologie“. Besonders Familien, die größere Fahrzeuge aus praktischen Gründen nutzen, fühlen sich benachteiligt.

Doch Bordeaux’ Stadtspitze bleibt gelassen. Die Erhöhung sei moderat und gezielt – niemand werde „bestraft“. Es gehe vielmehr darum, ein Umdenken zu fördern. Und seien wir ehrlich: Muss wirklich jeder Innenstadtbesuch mit dem SUV erfolgen?

Ein interessanter Nebeneffekt: Durch die Debatte rückt das Thema Verkehrswende wieder in den Fokus. Und vielleicht entsteht daraus sogar ein neues Bewusstsein – ähnlich wie bei Plastiktüten oder Tempolimits.

Und jetzt?

Ob sich durch die neuen Preise das Verhalten ändert, wird sich zeigen. Klar ist aber: Bordeaux will sauberer, sicherer und lebenswerter werden. Weniger Blechlawinen – mehr Raum für Menschen.

Am Ende steht die Frage: Was ist uns unsere Stadt wert – und wie viel Platz wollen wir den Autos noch geben?

Von C. Hatty

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